Summer Westin: Todesruf (German Edition)
Blake mit einem »Miau«.
»Geiler Fetzen.« Blake trat ins Zimmer, ließ die Tür hinter sich auf und ging Richtung Küche, dicht gefolgt von Simon.
»Dem kann ich nur beipflichten.«
Chase, frisch rasiert und im blauen Anzug, lehnte grinsend am Türrahmen.
Seltsamerweise gewöhnte sie sich allmählich daran, dass er völlig unerwartet an den unmöglichsten Orten auftauchte. Diesmal war sie ausnahmsweise in der glücklichen Lage, frisch geduscht zu sein. Ihr ordentlich gekämmtes Haar fiel ihr locker auf die Schultern, und sie hatte Beine und Achselhöhlen rasiert und sich schick angezogen. Lächelnd winkte sie ihn herein.
»Ein außerordentlich geiler Fetzen.« Chase trat ins Zimmer. »An einer außerordentlich erotischen Frau.«
»Aber ich laufe wie ein Trampeltier.«
»Ich bin sicher, selbst dein Trampeln ist erotisch.« Er zog seine Anzugjacke aus und warf sie auf die Couch. Dann stellte er sich hinter sie und schlang die Arme um sie. Sie betrachteten sich im Spiegel. Sein Schulterholster mit der Waffe darin verlieh dem Spiegelbild einen Hauch von Gangstertum – als wäre Sam eine zierliche blonde Bonnie und Chase ein großer dunkler Clyde.
»Jede Wette, dass Nicole nicht so ein Trampeltier ist.« Sam drehte sich zu Chase um und legte den Kopf in den Nacken, um ihn zu küssen.
»Das stimmt.« Er ließ sie so weit nach hinten sinken, dass sie gefallen wäre, hätte er sie nicht festgehalten. »Trotzdem ist Nicole völlig unerotisch.«
Chase zog Sam wieder hoch, sie stellte sich auf die Zehenspitzen, und ihre Lippen fanden sich. Er roch nach Limonen-Aftershave, und sein Kinn und seine Wange lagen glatt an ihrer, nicht wie bei ihrem Treffen im Wald, als er ganz kratzig gewesen war – war das wirklich erst vor drei Tagen gewesen? Es fühlte sich an, als läge der Marmot Lake auf einem anderen Planeten, nicht nur vier Autostunden entfernt.
»Hast du Zeit, mit mir essen zu gehen?«, fragte Chase.
»Leider nicht.« Sie deutete auf die offene Tür zum Waschraum, wo gerade eine Ladung im Trockner und eine in der Waschmaschine umherwirbelte. Ein weiterer Stapel dreckverkrusteter Wäsche wartete auf dem Boden. Am Vortag hatte sie die Ersatzteile für das tropfende Rohr in der Küche besorgt und den Schaden repariert, und deshalb war sie erst jetzt zum Wäschewaschen gekommen.
Blake tauchte mit einem Bund glatter Petersilie in der Hand in der einen und einem Schälmesser in der anderen Hand aus der Küche auf. »Bleib«, befahl er mit einem Blick auf Chase.
»Jawohl, Sir.« Chase ließ sich auf die Couch fallen und zerrte an seiner Krawatte herum.
Sam schleuderte den linken Schuh von sich und glitt in den des anderen Paars. »Eierschalenfarben oder graubraun?« Sie drehte sich langsam und sah ihren Mitbewohner fragend an.
»Mich darfst du da nicht fragen«, wehrte Blake ab. »Hochhackige Schuhe sind so gar nicht mein Stil.«
»Meiner auch nicht«, erwiderte sie.
»Welche Farbe hat das Kleid?«, fragte Chase.
»Aqua.« Sie betrachtete sich stirnrunzelnd im Spiegel. »Ich hoffe, der Farbton ist eher türkis als meergrün. In Pastellfarben sehe ich immer aus wie eine Leiche.«
»Nimm die graubraunen. Die passen zu mehr Farbtönen als die anderen.« Chase zog die blaugemusterte Krawatte vom Hals und stopfte sie in die Tasche seiner Anzugjacke.
»Das Essen ist nichts Besonderes«, sagte Blake. »Ravioli und Salat. Und dieses leckere Sauerteig-Kräuterbrot, das ich im TJ’s entdeckt habe.«
»Klingt himmlisch.« Chase stand auf. »Was kann ich tun?«
Blake verschwand in der Küche und tauchte gleich darauf mit einem Korkenzieher und einem großen Fleischermesser wieder auf. »Wähl deine Waffe.«
Chase zog eine Flasche aus der Tasche seiner gefalteten Sportjacke und griff nach dem Korkenzieher. »Im Grunde bin ich eher der gewaltfreie Typ.«
»Dann solltest du aber auch die Pistole ablegen.« Blake verschwand erneut in der Küche.
»Einverstanden.« Chase löste das Holster von seinem Gürtel und warf es auf seine Jacke. Er blinzelte Sam zu und verschwand ebenfalls in der Küche.
Sam hatte sich manches Mal gefragt, ob ihr FBI-Agent mit seinem Machoauftreten wohl mit ihrem schwulen Mitbewohner auskommen würde. Und jetzt fühlte sie sich allmählich in ihrer eigenen Wohnung wie das fünfte Rad am Wagen.
»Ich mache den Salat«, rief sie. »Bin gleich wieder da.« Sie flitzte in ihr Schlafzimmer, um sich umzuziehen.
Ohne die Absätze kam sie sich zwar kleiner, dafür aber mit abgetragener Jeans,
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