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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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so einer frechen Antwort fähig war. Sie wollte ihm von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten, wollte sterben wie eine Kämpferin, aber sie konnte ihren Körper nicht dazu bewegen, sich von dem beruhigend festen Baumstamm zu lösen.
    »Falscher Zeitpunkt.« Sie hörte ihn davonschleichen wie eine Klapperschlange, die durch das Unterholz gleitet. Ein paar Sekunden später gab sie dem Impuls nach, die Beine einfach einknicken zu lassen, und landete hart auf dem Boden. In der Ferne ging die Taschenlampe des Eindringlings an. Er war auf dem Weg, der rund um den See führte. Er ließ sich Zeit. Offensichtlich wusste er genau, dass er längst auf und davon sein würde, bis sie Verstärkung herbeigerufen hatte.
    Es dauerte ein paar Minuten, ehe sie wieder normal atmen konnte und ihre zitternden Beine sie wieder trugen. Meine Güte, war sie ein Waschlappen! Wie hatte Caitlin Knight es bloß geschafft, einen Job zu machen, bei dem sie sich bewaffneten Wilderern in den Weg stellen musste? Wie hatten ihre letzten Minuten ausgesehen? Sam überlief es kalt.
    Sie knipste ihre Stablampe aus und ging schwankend auf den Rand des Minenkraters zu. Tief unten lag eine weiße Rose, deren halb geöffnete Blütenblätter sich deutlich von dem dunklen Fels abhoben.
    Die Rose konnte nur für Lisa Glass sein. Zumindest war sie der Beweis, dass es jemanden gab, der sie vermisste – sie war nicht völlig allein auf dieser Welt gewesen. Oder bei dem Mann hatte es sich um ihren Mörder gehandelt, und diese Rose sollte sein Bedauern über die abscheuliche Tat ausdrücken. Seinen Worten nach war er jedenfalls eher ein Mörder als ein Liebhaber.
    Während sie zu ihrem Zelt zurückging, raubte ihr jedes Geräusch den letzten Nerv. Sobald es es raschelte, klang das für sie wie ein Verfolger, nicht wie eine Maus; jeder leichte Aufprall wie ein Schritt und nicht wie ein auf die Erde fallender Tannenzapfen. Doch jedes Mal, wenn sie die Stablampe anknipste, war sie allein. Im Zelt angekommen griff sie als Erstes nach ihrem Funkgerät und meldete die beiden Vorfälle mit den Eindringlingen – mehr der Ordnung halber als in der Hoffnung, die Missetäter könnten noch erwischt werden. Vielleicht ließ sich der Fahrer des Wagens anhand des Schadens an seinem Fahrzeug ermitteln.
    Sie packte ihren Schlafsack und trug ihn zu einem anderen großen Lebensbaum, nur für den Fall, dass der Eindringling ihr Zelt entdeckt hatte. Als sie sich unter die herabhängenden Zweige duckte, tönte ein urzeitlicher Schrei durch den Wald. »Ka-ka-ka-ka-wow!« Sie hielt den Atem an und wartete, ob ein anderes wildes Tier auf den Angriffslaut reagierte. »Huh-huh-huh! Huh-huh!«, kam die Antwort aus etwas größerer Entfernung, und Sam wurde klar, dass sie dem Zwiegespräch zweier großer Virginia-Uhus lauschte. Verdammter Rosenmann mit seiner Schnüffelei! Er hatte ihr diesen magischen Moment verdorben.
    Falls sie diese Nacht überlebte, würde sie nach Hause fahren und sich eine Atempause gönnen. Sie brauchte eine Katze auf ihrem Schoß und das gute Gefühl einer Nacht im eigenen Bett.
    Sie schlüpfte in den Schlafsack, wartete mit dem Rücken gegen den Baum gelehnt auf das Morgengrauen und öffnete jedes Mal ein Auge, wenn ein Backenhörnchen über den Waldboden huschte.

18
    Eierschalenfarben oder graubraun? Sam konnte sich nicht entscheiden. Egal, mit welchem der beiden hochhackigen Schuhpaare sie über den gebohnerten Holzboden lief, immer klang es wie Stampfen. Oder wie Trampeln. Wie auch immer man das Geräusch nennen wollte, angenehm hörte es sich jedenfalls nicht an. Andere Frauen machten bestimmt nicht solche Geräusche, wenn sie in hochhackigen Schuhen herumliefen. Und andere Frauen würden nicht die Assoziation an Worte wie »trampeln« oder »stampfen« wecken, sondern eher an »schweben« oder »gleiten« oder »stolzieren«. Sam versuchte, durch das Zimmer zu stolzieren, und beobachtete sich dabei in dem großen Spiegel an der Tür des Kleiderschranks. Sie schwang die Hüften wie ein Model auf dem Laufsteg und ließ den weiten Rock ihres Kleids um die Beine wirbeln. Es war ein schön fallendes korallenrotes Abendkleid, das Adam ihr vor ein paar Jahren geschenkt hatte. Der Mann mochte ein selbstgefälliger Karriererist sein, aber Geschmack hatte er.
    Blake kam mit einer vollen Einkaufstüte in den Armen zur Haustür herein. Er blieb stehen und musterte Sam, die sich bereits auf eine ironische Bemerkung gefasst machte. Simon sprang von der Couch und begrüßte

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