Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
lasse ich im Hotelsafe einschließen, morgen geben wir es Jennys Eltern zurück.«
»Da wir gerade von morgen sprechen.« Perez sah auf die Uhr. »Es ist Viertel vor zwei.« Er gähnte. »Scheint nicht so, als würden wir jetzt noch etwas zu sehen kriegen. Entweder haben die Jungs das alleine durchgezogen, oder der Kerl, der sie engagiert hat, weiß von der Festnahme.«
»Verdammt. Ich hasse Kleinstädte.« Nicole seufzte. »Aber für eine Nacht haben wir uns nicht schlecht geschlagen. Miese, dumme Typen lass’ ich gerne hochgehen.«
Kent Bergstrom stand am Rand des Jade Pool, der letzten unerforschten Ecke seines Suchquadranten. Mond und Sterne spiegelten sich im unbewegten, dunklen Wasser. Im Sommer hatten die Ranger alle Hände voll zu tun, um Schwimmer davon abzuhalten, ins kristallklare Nass zu springen. Jetzt, am Ende der Trockenperiode war das Wasser nicht mehr so klar und stand auch nicht so hoch, war aber immer noch tief genug, einen Zweijährigen zu verbergen. Das kleine Becken lag weit weg, etwa zehn Kilometer bergauf, aber sie hatten heute Abend beschlossen, das durchsuchte Gebiet auf einen Umkreis von zwölf Kilometern auszuweiten. Sie würden auf jeden Mesquitebaum krabbeln, bis sie den Jungen gefunden hatten. Oder zweifelsfrei feststand, dass Zack gar nicht mehr im Park war, was Kent mittlerweile vermutete. Irgendetwas ging in der Stadt vor sich; die FBI-Beamten und Superintendent Thompson hatten fast eine Stunde zusammengesessen und mit einem Fax herumgewedelt, das sie natürlich einem kleinen Ranger nicht gezeigt hatten.
Kent legte Gurt und Funkgerät ab und zog dann Stiefel und Socken aus. Wäre Quatsch, die auch nass zu machen. Er seufzte, atmete tief ein und stieg ins Wasser. Es war genauso kalt, wie er vermutet hatte. Und es ging steil hinunter, er schnappte nach Luft, als er in ein tiefes Loch trat. Nach verschwundenen Kindern zu suchen, war ihm sicher nicht in den Sinn gekommen, als er an seine berufliche Zukunft gedacht hatte. Aber für Wildbiologen gab es nicht allzu viele Jobs. Entweder fand man eine Stelle bei den Behörden oder im Zoo. Nur wenigen erging es wie Sam, die wohl ganz gut mit dem Schreiben und Fotografieren von wilden Tieren zurechtkam.
Tja, Schreiben war nicht gerade seine Stärke, deshalb stellte Ranger die bessere Wahl dar. Er tastete sich langsam zur Mitte des Beckens vor, wo ihm das Wasser bis zur Taille reichte, setzte die Füße vorsichtig auf den mit Moos bewachsenen, glitschigen Steinen auf und fischte mit den Händen unter der Oberfläche.
»Zack?«, fragte er die kleinen Wellen. Dummkopf. Falls Zack hier drin wäre, könnte er wohl kaum antworten. Etwas glitt über seine Zehen und schwamm davon. Er bückte sich und fühlte mit den Fingern über den Boden. Vielleicht ein Molch? Oder ein Frosch? Im Jade Pool gab es keine Fische. Seine Finger schlossen sich um ein langes, klebriges –? Er zog es hoch. Gott sei Dank. Kein Verwesungsgeruch, keine aufgeschwemmte Haut oder schlaffes Fleisch. Nur eine Socke, die mal weiß gewesen sein musste, jetzt aber grün von Moos war. Und groß genug für seine Füße. Nach einer letzten Runde watete er hinaus, packte die Socke in seinen Abfallbeutel und machte sich auf die lange Wanderung nach unten. Wenn er Glück hatte, konnte er vielleicht noch ein paar Stunden im Wagen schlafen, bevor seine nächste Schicht anfing. Die Rufe der Freiwilligen wurden lauter, als er nach unten kam. »Zack! Zachary!« Es klang beinahe hypnotisierend, wie die Echos in der Dunkelheit hin und her schallten. Man hatte schon von Packpferden gehört, die auf vertrauten Pfaden einschliefen; im Augenblick fühlte es sich so an, als könne ihm das jeden Moment auch passieren. Doch er bezweifelte sehr, dass seine Füße genauso weitertrotten würden. Eher würde er über den Abhang auf die zwei Mädels von Rescue 504 fallen, die dort unten liefen. Als er an ihnen vorbeikam, hob die Stämmigere der beiden eine Pfeife an die Lippen und blies ohrenbetäubend darauf.
Hellwach verließ Kent den Pfad und schlitterte nach unten. Eilige Schritte und Geschnaufe signalisierten, dass auch andere Sucher herannahten.
»Schaut mal!« Das große Mädchen leuchtete mit der Taschenlampe auf den Boden. Im Strahl sah man einen kleinen staubigen Turnschuh. Kent stockte der Atem.
»Hatte Zachary nicht Turnschuhe an?«, fragte das Mädchen.
»Allerdings.« Kent starrte auf den kleinen Schuh. »Und zwar rote, genau wie der da.«
Sam duschte gerade zum zweiten Mal innerhalb
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