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Und bist du nicht ein Linpha?«
Für einen Moment war er sprachlos. »Shanija Ran«, sagte er dann, »du bist unter deiner harten militärischen Schale ein zutiefst unzüchtiges, hemmungsloses Weibsstück, und Humor entwickelst du auf einmal auch noch, das macht mir Angst.« Er griff in ihre offenen, dichten Haare, zog ihren Kopf zu sich und küsste sie. »Aber es gefällt mir«, murmelte er an ihren Lippen. »So sehr … Wie habe ich mich nach dir gesehnt, aber ich hätte nicht zu hoffen gewagt …« Er küsste sie weiter, mit zunehmender Leidenschaft, je inniger sie antwortete.
Der Kuss schmeckte köstlich. Der Moment war demnach richtig gewählt. Genau das war es, was Earl gebraucht hatte. Einen winzigen Anstoß, und er war nach dem langen Aufstieg über den Berg gekommen, sie konnte es spüren. Sein Lebenswille war neu erwacht, seine Kräfte kehrten zurück. Und sie würde dafür sorgen, dass er diese in die richtigen Bahnen lenkte. Nichts stand zwischen ihnen. Sie konnten ganz neu anfangen.
»Und dein Körpertraining werden wir fortsetzen, da weiß ich genug, womit wir üben können, ich will ja schließlich auch in Form bleiben«, schmunzelte sie. »Dein Verstand bekommt ebenfalls genug Abwechslung, denn du wirst dich neben all deinen sonstigen Arbeiten damit beschäftigen, einen schwebenden Stützstuhl zu konstruieren. Dann bist du auf niemanden angewiesen und kein Gefangener deines Turms mehr.«
Er schien sich ihre Worte durch den Kopf gehen zu lassen, während er, wahrscheinlich unbewusst, ihre Hand streichelte. Zärtlichkeit durchflutete sie. Noch heute Nacht würden sie im selben Bett schlafen, sie wollte endlich wieder die Wärme seines großen, immer noch schützenden Körpers spüren. Earl Hag war nicht halb so hilflos, wie er sich in den vergangenen Lunarien empfunden hatte. Bereits vom Krankenbett aus hatte er dafür gesorgt, dass sein Reich nicht zusammenbrach, und den Transport von Hilfsgütern organisiert. Er hatte Shanija in alles einbezogen und sich vor allem um Darren junior gekümmert. Wie sehr er den Jungen liebte, war an dem Strahlen seiner Augen zu erkennen, sobald er Darren ansah.
Shanija hatte sich noch nie geborgener und sicherer gefühlt.
Ernst fügte sie hinzu: »Es gibt nach wie vor sehr viel zu tun, Earl. Die Sicherung der Städte, die Zerschlagung der vielen marodierenden Räuberbanden, die von Aliandur und ELIUM übrig geblieben sind. Darum werde ich mich kümmern. Deine Aufgabe ist der Wiederaufbau des Landes, insbesondere von Burundun. Alle unsere Lieben dort, nicht nur Raja, sondern auch As’mala, Seiya, Mun und die Kinder sind unsere Familie, die uns braucht.«
»Du solltest Darren nicht vergessen.«
»Darrens Erziehung ist ein Kinderspiel. Er hat nie Probleme bereitet und wird wahrscheinlich
unser
Stützpfeiler in dem Chaos sein, das uns noch erwartet, nicht umgekehrt.«
»Shanija … du hast genug getan. Du kannst …«
»… ziemlich wütend werden, wenn ein sonst intelligenter und reifer, um nicht zu sagen
knochentrockener
Mann anfängt, sich wie ein pathetischer Idiot zu benehmen.«
Lange sah er sie schweigend an. Der Ausdruck in seinen stahlgrauen Augen berührte sie tief im Herzen. »Warum?«, fragte er dann leise.
»Du bist die Summe aller Männer, die es in meinem Leben hätte geben sollen, angefangen bei meinem Vater«, antwortete Shanija Ran. Sie war am Ende ihrer langen Reise angekommen, und das war ein wundervolles Gefühl. »Ich werde daran festhalten. Abgesehen davon gefällt es mir, reich und mächtig zu sein. Fast wie eine Königin. Ich sollte mich krönen lassen.«
Earl Hag blinzelte verdutzt, dann lachte er schallend.
Hand in Hand betrachteten sie den rauschenden Untergang der Drei Sonnen.
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