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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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ineinander gemalt und zogen sein Auge an.
    Und als er hinsah genauer, waren die Kreise gemalt wie dreifach gewundenes Seil, das sich wölbte zu roter Spirale, strahlend aus schwarzem Kern. Und windgebogen flohen die Strahlen dahin, in Windungen drei. Und waren ein feurig rollendes Rad.
    Kapitel 78. Das Schwert
    Als Joseph aber erwachte aus tiefem Schlaf, birst die Luft vor Schreien und blutigem Schlachten.
    Steigend trümmern Hufe die Felswand.
    Flammt Pferdewiehern durch Stimmengewirr.
    Und dornig reißen Schreie Gefällter die Rufe Nachdringender mit herab.
    Denn auch die werden rotgemacht. Sie fallen gefällt übereinander im Dunkeln.
    Schreien hört man nach Gott.
    Und es hallt vom Aufschlag der Leiber.
    Joseph aber sah die Gestalten.
    Die niedermetzelten, was vor sie kam.
    Umwirbelt von Asche.
    Tiefer zu dringen, Schritt für Schritt tiefer.
    Da durchfliegt Streif glühenden Scheits, den einer geworfen, die Höhle. Als fiele vom Nachthimmel Morgenstern.
    Angestrahlt stehen schlachtend die Schlächter. Sehen Sterbende am Boden sich wieder, aus glühenden Augen.
    Bis langsamer wurde nach langem das Schlachten, bis stiller wurden die Schläge.
    Und einmal so still, schien Joseph, als hielten selbst die Verletzten ihr Stöhnen an.
    Den stilleren Regen zu hören.
    Ein Donnern, kaum mehr vernehmbar. Ausatmen kam es gleich.
    Bis knieten welche und entzündeten Feuer erneut.
    Die gingen umher mit brennender Fackel.
    Stachen in die, die ihnen noch lebten. Und fledderten ihre Leichen.
    Und Joseph hört erste Stimmen.
    Erkennt Männer des Dymas. Die feuern sich an.
    Auch entbrennt Streit zwischen manchen über dem Raub, den die Leichen abgeben.
    Und Joseph hört sie zurufen einander, Stimmen der Fledderer, die, das Schwert in der Hand, zurufen einander:
    Wie alles geschehen und wer wem gehört von den Leichen.
    Joseph aber – gebunden, das Ohr noch am Boden – hört auch die Stimmen des Bluts der Gemordeten, das die Erde empfing aus den Händen der Räuber.
    Hört die Gemordeten rufen zu Gott:
    ›Vernichtet sind wir, Dir nahe zu sein – Unseren Kopf hieb vom Rumpf ein flammendes Schwert
    Vernichtet sind wir, Dir nahe zu sein – Unsere Augen durchstach der Stich Deines Wächters
    Vernichtet sind wir, Dir nahe zu sein – Unseren Hals würgte Dein Raubengel
    Vernichtet sind wir, Dir nahe zu sein – Unser Herz riß aus den Leibern der Feind
    Vernichtet sind wir, Dir nahe zu sein – Unsere Hände liegen abgeschlagen zu Boden, erhoben zu Dir
    Vernichtet sind wir, Dir nahe zu sein – Unsere Füße ragen ins Bodenlose, aufwärts zu Dir aus dem Haufen
    Vernichtet sind wir, Dir nahe zu sein – Wir sahen Dich gehen in Finsternis
    Vernichtet sind wir, Dir nahe zu sein – Wir sahen Dich weisen die Finsternis
    Vernichtet sind wir, Dir nahe zu sein – Wir sahen Dich steinern dein Herz
    Vernichtet sind wir, Dir nahe zu sein – Wir sahen Dein Antlitz sich wenden, da war Finsternis
    Vernichtet sind wir, Dir nahe zu sein – Wir sahen Dich niederschlagen die Augen, du schlugst uns in Finsternis
    Vernichtet sind wir, Dir nahe zu sein – Wir sahen Dich senken Dein Haupt und glaubten, Du habest gerufen nach uns aus der Finsternis
    Vernichtet sind wir, DIR nahe zu sein.‹
    So hörte Joseph rufen die Stimmen der Vernichteten, deren Blut Finsternis ist.
    Da bewirft mit Flammenlicht ein Fackelträger den Steinboden, wo der gebundene Joseph liegt. Und tritt achtlos an ihm vorbei.
    Und im Schein, der erst hält, dann vorüberzieht, sieht Joseph es fließen am Boden. Hört es seufzen, da Licht fällt, seufzen, als werde nun Klage erhört.
    Joseph aber bemerkt, im abziehenden Licht, eine Wespe, die läßt sich nieder am Rand einer Pfütze, daraus zu trinken.
    Und als ein Rinnsal, warm aus dem Dunkel, erreicht seine Stirn, weicht Joseph erschrocken seitwärts, zerrt Hals und Kopf vom Boden, der Rückwand der Höhle zu.
    Dort bemerkt Joseph einen Jungen und ein dunkelhäutiges Mädchen – kaum dreizehn mochten sie sein – gebunden an Händen und aneinandergeseilt. Die hatten überlebt, sich bergend in einer Nische der Rückwand, nur Schritte von Joseph entfernt.
    Und die Blicke des Jungen und Josephs hatten sich noch eben gekreuzt. So daß der Junge wußte: Gesehen bin ich vom andern, entdeckt ist unser Versteck.
    Da tritt einer der Räuber zu Joseph hin, beugt sich herab, löst ihm die Fesseln und herrscht ihn an, ihm beim Entkleiden und Durchsuchen der Leichen zu helfen.
    Und Joseph, kaum hat er sich erhoben, tritt vor ihn wankend und

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