Summertime (Beachrats: Teil 4)
Eindruck, dass es ein Standardvorgehen war. Einer von uns war immer bei Luke im Krankenhaus, aber hauptsächlich saßen Alex und David an seinem Bett. Eine der Schwestern kannte ich. Wir waren zusammen aufs College gegangen und hatten in einem Restaurant in Tallahassee zusammen gearbeitet.
»Kevin, warum musst du schwul sein?«, fragte sie, als wir zusammen einen Kaffee tranken.
Das überraschte mich wirklich. Ich fragte mich, woher sie es wusste und warum es sie interessierte.
»Ich schätze, weil Gott mich so haben wollte«, sagte ich.
»Oh, ich weiß«, sagte sie. »Das war auch nicht böse gemeint. Aber ich bin immer noch Single, Kevin. Ich glaube, unter anderen Umständen hätte aus uns etwas werden können.«
»Diana, das ist ein wirklich schönes Kompliment und dafür danke ich dir. Aber du weißt, dass das nicht passieren wird.«
»Ja, natürlich. Ich habe mit David und Alex gesprochen. Sie sind beide wunderbare Jungs und sie verehren dich und deinen Partner, Rick. Wusstest du das?«
Jetzt wusste ich, woher sie wusste, dass ich schwul war.
»Ja, das wissen wir. Sie waren unsere ersten beiden Jungs und sind für uns wirklich etwas Besonderes.«
»Sie sind wirklich wahre Schätze«, sagte sie und lächelte. »Werden wir immer noch Freunde sein, wenn das ganze hier vorbei ist?«
»Selbstverständlich. Ich wusste nicht, dass du hier wohnst.«
»Es ist meine Heimatstadt. Ich wusste nicht, wo ich sonst hin gehen sollte.«
»Dir geht es hier aber gut, oder?«
»Oh ja. Der Job ist großartig und genau das, was ich wollte. Ich bin mit ein paar Typen ausgegangen, aber was ich brauche, ist eine Gruppe. Meine Eltern sind zwar hier, aber meine beiden Schwestern sind weggezogen und haben geheiratet. Leute, die ich aus der Schule kannte, haben sich in Luft aufgelöst.«
»Wir haben einige heterosexuelle Freunde, aber die meisten davon sind verheiratet. Die meisten unserer Freunde sind schwule Männer.«
»Das interessiert mich nicht die Bohne. Ich möchte Freunde. Leute, um die ich mich kümmern kann und die sich um mich kümmern. Es ist mir scheißegal, ob sie schwul, hetero, bisexuell oder vom Mars sind.«
Ich musste lachen.
»Würdest du zu einer Party mit einem Pool voller nackter Kerle kommen?«
»Jederzeit«, sagte sie. »Oder meinst du, dass ich die Dinger noch nie gesehen habe?«
Ich lachte noch einmal und gab ihr eine meiner Visitenkarten, auf denen unsere Adresse und alle Telefonnummern standen. Auch sie gab mir ihre Karte.
»Ich rufe dich an«, sagte ich.
»Ich freue mich darauf.«
Als Luke aus dem Krankenhaus entlassen wurde, quartierten wir ihn erst einmal im Arbeitszimmer ein. Nach ein paar Tagen zog er aber in den dritten Stock um, wo wir zwei leere Zimmer hatten. Wir wechselten uns alle ab, um einen Tag bei ihm zuhause zu bleiben, auch Rick und ich. Ich verbrachte meine Zeit damit, ihn ein bisschen besser kennenzulernen. Seine Operation war inzwischen fast eine Woche her und es ging ihm viel besser. Probleme bereitete ihm nur noch die Stelle, an der ihn die Ärzte aufschneiden mussten. Ab und zu war es schwer für ihn, eine komfortable Position beim Sitzen oder Liegen zu finden.
»Wie geht‘s dir?«, fragte ich ihn, als er am Freitag Morgen nach unten kam.
»Ziemlich gut, danke«, sagte er. »Und dir?«
»Nicht schlecht. Kann ich dir einen Saft bringen?«
Die Ärzte hatten ihm verboten, nach der Operation koffeinhaltige Getränke zu sich zu nehmen, also fielen Kaffee und Cola für ihn aus - zumindest vorübergehend.
»Ja, danke.«
Es war offensichtlich, dass Luke aus einem Elternhaus stammte, in dem man höflich miteinander umging - zumindest auf verbaler Ebene.
»Wir hatten nicht wirklich die Möglichkeit, uns zu unterhalten«, sagte ich. »Wir kennen uns noch gar nicht richtig.«
»Ich weiß«, sagte er. »Du und Rick müsst Heilige sein oder so etwas.«
Ich lachte.
»Das liegt daran, dass du nicht weißt, was in den Schlafzimmern vor sich geht.«
Luke schmunzelte.
»Erzähl mir etwas über dich«, forderte ich ihn auf.
»Es gibt eigentlich nicht viel zu erzählen«, begann er. »Ich bin ein Einzelkind und meine Eltern ließen sich scheiden, als ich fünf war. Danach wurde ich eine Zeit lang alleine von meiner Mom großgezogen. Als ich zwölf war, hat sie wieder geheiratet und wir haben in einem Außenbezirk von New York City auf Long Island gewohnt. Im Januar habe ich die High School abgeschlossen und seit dem Teilzeit gearbeitet. Im September wollte ich aufs
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