Summer Westin: Todesruf (German Edition)
sah ihn an. »O, Organisation. Wofür steht Z?«
»Wir glauben, es steht für Ziel.«
Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Dann beantwortete er eine Frage, die sie gar nicht gestellt hatte. »Und wir glauben, dass SW für Summer Westin steht.«
27
»Aber ich gehöre nicht zum National Park Service. Wie oft muss ich das noch sagen: Ich habe nur einen Zeitvertrag.« Die Färse an ihrer Seite stieß einen warmen Schnaufer aus, als wolle sie das Gesagte unterstreichen.
»Offenbar wissen sie das nicht.«
Die Heuschrecken bekamen irgendein unhörbares Signal und begannen erneut, in einem nahe gelegenen Pappelbestand zu summen.
»Und wieso wird jetzt nicht mehr das Veteranenamt in die Luft gesprengt?«
»Das war Allysons Plan. Offenbar wurde der nach ihrem Tod geändert.«
Falscher Zeitpunkt . Ihr Magen vollführte seltsame Kunststückchen.
»Es handelt sich hier um riesige Organisationen. Es hat lange gedauert, bis wir diese Initialen mit Daten verknüpfen und die dazugehörigen Namen ermitteln konnten.« Chase zeigte auf die Briefe an die Finanzbehörden. »RO ist Robert Orso. Nach 35 Jahren im Dienst veranstaltet das Finanzamt in San Diego am 28. August eine Abschiedsparty für ihn. Er geht in den Ruhestand.« Sein Zeigefinger bewegte sich zwei Quadrate weiter. »Natalie Seger ist für die Öffentlichkeitsarbeit beim U . S. Marshalbüro in Atlanta zuständig. Sie moderiert am 28. August eine Ordensverleihung. Ralph Guze ist Zollinspektor. Soweit wir wissen, hat er am Freitag auf den Docks in Baltimore Dienst.«
Entsetzt starrte sie ihn an. »Die Nummer, die wir an dem Baum entdeckt haben – zwei-acht-eins–acht? Das war nicht eins-acht, oder? Es war Schrägstrich-acht, wie das Datum, 28. August. Eminen10.« Ihr stockte der Atem. »Wirklich clever verschlüsselt. Eine mögliche Anrede für Eminenz ist augustness . Wenn auch völlig veraltet. Und 10 ist zwei plus acht. Der 28. August.«
»Schade, dass du nicht schon früher bei uns im Team warst«, sagte er. »Nicole und ich haben ganz schön lange gebraucht, um daraufzukommen.«
Am 28. August wurde die Konferenz eröffnet. Der Tag ihrer Rede. Das Datum, das mit der Zahl 14 und den Jahrestagen von Waco und Oklahoma City in Zusammenhang stand. Die Heuschrecken schienen nun nicht mehr von den Bäumen zu summen, sondern direkt in ihrem Schädel. »Da müssen doch fast 100 Leute auf dieser Liste stehen.«
»Genau 100. In einigen E-Mails fand man Anspielungen auf 100 Lichtpunkte. S steht wahrscheinlich für Sektion; das, was wir Zellen nennen. Das Ganze scheint eine gut koordinierte Aktion zu sein, die zum gleichen Zeitpunkt überall im gesamten Land über die Bühne gehen soll.«
Unglaublich. Sie hielt eine Liste amerikanischer Terroristen in Händen. Landsleute von ihr. Und auf dieser Liste standen ihre Initialen. Sie legte das Blatt auf das Armaturenbrett und wischte sich die verschwitzten Hände am Kleid ab. Gott sei Dank hatte das FBI die Pläne entdeckt, bevor sie in die Tat umgesetzt werden konnten. »Aber da ihr jetzt davon wisst, könnt ihr das Ganze stoppen. Ihr habt doch eure Bankräuber, oder?«
»Noch nicht.« Er nahm ihre Hand und sah ihr in die Augen. Es hätte eine romantische Geste sein können, allerdings passte sein grimmiger Gesichtsausdruck nicht dazu. »Wir wissen, wer sie sind, und jetzt wissen wir auch, wozu das Geld verwendet werden soll. Offenbar soll jede Sektion, die einen Treffer landet, 5 0 000 Dollar Belohnung erhalten. Die meisten der vorgesehenen Opfer konnten wir inzwischen identifizieren.«
Die meisten? Sie musste schlucken.
»Im ganzen Land sind Kollegen an der Sache dran. Bis zum 28. kennen wir alle Ziele.«
»Gut«, sagte sie. »Und bis dahin habt ihr auch alle geschnappt.«
»Jetzt kommen wir zum schwierigen Teil.« Sein Griff wurde fester. »Wir kennen die Ziele – und wir werden uns um ihren Schutz kümmern –, aber wir kennen nicht alle Täter. Bis zum 28. verhaften wir gar niemanden.«
Ungläubig starrte sie ihn an.
»Das ist unsere große Chance, Summer. So eine Gelegenheit, auf einen Schlag ein landesweites Terror-Netzwerk auszuschalten, hatten wir noch nie.« Seine Augen funkelten vor Begeisterung. »Wir können es uns nicht leisten, vorab jemanden zu warnen. Wir müssen sie auf frischer Tat erwischen, damit wir sie ein für alle Mal hinter Gittern bringen können. Andernfalls bekommt ein Teil von ihnen höchstens einen Klaps auf die Hand wegen unerlaubten Waffenbesitzes, und sie verschwinden erneut im
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