Summer Westin: Todesruf (German Edition)
Mein Wecker klingelt um fünf. Ich wollte eigentlich früh ins Bett gehen.«
Auch Chase streckte sich. »Klingt gut. Nach Seattle brauche ich zwei Stunden.«
Sam wusste nicht recht, was sie daraus schließen sollte, und konnte sich nicht überwinden zu fragen, solange ihr Mitbewohner danebensaß.
Blake prustete los. »Braucht ihr beiden eine Anleitung?«
Als Sam endlich aufhörte zu lachen und wieder zu Atem gekommen war, stand sie auf und streckte Chase die Hand hin. »Kommst du?«
»Ich dachte schon, du fragst nie mehr. Gute Nacht, Blake. Danke für das Essen.«
»Jederzeit wieder, Kumpel.«
Kumpel? Allmählich war sie sich sicher, dass die beiden irgendwie unter einer Decke steckten. Welche persönlichen Dinge mochte Blake ihm bereits anvertraut haben? Beunruhigender noch: Wonach hatte Chase gefragt?
Ein Glück, dass ihre Bettwäsche frisch gewaschen und das Zimmer in halbwegs vorzeigbarem Zustand war – ihr Sonnenblumenquilt lag glatt gestrichen über ihrem französischen Bett, ihren alten Trainingsanzug hatte sie in den Schrank gepfeffert.
»Ein richtiges Bett!«, rief Chase begeistert aus. »Ich hatte schon befürchtet, du besitzt keins.«
Der Kater sah ihnen vom obersten Regalbrett aus zu, wie sie sich auszogen, doch bevor Sam ihre Unterwäsche ablegte, schubste sie ihn aus dem Zimmer. Chase glitt unter die Bettdecke, und sie kroch hinterher, legte sich auf ihn und genoss seine warme, harte Brust an ihrem nackten Busen. Sie stützte die Arme zu beiden Seiten seines Kopfs ab, presste die Lippen auf seine und spürte, wie sich sein Geschlecht sofort kräftig gegen ihren Oberschenkel drückte.
» Mi corazón «, stöhnte er und legte die Hände auf ihren Hintern.
» Querido .« Diesmal klang es bereits ganz natürlich. Mit ein bisschen Übung würde sie sich schon noch an diese Kosenamen gewöhnen. Und ganz sicher würde sie sich gern an die Gefühle gewöhnen, die sie gerade empfand.
Nachdem sie sich geliebt hatten und sie mit dem Rücken an Chases Bauch gekuschelt lag, fragte sie sich, ob sie wohl so laut gewesen waren wie der Halleluja-Chor in ihrem Kopf. Sie schwankte zwischen dem Bedürfnis, sich dem Schlaf zu überlassen, und dem, das Ganze noch einmal zu wiederholen. Wer weiß, wann sie sich wiedersehen würden?
Chase war noch wach. Sie merkte es daran, wie fest er sie in den Armen hielt. Doch sein Atem wurde allmählich gleichmäßiger. Träge strich er ihre Haare zur Seite und blies ihr sanft über den verschwitzten Nacken.
Auf einmal befand sie sich wieder im dunklen Wald mit einem Irren, der so nah war, dass sie seinen Atem hörte. Ich könnte dich gleich auf der Stelle umbringen.
»Was ist los?«
Sie drehte sich auf die andere Seite, um ihn ansehen zu können. »Nachdem du gefahren bist, bin ich Donnerstagnacht am Marmot Lake geblieben.«
Er seufzte. »Wusste ich’s doch. Was ist passiert?«
Sie erzählte ihm alles: vom Ort des Bärenmords, von der Falle, die sie gebaut hatte, von dem Eindringling, der weißen Rose und der furchterregenden Begegnung.
»Falscher Zeitpunkt?«, wiederholte Chase und stützte sich auf den Ellbogen. »Was zum Teufel soll das heißen?«
Ein Zittern lief durch Sams Körper. »Ich weiß es nicht.«
»Meine Güte, Summer.« Er legte sich wieder neben sie und zog sie an sich. »Du gehst doch zurück in die Unterkunft, oder?«
»Tue ich«, versprach sie. »Zumindest nachts.«
»Noch zwei Wochen?«
»Ja.« Noch zwei Wochen, bis sie arbeitslos war. Und dann der Flug nach Kansas – die Heirat ihres Vaters. Lauter Dinge, auf die sie sich freute.
»Kennst du in Rushing Springs einen Mann namens Jack Winner?«, fragte Chase.
»Außer den Parkangestellten kenne ich da drüben niemanden. Wer ist das?«
»Er ist der Besitzer des Pick-up, dessen Nummernschild du auf dem Parkplatz am Marmot Lake notiert hast. Dein Freund Choi hat ihm am Freitag einen Besuch abgestattet.«
Es schmerzte, dass weder Chase noch Joe ihr etwas davon erzählt hatten. »Und?«, hakte sie nach.
»Winner hat behauptet, er hätte nicht gewusst, dass das Gebiet jetzt für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Er hat keine Vorstrafen. Er besitzt ein kleines Geschäft, eine Möbelschreinerei. Laut Choi hat er geschwitzt wie eine Herde Affen, also hat er vielleicht was zu verbergen.«
»Jack Winner«, wiederholte sie, um sich den Namen einzuprägen.
»Überlass das der Polizei, Summer. Halt dich von ihm fern.«
»Selbstverständlich mache ich das.« Klar doch. Jack Winner war vielleicht
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