SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
schon ein halbes Dutzend Mal gesagt, dass du mich ruhig duzen kannst. Und nenne mich nicht immer Sir! Ich spreche von heute Morgen in der Frühe, Walt. Die Blonde!»
«Mister Levine, Tony Sir, ich weiß wirklich nicht wovon Sie sprechen. Ich habe weder Sie noch ein blonde Frau gesehen. Waren Sie aus?»
«Schon gut, Walter! Nichts für ungut. Einen schönen Feierabend wünsch ich.»
«Sir?»
«Ach nichts, entschuldige die Störung.»
Tony beendete den Anruf und starrte auf das Display.
Die Limo! Die Zentrale muss meinen Anruf registriert haben.
Zu Tonys Erleichterung bestätigte ihm die nette Dame vom Call Center, dass sie zwar seinen Anruf erhalten, der Fahrer aber niemanden vorgefunden hatte an der bestellten Adresse.
Das habe ich mir also definitiv nicht eingebildet. Aber abgeholt wurde ich von jemand anderem.
Er wünschte der Dame einen schönen Tag und verabschiedete sich. Tony lief es kalt den Rücken hinunter. Hier erlaubt sich jemand einen üblen Scherz mit mir. Oder das FBI ist hinter mir her wegen letzter Nacht.
Tony lachte laut heraus.
Wahrscheinlich rauschen gleich ein paar Typen vom DEA oder die Narcs 9 vom NYPD hier rein.
Es war ihm nicht wirklich zum Lachen zumute. Die ganze Situation schien ihm derart absurd, dass ihm wenig anderes übrig blieb.
Er ging hinüber zur breiten Glasfront, öffnete die Schiebetür zur riesigen Terrasse und trat hinaus in die Frühlingsluft. Es roch nach der üblichen Mixtur von Laub, Hot Dogs, Beton, Abgasen und hunderten von anderen Dingen. Es war schwierig, etwas Bestimmtes aus der Wärme herauszufiltern.
Tony neigte den Kopf nach oben. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, wärmte seine Haut.
Er ließ seinen Blick über die umliegenden Apartmenthäuser schweifen. Auf einigen der Balkone sonnten sich gutverdienende New Yorker oder legten sich eine Kleinigkeit auf den Grill.
Von weit unten drang der übliche Verkehrslärm hinauf. Hupen, Dröhnen, scheinbar meilenweit weg. Irgendwoher der Klang einer Sirene, die übliche Geräuschkulisse von New York City.
Die Stadt ist doch noch erwacht. Wie ich. Aber was zum Teufel sollte das mit den K.O.-Tropfen? Diebstahl? Kann nicht sein. Es fehlt nichts. Brieftasche, Handy, alles da. Was wollte die Blonde?
Tony mochte eine Viertelstunde so dagestanden haben, als es an der Tür klingelte.
Hey, da sind die Bullen ja schon! Die lassen nichts anbrennen.
Tony strich sich die Haare von der Stirn und ging zum Eingang. Er schaute auf den kleinen Monitor neben der schweren dunklen Holztür. Draußen auf dem Gang stand ein hagerer Typ in Uniform von FedEx.
Tony öffnete die Tür einen Spalt.
«Ja?»
«Der Portier hat mich hineingelassen. Dachte, es sei so angenehmer für Sie, als wenn Sie extra runterkommen müssen. Ich habe hier ein International First-Paket. Es tut uns furchtbar leid, die Sendung hätte bereits am Freitag hier sein sollen. Bitte unterschreiben Sie hier.»
International First? Die höchste Dringlichkeitsstufe für Express-Sendungen?
Der FedEx-Mensch grinste übertrieben freundlich und streckte ihm eines der typischen weißen Pakete mit den orange-violetten Lettern zusammen mit einem ebenfalls uniformierten Kugelschreiber entgegen.
Ob die wohl auch Socken mit ihrem Logo drauf tragen? Tz.
Der Bote hatte den Block mit den Dokumenten auf das Paket gelegt und hielt es ihm hin. Tony unterschrieb und gab die Papiere zurück.
Der Mann verabschiedete sich und machte sich auf in Richtung Aufzug. Tony schloss die Tür und ging zurück ins Wohnzimmer. Die Box war eine der typischen Normgrößen des Express-Services. Er schaute auf die Dokumente. Die Absenderin war eine Madame Sophie Lefebre in Paris. Nie gehört.
Tony schüttelte das Paket ganz leicht und horchte. Etwas rutschte im Innern kaum merkbar hin und her. Der Inhalt war nicht besonders schwer, es schien etwas Kompaktes zu sein. Tony musste unvermittelt an Cast Away denken. Er fragte sich, ob der abgestürzte Pilot mit dem Inhalt dieses Pakets wohl etwas hätte anfangen können. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Ich fühle mich heute auch ein wenig gestrandet.
Er legte die FedEx-Box auf den Salontisch, setzte sich auf die Couch – immer noch baff – und schaute sich gedankenversunken in seinem Wohnzimmer um. Auf dem eleganten Sideboard lagen einige Blu-Ray-Schachteln auf einem Stapel. Direkt daneben der riesige Flatpanel-Screen und weiter rechts der schwarze Verstärker.
Moment!
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