Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
sie.
Ich bewunderte die Bewegung ihrer Lippen, als sie den Happen in den Mund schob. Kaute. Schluckte, und, oh, wie ihr Hals dabei arbeitete. Mir war bewusst, dass ich mir etwas entgehen ließ …
Ich hörte, wie hinter mir jemand lautstark aß. Anders als die anderen Gäste schmatzte und grunzte er. Und furzte, wenn mich meine Nase nicht täuschte. Charmant. Manche Menschen erhoben die Völlerei zu einer völlig neuen Kunstform.
Ich hörte schnaubendes Gelächter – ein feuchtes Glucksen voller Heiterkeit und Appetit. Unhörbar für menschliche Ohren.
Oh, verdammt.
Ich drehte mich auf meinem Stuhl um, als wollte ich einen Kellner heranwinken, und erspähte ihn zwei Tische von mir entfernt: einen Koloss, der über die Ränder seines Stuhles quoll, während er ein Stück Lammkarree in sich hineinstopfte, dessen Fett auf seinen dicken Lippen glänzte. Schütteres schwarzes Haar glänzte auf seinem Kopf, und sein breiter Mund wurde von einem Fu-Manchu-Bart umrahmt, dessen spitze Enden vor Soße nur so trieften. Seine goldfarbene Haut war von seiner extremen Leibesfülle gespannt – er sah aus wie ein Stück Blätterteiggebäck, das so vollgestopft war, als wollte es jeden Moment zerplatzen. Auf seinem Tisch türmte sich das Essen: gegrillte Hähnchenschenkel und ganze Fische, Schinken und Rinderbrustfilet, Schüsseln mit dampfendem Gemüse und gratinierten Kartoffeln und Schalen voll Obst; Essen, das nicht ausschließlich von der Speisekarte dieses Thai-Restaurants stammte. Er wischte sich den Mund mit seinem Handrücken ab, der locker die Größe einer Bärenpranke hatte. Dann blickte er mir in die Augen.
Beelzebul, der König der Völlerei, grinste mich an. Zwischen seinen Zähnen hingen Fleischreste, die sein Lächeln zierten wie Fliegen einen Teller Suppe.
Auf meiner Stirn bildeten sich Schweißperlen, und ich befahl meinem Herzen, sich verdammt noch mal aus meinem Hals zurück in den Brustkorb zu verziehen, wo es hingehörte.
Ein Kellner bemerkte meine erhobene Hand und kam an unseren Tisch. Ich riss meinen Blick vom Lord der Schlemmerei los und hob mit schweißnassen Fingern meine Tasse. Der Kellner nickte und eilte davon, um mir mehr Kaffee zu bringen, den ich überhaupt nicht haben wollte.
Virginia sagte etwas, machte einen witzigen Kommentar, den ich nicht mitbekam, daher lächelte ich nur und nickte beifällig, während ich über Beelzebul nachdachte. Ich hatte seine Anwesenheit nicht gespürt – nicht einmal, als ich ihn direkt anstarrte. Er war vollständig gegen mein Dämonenradar abgeschirmt, wie es nur den Mächtigsten in der Hölle und im Himmel gelang. Heilige Scheiße, wie mächtig war er?
In jedem Fall mächtig genug, um über die Schlemmer zu herrschen. Mindestens so stark wie Pan, aber deutlich älter als mein Gebieter. Und deutlich gerissener.
Ich versuchte, nicht hinzuhören, während Beelzebul in seinem Festmahl schwelgte, aber die Geräusche waren geradezu ohrenbetäubend – seine grunzenden Schmatzer erschütterten mein Trommelfell. Jetzt riss er das Fleisch mit den Zähnen ab, zerrte, rupfte, die Haut dehnte sich, gab nach, und er kaute und sabberte …
Der Kellner kam zurück, füllte meine Tasse auf und verschwand wieder. Ich nahm hastig einen Schluck, ohne den Geschmack des Getränks wahrzunehmen.
Vielleicht würde er mich nicht erkennen.
SEI GEGRÜSST, AUSERWÄHLTER PANS.
Scheiße. Seid gegrüßt, Lord Schlemmer.
»Don?«
Ich blinzelte, lächelte Virginia an, die mich mit schräg gelegtem Kopf musterte. »Alles in Ordnung?«
WIR MÜSSEN REDEN, LÜSTLING.
»Don?«
»Hmm? Oh, entschuldige. Ich war nur in Gedanken, das ist alles.« Ganz, wie ihr wünscht, Herr.
»Don, was ist los?« Ihre Stimme war voller Mitgefühl, das an Besorgnis grenzte.
»Gar nichts, Puppe«, sagte ich, abgelenkt von dem zwei Tische weit entfernten Höllenwesen. Ich spürte den Blick seiner Schweineaugen, die sich gierig in meinen Rücken bohrten. Er fragte sich vermutlich, ob ich mit Ketchup besser schmecken würde.
AMÜSANT.
Uuups.
»Puppe? Du hast mich gerade nicht ernsthaft ›Puppe‹ genannt, oder?«
Ich ignorierte Beelzebuls schluckaufähnliches Lachen und konzentrierte mich auf Virginia, verblüfft über ihre hämisch verzogenen Mundwinkel, ihre spöttisch schimmernden Augen. »Was?«
»In welchem Jahrzehnt leben wir denn?«, fragte sie. »Den Vierzigern? Puppe? Im Ernst?«
Obwohl sich gerade einer der sieben Sündenkönige über mich lustig machte, brachte ich ein Lächeln
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