Summer Westin: Todesruf (German Edition)
her. Sam griff nach ihrer Stablampe und drückte beim Hinausgehen auf den Lichtschalter an der Wand. Blackstock und sie trafen sich an der Eingangstür und schlichen zu seinem Pick-up, um sich einen Drink zu genehmigen.
Am nächsten Morgen wurde Sam von Wolfsgeheul geweckt. Ihr linker Fuß verwickelte sich in der Bettdecke, sodass sie bei dem Versuch aufzustehen quasi aus dem Bett fiel und sich das verletzte Knie an der Bettkante anschlug. Der unsichtbare Wolf heulte noch drei weitere Male, bis sie sich endlich zu dem kleinen Tisch vorgetastet hatte, auf dem ihr Handy und das Ladekabel lagen.
»Westin«, krächzte sie.
»Hallo, Summer. Ich habe dich doch nicht geweckt, oder?«
Wer zum Teufel war das denn? Sie wartete, rieb sich das bandagierte Knie und blinzelte schläfrig in das trübe Licht. Ihr Kopf schmerzte, und im Mund hatte sie einen Geschmack, als hätte sich dort über Nacht ein Gleitbeutler eingenistet. Sie fuhr mit der Zunge über die Naht an ihrer Lippe.
Mayas Bett war gemacht, und ihre Wanderstiefel waren aus der Nische verschwunden, die ihnen als Schrank diente. Sam fühlte sich ein wenig unbehaglich; sie hatte nicht das Geringste davon mitbekommen, dass sich ihre Zimmergenossin für die Arbeit fertig gemacht hatte. Maya und ihre diebischen Kollegen hätten locker das komplette Zimmer leer räumen können.
»Hallo?«, fragte die männliche Stimme verunsichert.
»Wer spricht da?«
»Richard Best, dein alter Freund beim Edge .«
»Ja, natürlich. Der Mann, der mich rausgeschmissen hat.«
Er brauchte nur kurz, um sich von ihrer Antwort zu erholen. »Ich bin derjenige, der dich eingestellt hat. Und dann habe ich dir eine kleine Verschnaufpause verschafft, aber so läuft das nun mal. Und jetzt stelle ich dich wieder ein.«
»Woher hast du meine Handynummer?« Hoyle hätte sie ihm bestimmt nicht gegeben.
Das Anklopftuten ertönte. Wenn man vom Teufel sprach – es war Peter Hoyle, der sie ebenfalls zu erreichen versuchte. Sie beschloss, ihn mit der Mailbox reden zu lassen und sich später darum zu kümmern.
»Es hat mich tief getroffen, dass du vergessen hast, mir deine Handynummer zu geben«, sagte Best. »Aber egal. Wo ist der Vertrag über die Sache mit den vom Aussterben bedrohten Tieren?«
»Wieso interessierst du dich überhaupt für diese ›Sache mit den vom Aussterben bedrohten Tieren‹? Was ist aus Luxus-Spas und reichen Leuten geworden?«
»Das soll eine große Konferenz werden. Die Presse wird auch da sein. Ob du es glaubst oder nicht, die Leute erinnern sich noch an dich und diese Puma-Geschichte letztes Jahr. Außerdem haben wir eine Umfrage gemacht. Du wärest überrascht, wie viele von unserem Zielpublikum etwas für die Umwelt übrighaben.«
»Wäre ich nicht.«
Das überhörte er. »Hast du den Vertrag unterschrieben? Ist er in der Post?«
Allmählich wurde ihr kalt in ihrem dünnen Schlafanzug. »Du willst mich wirklich einstellen, nur damit ich einen Bericht schreibe und bei einer Konferenz spreche?«
Der Vertrag beinhaltete nicht mal eine Woche Arbeit. Bei all dem, was gerade im Park vor sich ging, kam ihr die Rede völlig nebensächlich vor. Andererseits lief ihr Vertrag mit dem Park Service in wenigen Wochen aus. Falls Blake nicht noch irgendwelche Anrufe von potenziellen Auftraggebern entgegengenommen hatte, ohne ihr das bisher mitzuteilen, wartete danach keine weitere Arbeit auf sie.
»Ich denke, wir können auch die Unkosten übernehmen«, erwiderte Best. »Aber da es vor Ort stattfindet, dürften sowieso nur ein oder zwei Mahlzeiten anfallen.«
Ihr Kopf schmerzte, und sie bereute, gestern Abend mit Blackstock die Flasche Wein geleert zu haben. Doch da schien es eine gute Idee gewesen zu sein, der ideale Seelentröster, während sie sich gegenseitig ihre Schuldgefühle bezüglich Lisas Tod eingestanden.
»Summer? Bist du noch dran?«
»Du willst dich bloß absichern, nicht wahr? Du hast den Medien bereits mitgeteilt, dass ich es mache.«
Er lachte. Sie konnte nicht sagen, ob es gezwungen klang oder nicht. »Wir waren uns sicher, dass du willst, und du warst nicht hier, also konnten wir dich nicht fragen. Das ist genau dein Ding, diese Konferenz.«
Ihr kam der Gedanke, dass sie The Edge vielleicht gar nicht brauchte, dass sie den Vertrag auch direkt mit den Organisatoren der Konferenz abschließen konnte. Wer auch immer die waren.
Als ob Best ihre Gedanken lesen könnte, fügte er hinzu: »Wenn alles gut läuft, machen wir vielleicht eine wöchentliche
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