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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Eagles mitgebracht, einer Gruppe, von der er behauptete, sie spielten eher Country als Rock. Er hatte zu Honey gesagt, auf der CD sei ein Lied, das ihn an sie erinnere, und sie hatte es sofort erkannt: »Learn to Be Still.«
    Zuerst war sie gekränkt gewesen, weil es darin um eine ruhelose Frau ging, die Stimmen hörte, eine Frau, die nicht lange genug innehalten konnte, als dass das Glück sie hätte finden können. Doch je öfter sie sich den Text angehört hatte, desto klarer war ihr geworden, dass das keine Gemeinheit von Perry war. Er versuchte, ihr zu verstehen zu geben, dass er Angst vor dem hatte, was jetzt hier geschah.
    Aber wenn ich jetzt auf die Bremse trete, hatte sie gedacht, dann schleudere ich zehn Jahre lang.
    Das Komische war, dass das Lied Honey insgeheim gefiel. Es gab ihr das Gefühl, dass sie nicht die Einzige war, die mit genau diesem Dämon kämpfte. Eines Nachmittags war Perry früher als sonst vom Hafen heimgekommen und hatte sie dabei ertappt, wie sie die CD spielte, doch sie hatte steif und fest behauptet, sie täte das nur, weil sie auf Don Henley stünde.
    Obgleich Honey völlig unmusikalisch war – Fry verbot ihr, im Auto zu singen, er meinte, das höre sich an wie eine Katze auf einem Presslufthammer –, kniete sie nieder, zog Perry Skinner an sich und sang ihm etwas vor. Wie immer änderte sie den Text ab und benutzte die erste Person.
    »Just another day in paradise …«
    Sie lauschte auf sein unregelmäßiges Atmen.
    Drückte eines seiner Handgelenke, zählte die Herzschläge.
    »As I stumble to my bed …«
    Fühlte die klebrige Wärme seines Blutes an ihrem nackten Bein.
    Dachte daran, dass er versprochen hatte, nicht zu sterben, und dass er immer Wort hielt, komme, was wolle.
    »Give anything to silence …«
    Sie rückte ihn ein wenig in ihren Armen zurecht, damit sie im Licht vom Steg her sein Gesicht sehen konnte.
    » These voices ringin’ in my head …«
    »Erbarmen«, flehte Skinner schwach.
    Honey kicherte vor Erleichterung. »Ha! Du willst, dass ich aufhöre?«
    »Nichts für ungut.«
    »Weißt du noch, die Briefe, die ich dir im Knast geschrieben habe? Hast du die alle gelesen?«
    »Außer denen, die mit ›Liebes Arschloch‹ angefangen haben. Wo ist Fry?«
    »Es ist so wunderschön hier draußen«, sagte Honey. »Schau dir mal den Himmel an.«
    »Besser als in der Kirche.«
    »Oh, viel, viel besser.«
    Perry hustete. »Verdammt. Ich bin ganz schön im Eimer.«
    »Wieso hast du als Erster die Scheidung eingereicht? Untersteh dich ja nicht, hier einfach einzuschlafen! Reden wir mal über diese bescheuerte Scheidung.«
    »Die Sterne brennen einer nach dem anderen aus«, sagte er. »Ich bin müde, Schatz.«
    Honey schüttelte ihn. »Von wegen, Alter. Wir sind noch nicht fertig.«
    Sie hörte eine Sirene. Inbrünstig betete sie, dass das Geräusch echt war.
    »Oh nein, das läuft nicht«, beharrte sie. »Aufwachen, Skinner.«
    »Ich hab keine Angst.«
    »Hast du doch.«
    »Sei jetzt still«, sagte er. »Tut es nicht weh, wenn du redest?«
    »Wach auf, oder ich fang wieder an zu singen. Ich schwör’s bei Gott.«
    Er lächelte, öffnete jedoch die Augen nicht.
    »Hörst du das?«, fragte sie. »Das ist der Krankenwagen.«
    »Ich hör überhaupt nichts.«
    »Doch, das tust du!«, gab sie zurück. Bitte sag mir, dass du es hörst.

26. Kapitel
    Am 13. Januar, frostig und bewölkt, saß Lily Shreave vor dem Fernseher im Schlafzimmer und spielte zum vierten Mal eine Videokassette ab, die sie an diesem Morgen per Kurier erhalten hatte.
    Das Video dauerte nur sechs Minuten, und als es zu Ende war, telefonierte sie.
    »Sie haben mich angelogen«, sagte sie zu dem Mann am anderen Ende der Leitung.
    »Nicht ganz. Ich habe gesagt, ich habe eine Penetration, was ja auch stimmt.«
    »Aber es ist nicht Boyd!«, fauchte Lily.
    »Offensichtlich nicht. Zwischen ihm und der Freundin ist nichts gelaufen, also musste ich mir was ausdenken.«
    »Oh, bitte, Mr. Dealey.«
    »Das war das Beste, was ich kriegen konnte.«
    »Echsen? Zwei bumsende Echsen?«
    »Ich war auf einer Insel, Mrs. Shreave. Mitten in den gottverfluchten Everglades.«
    »Und wenn ich nicht wäre, säßen Sie da immer noch fest«, erwiderte Lily. Sie klickte mit der Fernbedienung, um das Band zurückzuspulen. »Ich hoffe, Sie erwarten keine fünfundzwanzigtausend Dollar für diese Nummer.«
    Dealey gluckste. »Nein, Ma’am. Aber vergessen Sie nicht, ich hab mir im Dienst an der Sache eine Kugel eingefangen.«
    Lily

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