Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
für Max mit. Vielleicht würde sie damit wenigstens ihn glücklich machen.
Konnte sie überhaupt dazu beitragen, den Jungen im Blick zu behalten? Blakes Vorhersage einer zukünftigen Zusammenarbeit mit dem SWF erschien ihr auf einmal völlig lächerlich. Es war schon fraglich, ob man sie überhaupt weitermachen ließ. Und falls man Zack tot auffand, oder er verschwunden blieb, würde dieser ganze Ausflug ein einziger Albtraum werden.
Als die Daten übertragen waren, schaltete sie den Laptop aus und fiel aufs Bett. Diese beschissenen Fernsehnachrichten. Sie rollte sich auf die Seite, nahm ihr Handy und gab wütend Adams Nummer ein.
Etwas außer Atem antwortete er. »He, Babe, ganz schöner Aufstand, was?«
»Ich fasse es nicht, dass du die SWF-Website in der Sondermeldung benutzt hast.«
»War das nicht großartig? Alle hatten die Sache mit dem verschwundenen Kind – warum hast du mir eigentlich nicht Bescheid gesagt? Aber Schwamm drüber – dank dir war ich der Erste, der die Pumas ins Spiel gebracht hat.«
Und mich ins Aus, dachte sie mit einem Anflug von Bitterkeit.
»Der Manager ist hin und weg. Ohne dich hätte ich das nie geschafft. Danke, danke, danke für den fantastischen Bericht und das Foto! Ich hab nicht viel Zeit – gibt es was Neues?«
»Adam! Dein Bericht hat es so aussehen lassen, als hätte ein Puma Zack verschleppt.«
Endlich holte er wenigstens einmal Luft. »Das haben wir so nie gesagt. Wir haben nur die Frage aufgeworfen.«
»Der SWF hat gedroht, meinen Vertrag zu kündigen.«
»Was? Aber das wäre ja verrückt. Ich werde bei denen anrufen. Wissen die denn nicht, dass kontroverse Diskussionen das Salz in der Suppe sind?«
Für dich vielleicht, aber keinesfalls für eine gemeinnützige Organisation. »Zachary Fischer ist jedenfalls nicht von einem Puma verschleppt worden.«
»Mensch, das wäre spitze, wenn ich damit als Erster rauskäme. Kannst du es beweisen?«
»Das werde ich.«
»Dann halt dich ran, Mädchen! Bleib dran an den Entwicklungen, und mach weiter so gute Arbeit. Sind wir nicht ein Spitzenteam? Ich schulde dir zwei Abendessen, wenn du wieder da bist, Liebling.« Er unterbrach die Verbindung.
Sie warf das Handy auf die Bettdecke und starrte es an wie eine zusammengerollte Klapperschlange. Hatte sie sich etwa gestern Nacht noch über diesen Job gefreut? Ein fabelhaftes Team? Hatte er das wirklich gesagt? Sie fühlte sich, als hätte sie ein Sattelschlepper umgefahren. Der Hirsch schaute aus der schneebedeckten Einsamkeit auf sie herab.
»Sei bloß still«, sagte sie, legte sich auf den Rücken, schloss die Augen und versuchte zu überlegen, was sie als Nächstes tun sollte.
Ranger Rafael Castillo fuhr auf die Einfahrt seines Hauses. Drei Dinge gingen ihm durch den Kopf: Abendessen, eine heiße Dusche und Schlafen. In genau dieser Reihenfolge. Ein blauer VW Beetle stand am Straßenrand. Der Wagen kam ihm bekannt vor, sicherlich hatte er ihn im Park schon einmal gesehen. Er hoffte sehr, dass der Fahrer einen der Nachbarn besuchte, denn es war zehn Uhr abends, er war seit fast vierzig Stunden auf den Beinen und nicht in der Stimmung für Sozialkontakte.
Er hängte Hut und Jacke auf die Haken in der Diele. Aus dem Wohnzimmer hörte er das Konservenlachen im Fernsehen. Das war ein schlechtes Zeichen. Anita stellte den Apparat in der Regel aus, sobald die Kinder im Bett waren. Mit steifen Beinen ging er ins Zimmer, um die Bettprozedur sofort in Angriff zu nehmen. Während der Schulzeit sollten die Kinder um diese Zeit längst schlafen.
Auf der abgewetzten Couch saß ein fremder Mann mit dem Rücken zur Tür und hatte die zweijährige Katie auf den Knien. Einer der älteren Herren, die nicht wahrhaben wollten, dass ihnen das Haar ausging; das braune Dach auf seinem Haupt war sicher ein künstlicher Fetzen. Kichernd lehnte sich das kleine Mädchen zurück und packte die dicken Finger des Mannes mit den kleinen Fäusten.
Das Kichern wurde zu schrillem Quietschen, als der Mann sie wieder zu sich zog. Er beugte sich vor, drückte die Lippen auf ihren bloßen Bauch und machte ein unflätiges Geräusch. Sie schlug mit den nackten Füßen auf seine Oberschenkel. Er zog sie noch näher heran und drückte die Nase in ihren Nacken. Just in diesem Augenblick erblickte das kleine Mädchen ihren Vater.
Die bernsteinfarbenen Augen wurden ganz groß. »Papi!«, rief sie glücklich.
Der Mann richtete sich auf und setzte Katie neben sich auf die Couch. Er legte die Hand auf sein
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