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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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die Menschen, die allem ein Etikett aufdrücken mussten, die Sam nur kurz ansahen und schon abstempelten als liberale, intellektuelle, feministische Umweltschützerin – alles Bezeichnungen, auf die sie im pazifischen Nordwesten immer stolz war, die woanders aber gern als Schimpfwörter gebraucht wurden.
    Doch nicht alle waren eine Enttäuschung. Sie hatte durchaus Freunde. Hier waren es Mack, Joe und Blake, und in Utah Kent und Rafael. Keinen von ihnen sah sie so oft, wie sie sich das gewünscht hätte: Wenn sie nicht ihrer Arbeit nachgingen, wurden sie verständlicherweise von ihren Frauen und Kindern beziehungsweise ihren Freundinnen in Beschlag genommen. Oder, in Blakes Fall, von dem ein oder anderen gelegentlichen Freund.
    Ihre Schuhe machten saugende Geräusche im Schlamm, als sie durch das Feuchtland zurück zu ihrem Wagen stapfte. Ja, die meisten Leute brachten einem mehr Ärger ein, als sie wert waren. Aber dann gab es da ja auch noch Chase. Allein der Gedanke an ihn zauberte ihr ein Lächeln auf das Gesicht. Allerdings war er in gewisser Weise auch ein Ärgernis. Er lebte in Utah, sie in Washington, und sie hatten beide seltsame und risikoreiche Jobs mit langen Arbeitszeiten. Würden sie jemals richtig zusammenkommen? Wollte Chase das überhaupt?
    Was sah er eigentlich in ihr? Er hatte genügend Verehrerinnen. Sie hatte mehr als einmal beobachtet, wie Frauen ihm sehnsüchtige Blicke zuwarfen.
    Es war frustrierend, keine Freundin zu haben, mit der man all das besprechen konnte. Laura Choi machte einen netten Eindruck, aber meistens redeten sie über Joe und Lili. Wobei ihr einfiel – sie musste noch einen Termin finden für das Gespräch mit Lili über Lebensläufe. Vielleicht konnte sie dem Mädchen bei der Gelegenheit auch noch ein paar Informationen über diese verdammten Schilder aus der Nase ziehen.
    Als Sam an diesem Abend in den Schlafsack kroch, stellte sie fest, dass er nach Chase roch. Wo sie heute Nacht wohl wäre, wenn sie ihn begleitet hätte? In einem Hotel, bei heißem Sex? Ein verlockender Gedanke. Aber wahrscheinlich würde sie ja doch nur in einem Regierungswagen hocken oder auf einer Couch in einem Allerweltsbüro vor sich hindösen und darauf warten, dass Chase von irgendeiner Besprechung oder irgendeinem Überwachungseinsatz zurückkam. Erbärmlich. Sie wollte nicht, dass Chase oder Nicole sie für ein Groupie hielten, das sie jetzt ständig im Schlepptau haben würden.
    Das Einzige, was sie jetzt wäre, wenn sie Chase begleitet hätte, wäre arbeitslos. Peter Hoyle hätte sie sofort gefeuert, wenn er sie dabei ertappt hätte, dass sie ihren Drei-Monats-Vertrag nicht sorgfältig erfüllte. Hoyle würde sie vermutlich sogar feuern, wenn er herausfände, dass sich Chase letzte Nacht mit ihr in einem für die Öffentlichkeit gesperrten Gebiet aufgehalten hatte.
    Außerdem hatte Chase diese Einladung bestimmt nicht ernst gemeint. Das war nur ein höfliches Dankeschön für den Sex gewesen. Für großartigen Sex, zumindest war er das ihrer Meinung nach gewesen. Sie schloss die Augen und lenkte die Gedanken zurück auf ihre Liebesnacht.
    Kurz vor Mitternacht weckte sie etwas auf. Vielleicht der helle Mond? Der Himmel war sternenklar, was rund um die Olympic Mountains nur selten vorkam, und der Mond schien durch das Mückenfenster des Zelts herein. Sie lauschte. Etwas knackte, als wäre jemand auf einen trockenen Zweig getreten. Leise Schritte, gedämpft vom dicken Waldboden.
    Nachdem Sam ihre Stablampe in die Hemdtasche gesteckt und Hose und Stiefel angezogen hatte, öffnete sie so leise wie möglich den Reißverschluss des Zelts und schob sich nach draußen. Sie duckte sich in den Schatten der Fichte und lauschte.
    Ein knirschendes Geräusch zwischen den Farnen zu ihrer Linken erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie machte kurz ihre Lampe an, richtete den Lichtstrahl in die Richtung und beleuchtete mehrere Beinpaare in der grünen Wildnis. Als sie die Lampe etwas höher hielt, funkelten ihr runde, leuchtende Augen entgegen. Drei Rehe. Sie sahen Sam an, als versuchten sie zu entscheiden, ob sie eher Jäger oder eher Konkurrent war. Vielleicht hofften sie auch nur, ein wenig unterhalten zu werden. Sam knipste die Lampe aus, spürte aber, dass die drei sie noch immer anstarrten.
    Dort. Ein Lichtfleck in der verbrannten Zone. Ihr stockte der Atem. Sie starrte in den dunklen Wald hinein und suchte zwischen den Schatten nach Gestalten. Hatte sie sich das nur eingebildet? Jetzt sah sie es wieder, einen

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