Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
ging in den Flur und hörte die gedämpften Stimmen der FBI-Beamten, denen ein Mann und eine Frau antworteten. Perez und Boudreaux befragten die Fischers. Sam drückte sich gegen die Wand. Trotz der geschlossenen Tür konnte sie alles verstehen. Dann handelte es sich im Grunde auch nicht um ein Lauschen, sagte sie sich.
Special Agent Boudreaux sprach ihr Mitleid aus, dass die Lösegeldforderung und die anschließenden Festnahmen sie noch nicht weitergebracht hatten. »Wir überprüfen die Sache immer noch, aber bislang haben wir keinen Beweis gefunden, dass die Jungen Zack überhaupt jemals gesehen haben.«
»Warum sollte jemand denn so etwas tun?«, heulte Jenny.
Ein Mann räusperte sich und sagte dann: »Wegen Geld.« Das war Fred Fischer.
»Wo ist das Geld überhaupt?«, fragte Jenny.
»Sichergestellt. Wir werden es Ihren Eltern zurückgeben, Mrs Fischer«, sagte Perez.
»Wir haben sie doch darum gebeten«, sagte Fred. »Dann sollten wir auch diejenigen sein, die es zurückgeben. Das dürften sie von uns erwarten.«
»Das ist die routinemäßige Vorgehensweise in einem solchen Fall, Mr Fischer.« Wieder die sanfte Stimme von Boudreaux
»Aber …« Jennys Stimme brach, erst nach einer Weile konnte sie fortfahren. »Wenn der Entführer das Geld nicht bekommt, wird er dann nicht … In der Forderung stand doch … Oh nein, er wird doch nicht …«
»Das Geld hätte Zacks Sicherheit nicht garantieren können«, erklärte Boudreaux. »Wir glauben nicht, dass Ihr Kind entführt wurde, um Lösegeld zu erpressen.«
»Aber«, hob Jenny wieder an, »wenn es nicht um Geld geht, worum denn dann? Um Gottes Willen …« Sie brach ab und fing an zu schluchzen.
»Wir vermuten, dass die Lösegeldforderung von jemandem stammt, der von der Sache durch die Nachrichten erfahren hat und aus der Situation Kapital schlagen wollte. Wir hoffen immer noch, dass sich Zack einfach verlaufen hat, Mrs Fischer«, sagte Perez. »Aber es gehört zu unserer Arbeit, sämtliche Möglichkeiten im Auge zu behalten.«
Eine Weile hörte man nur Jennys unterdrückte Schluchzer. Dann fragte Perez: »Warum haben Sie gerade diesen Park als Urlaubsziel gewählt, Mr Fischer?«
Wieder ein Räuspern, dann: »Ich wollte raus aus der Stadt. Wollte den Ort Jenny und Zachary zeigen.«
»Sie kannten den Park also?«
»Sicher. Als Kind war ich oft mit meiner Familie hier. Bis ich achtzehn war, haben wir in Orem gewohnt.«
»Verstehe.« Sam stellte sich vor, wie Perez in seinen Notizen blätterte.
Boudreaux übernahm die Initiative. »Wir sind auf ein paar verstörende Informationen gestoßen.«
»Über … über Zack?« Jennys Stimme zitterte vor Pein. Sam hoffte, dass Fred den Arm um sie gelegt hatte.
»Nein. Es betrifft Mr Fischers Polizeiakte.«
»Das tut nichts zur Sache«, blaffte Fred.
Papierrascheln, dann sagte Perez: »Vor sechs Jahren wurden Sie verhaftet, weil Sie Ihre damalige Frau geschlagen haben.«
»Das ist Lichtjahre her«, stotterte Fred. »Damals habe ich getrunken. Jetzt bin ich trocken und bei den Anonymen Alkoholikern.«
Perez ließ nicht locker. »Haben Sie damals nicht auch ihre vierjährige Stieftochter getreten?«
»Fred würde so etwas nie tun!«, schluchzte Jenny.
»Das hat Beverly behauptet, aber es stimmt nicht«, grollte Fred.
Weiteres Papierrascheln. Lapidar las Boudreaux vor: »Eine genaue ärztliche Untersuchung der vierjährigen Elisabeth Snow ergab blaue Flecken an Gesäß und Brustkorb. Auf Befragen, was passiert sei, sagte das Mädchen: ›Papa hat mich getreten.‹«
Gespannte Stille trat ein. Vor Sams geistigem Auge wand sich Fred Fischer auf seinem Stuhl. »Ich bin auf der Treppe über sie gestolpert. Wie schon gesagt, ich habe damals getrunken. Es war ein Unfall.« Kleidung raschelte, Leder quietschte, als würde jemand sich im Stuhl anders hinsetzen. »Ich habe die Kleine geliebt, als wäre sie meine eigene Tochter.«
»Und wo befindet sich Elisabeth im Augenblick?«
»Woher zum Teufel soll ich das denn wissen? Stieftochter, wenn Sie sich erinnern. Ich habe keinerlei Rechte.«
»Stimmt, Elisabeth ist nicht Ihr Kind.« Eine kurze Pause, ein leises Schaben, als würde eine Seite umgeschlagen. »Und Zachary ist es auch nicht. Er ist adoptiert, nicht wahr?«
»Ja.« Das war wieder Fred. »Jen kann keine Kinder bekommen, deshalb haben wir Zachary adoptiert. Ist doch keine große Sache.«
»Vielleicht tut es Ihnen um die dreißigtausend Dollar leid, die sie für die Adoption ausgegeben haben?«,
Weitere Kostenlose Bücher