Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
Anita stand oder auf ihr fabelhaftes Essen.
»Susie Reilly hat auf die Kinder aufgepasst, aber du weißt ja, dass ihre Mutter sie wochentags nur bis neun aus dem Haus lässt. Deshalb hat Nita beim Veteranenverband angerufen. Russ und ich wollten gerade tanzen …«
» Si, comprendo .« Er unterbrach den Redefluss seiner Schwiegermutter. Es war ja nicht nötig, alles haarklein erzählt zu bekommen. »Tut mir leid wegen ihrer Verabredung«, sagte er zu Wilson.
Der lächelte nur. »Schon in Ordnung. Macht mir nichts aus. Ich liebe Kinder.« Sein Gesicht nahm einen betrübten Ausdruck an. »Schon irgendwelche Spuren von dem vermissten Jungen?«
Rafael schüttelte den Kopf.
Miranda gluckste mitfühlend. »Die anderen Kinder schlafen, aber Katie konnte sich nicht beruhigen.« Sie sah die Kleine streng an. »Russ fährt mich nach Hause. Aber erst bringe ich die hier noch zu Bett.«
»Danke, Miranda. Ich werde mich auch in die Waagerechte begeben. Kann mich kaum noch auf den Beinen halten.« Rafael stolperte in Richtung Elternschlafzimmer. Vielleicht war die Sache mit dem Catering doch nicht so toll, wie er erst gedacht hatte.
7
Sams Augen versuchten, das schwach glänzende Metallobjekt über ihr zu identifizieren. Eine Sekunde später wusste sie wieder, wo sie sich befand. Im Wagon Wheel Motel , Las Rojas, Utah. Der kupferne Stalaktit war ein Feuerlöschsprinkler. Die Lampe auf dem Schreibtisch leuchtete, der Rest des Zimmers lag im Dunkeln. Sams Laptop stand aufgeklappt auf dem Tisch. Sie selbst lag in Jeans und Rollkragenpullover auf dem Bett. Elf Uhr. Verfluchter Mist! Sie hatte die Sondersendung verschlafen, Buck Ferguson und die »Berglöwen-Experten« von KUTV verpasst. Und sie wollte sich gar nicht erst vorstellen, was Adam bei den Elf-Uhr-Nachrichten in Seattle verkündete.
Auf dem Teppichboden im Flur waren leise Schritte zu hören. Wahrscheinlich hatte sie der Laut geweckt, mit dem eine Tür ins Schloss gefallen war. Jetzt quietschte die Außentür am Ende des Flurs leise in den Angeln.
Schnell ging sie ans Fenster und zog den Vorhang ein wenig zur Seite. Auf dem Parkplatz öffneten die FBI-Beamten Perez und Boudreaux gerade die Türen eines Ford Taurus. Beide waren vollkommen schwarz gekleidet; Perez wirkte in Jeans und Sweatshirt wie ein körperlich sehr fitter Einbrecher, Boudreaux in Stretchhosen und Rollkragenpullover eher elegant wie Catwoman. Sam hätte wetten können, dass die zwei in diesem Aufzug nicht hinter einem Berglöwen her waren.
Ihre Wanderstiefel lagen in Reichweite, sie zog sie an, während sie den Taurus vom Parkplatz nach Westen fahren sah. Schon war sie aus der Tür, die Kamera um den Hals, die Autoschlüssel zwischen den Zähnen und mit einem Arm bereits in der dunkelgrünen Windjacke.
Sie bog mit dem Civic auf die Elm Street ein. Nirgends ein Auto. Verdammt. Langsam näherte sie sich der Hauptstraße. Dort! Der Schatten einer Bewegung. Der Taurus bog hinter einem zweistöckigen Gebäude rechts ein.
Sam fuhr bis zur nächsten Straße, der First Avenue; dort hatte sie letztes Jahr im Sommer ein Haus gemietet. Sie stellte den Wagen ab, zog die Kapuze über den Kopf und rannte einen Kiesweg zwischen den Häusern entlang. Es war beinahe Vollmond, der Himmelskörper spendete genügend Licht, um die Straßenbeleuchtung fast überflüssig zu machen.
LAS ROJAS COMMUNITY CENTER stand auf dem Holzschild vor dem zweistöckigen Betonbau gegenüber. Ein Wachscheinwerfer erhellte Basketballkörbe und einen Spielplatz. Eine marode Schaukel schwang in der leichten Brise hin und her, als wäre gerade ein Kind abgesprungen.
Sam ließ sich neben einem Holzstapel im Schneidersitz nieder, barg die Kamera in ihrem Schoß und betete, dass Skorpione und anderes Krabbelgetier schön zwischen den Scheiten blieben.
Mit dem Zoom inspizierte sie das Gemeindezentrum, entdeckte aber nichts. Die Fenster waren schwarz.
Sie gähnte. Vierzig Minuten lang geschah absolut nichts. Vielleicht hatte sie die beiden Polizisten doch verloren und hockte ganz umsonst in einem Vorgarten. Vielleicht steckte in ihr doch keine Enthüllungsjournalistin.
Ein leises Miauen an ihrem Ellbogen. Ein gestreifter Kater sah sie neugierig an, miaute noch einmal und rieb sich an ihr. »Geh weg«, murmelte sie leise. Er rieb sich weiter an ihr, lehnte sich mit seinem gesamten Gewicht gegen sie.
»Ab nach Hause. Mach schon!« Er schnurrte, was sich in der Stille der Nacht wie ein Düsenjäger anhörte. Dann kletterte er auf ihren
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