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Wer sich versteckt gehalten hatte, ging zusammen mit dem Kommandanten unter.
Die Kerr wurden auf den Gigantraumer DARIUM gebracht, und sie lernten die unheimlichen Dunklen kennen, die sich Eins-Wir nannten und immer in Fünfergruppen auftraten. Die meisten waren grobschlächtige, plumpe Geschöpfe, doch die Schiffsführung hatte eine Fünfergruppe inne, die hochgewachsen und schlank war. Diese Fünf agierten auch getrennt voneinander. Die neuen Sklaven erfuhren nach und nach, dass DARIUM seit langer Zeit auf der Suche nach einem Schwesterschiff war. Es hatte Probleme mit den bisherigen Sklavenvölkern an Bord gegeben – eine Seuche, Aufstand oder ähnliches, das fanden sie nie heraus –, und nun musste für Ersatz gesorgt werden. Der Kommandant, Erster.Eins war überhaupt nicht zufrieden mit dem Erfolg des Beutezugs und bezeichnete die Kerr als
Unzulängliche
. Doch er musste mit dem vorlieb nehmen, was er bekam.
Und es war erstaunlich, wie lange die Kerr durchhielten. Sie hatten sich einfach in ihr Schicksal ergeben und vegetierten dahin, als willenlose Neutren, deren Barc immer seltener auftrat. Vielleicht war das ihre Art von Auflehnung – sie starben aus.
En Es schrak aus den Gedanken, als ihn der nächste Schlag traf. Und der brennende Schmerz ließ etwas in ihm überlaufen, ein Schalter kippte um, und er … empfand Zorn. Das Wort hatten die Kerr erst von den Dunklen lernen müssen, doch En Es wusste sofort, dass er sich nun in diesem Zustand befand – eine heiße, heftige Gefühlsaufwallung, die ihn zwang, den Bohrlaser herumzureißen. Er richtete ihn auf den Soldaten, der nicht weit entfernt stand und zum nächsten Schlag ausholte, und stellte auf volle Energie. Die Eins-Wir waren sehr zäh, aber dagegen waren auch sie machtlos. Die übrigen vier Soldaten der Einheit rannten auf En Es zu, als er mit »Dauerfeuer« den fünften Gefährten zerschmolz. Fern in seinem Kopf hörte der Kerr den Soldaten schreien, und als sein Todeskampf vorüber war, stürzten die anderen vier mitten im Lauf und wanden sich zuckend und unter Krämpfen auf dem Boden.
»Für Lo Ai!«, schrie En Es. Für den Kerr, der bisher als Einziger Widerstand gewagt hatte. Ein wahrer Rausch überkam ihn, und er gab sich dem Zorn weiter hin.
Er riss dem toten Dunklen den Auslöser für die Sprengladungen aus der behandschuhten Hand.
»Zurück!«
Die Kerr wichen in den Tunnel in Richtung der Kaverne, während nun andere Fünfereinheiten Soldaten drohend näher kamen. Doch En Es war schneller, er aktivierte den Auslöser. Die an der Decke vorbereitete Sprengladung für den nächsten Tunnelabschnitt detonierte und begrub die Dunklen unter sich. Eine Staubwolke erfüllte den Tunnel, nahm den Kerr die Sicht. Es konnten nur wenige Augenblicke sein, aber En Es kam es wie eine Ewigkeit vor, bis er wieder etwas erkennen konnte. Sein Gehör war immer noch halb taub vom Donnerschlag der Explosion.
Verhärmte, geschundene Gesichter blickten einander an. Blut bedeckte ihre Arme und Hände. Sie ließen die Werkzeuge, die sie unbewusst mitgenommen hatten, fallen. En Es zählte vier Bohrlaser. Damit hatten sie fünf. Das musste ein gutes Zeichen sein!
En Es drehte sich um, blickte in die schweigenden Gesichter der anderen, die in einem Halbkreis vor ihm standen: »Wer folgt mir? Wir können nicht entkommen, aber wir werden so viele wie möglich von ihnen mitnehmen, bevor wir sterben! Beenden wir es!«
Xo Ay war der erste, der einen Schritt vortrat: »Für Lo Ai und alle anderen, die umgekommen sind. Beenden wir es!«
Nach und nach folgten alle seinem Beispiel. En Es war wie berauscht. Zorn musste ansteckend sein! Hätten sie ihn nur viel früher entdeckt.
En Es ging voraus. Sie hatten nicht viel Zeit. Er sah den Wächter am Ausgang der Kaverne schneller als der ihn. Nun wusste er schon, wie der Laserbohrer als Waffe zu benutzen war, und auch dieser Soldat fiel. Die Schreie seiner Gefährten hallten im Kopf des Kerr nach.
In dem Augenblick, als En Es auf den Weg zur Station hinaustreten wollte, schlug ein Geschoss knapp über ihm in der Decke ein, und er sprang zurück. Staub und kleine Gesteinsbrocken fielen herab, doch die Decke blieb stabil.
Und damit war die Revolution auch schon vorbei. Weitere Fünfereinheiten rückten heran. Die Kerr wehrten sich tapfer. Aber gegen diese Übermacht hatten sie keine Chance. Xo Ay war der erste, der getroffen wurde. Der Laserstrahl traf seine linke Seite. Er fiel auf die Knie, dann auf sein Gesicht. Er
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