Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
dem FBI-Beamten, der Zacks Verschwinden untersuchte, und im selben Motel befanden sich auch die verzweifelten Eltern. Wenn etwas Wichtiges passierte, würde sie es erfahren.
Das Klingeln des Handys ließ sie zusammenzucken. Sie rannte zum Bett und nahm ab, erwartete fast, die Stimme von Perez zu hören.
»Sam«, stöhnte Lauren. »Wie konnte das nur so schieflaufen?«
Sam schluckte. »Ich habe die Nachrichten gesehen.«
»Ich fasse es nicht, dass Adam Steele uns das angetan hat.«
»Adam? Ich habe den Bericht in Utah gesehen.«
»Adam hatte versprochen, uns Aufmerksamkeit zu verschaffen, was er auch getan hat. Sieh dir die Story auf der KSEAWebsite an. Was soll man von einem Sponsor halten, der einem gerade das Messer in den Rücken gestoßen hat? Ach – oh. Ich muss dich einen Augenblick in die Warteschleife legen.« Ein beruhigendes New-Age-Gesäusel klang an Sams Ohr.
Sie setzte sich an den Laptop und rief die Seite von Adams Sender auf. »Vermisstes Kind von Puma verschleppt?« stand ganz oben auf der Liste der Links. Sie klickte darauf und sah Adam am Moderatorentisch von KSEA. Ein blonder Gott, gut aussehend und ernsthaft. Ernsthaft gut aussehend. Er senkte das Kinn ein wenig, blickte in die Kamera und sprach: »Gestern Abend verschwand der zweijährige Zachary Fischer von einem Campingplatz im Heritage National Monument Park. Ist der Kleine nur verschwunden oder ist ihm etwas weit Schlimmeres widerfahren? Der Park ist bekannt für seine zahlenstarke Puma-Population.« Auf einem Bildschirm hinter Adam klappte die Website des SWF auf – mit ihrem Artikel und dem Foto. »In diesem brandneuen Bericht auf der Website des Save the Wilderness Fund steht, dass Pumaspuren nahe des Campingplatzes gefunden wurden, von dem der kleine Zachary verschwunden ist.« Damit endete die Aufnahme. In vier Sekunden zum Desaster. Hatte Adam damit eine Medienlawine losgetreten?
Lauren war wieder am Apparat. »Harding kam gerade vorbei, um sich für die kostenlose Publicity zu bedanken.« Ihr Ton klang säuerlich. »Wir stehen wie Idioten da. Er hat bereits überlegt, ob er dich fristlos kündigen soll.«
»Bloß nicht! Das würde denen doch nur in die Hände spielen.«
»Wem?«
Gute Frage. Den Medien? Der Anti-Puma-Fraktion? »Ich bin sicher, dass es sich nur um ein Strohfeuer handelt. Man wird das Kind finden, und dann ist alles wieder in Ordnung. Ihr müsst mich über die Suche berichten lassen.« Wobei ihr etwas einfiel. »Was soll dieses dämliche Wildnis Westin eigentlich?«
»Das hat auch Adam vorgeschlagen. Er meinte, der Name würde dich zu einer Person machen, die man im Kopf behielte, wie die Krokodiljäger im Fernsehen.« Sie schniefte und sagte bitter. »Als ob wir das jetzt noch nötig hätten …«
Natürlich machte sich Adam über Image und Namen Gedanken. Vor fünf Jahren hatte er seinen Nachnamen von Steeke zu Steele geändert, was seiner Karriere mächtigen Aufschwung verpasst hatte.
»Den Herren in den Anzügen hat es gefallen, sie haben sogar überlegt, allen unseren Autoren Spitznamen zu verpassen. Zumindest gestern noch.« Lauren atmete laut aus. »Deine Berichte sollten dem SWF positive Aufmerksamkeit verschaffen, nicht uns versenken wie ein Torpedo.«
»Kein Puma hat das Kind verschleppt.« Sam sprach leise, denn wenn sie Perez durch die Wände hören konnte, hörte er sie umgekehrt auch. »Das werde ich beweisen. Bleib dran.«
»Hab ich eine andere Wahl?«, gab Lauren zurück. »Wo wir gerade dabei sind, ich brauche noch deinen Bericht von heute. Wir können es jetzt nicht einfach dabei belassen.«
»Ich dachte, der Chat …«
»Wir hatten uns auf einen Artikel pro Tag geeinigt.«
»Stimmt«, sagte Sam resigniert. »Ich bin dran. Innerhalb der nächsten Stunde hast du ihn.«
Sie legte auf und starrte auf die Sterne des Bildschirmschoners. Wenn sie doch nur selbst durchs Universum fliegen könnte. Sie kniff die Augen zusammen und sammelte sich, dann lud sie das neue Word-Programm und stellte etwas über die Ereignisse des Tages zusammen. Die Pumas konnte sie nicht völlig auslassen, aber sie zählte auch alle anderen Möglichkeiten auf und wetterte gegen die Anti-Puma-Stimmung in der Gegend. Als Bild hatte sie nur die Aufnahme der malträtierten Tafel vom Vortag. Sie zog einen Zettel mit der Vermisstenanzeige aus dem Rucksack, machte ein Foto und lud es hoch. Obwohl sie keine Ahnung hatte, wie sich das Video von den kletternden Jugendlichen in den Bericht einbinden ließ, schickte sie es
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