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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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Versteck gewagt und gut daran getan.
    Denn erst wenig zuvor seien zwei Reiter, die Jakobus heimlich zurückgelassen, aufgetaucht.
    Die ritten, nach allen Seiten sich umblickend, hinab zum Fluß. Vom Ufer aus aber riefen sie anderen zu, auf der anderen Seite des Flusses.
    Da tauchten zwei weitere auf drüben, die hatten ebenfalls im Versteck gewartet und riefen zurück und überquerten die Furt auf die zu.
    Zu viert aber seien die Reiter losgezogen, noch nicht lang her. Und ritten Jakobus hinterher, nach Jericho wohl, wie Dymas vermutete.
    ›Dich aber‹, sprach Gemas, ›hat keiner angerührt, nachdem du gestürzt warst vom Scheiterhaufen. Und reglos bliebst du da liegen. Nur ein dunkelhäutiges Mädchen trat herbei und erstickte mit Erde deine brennenden Haare. Da zog man sie weg, bevor es Jakobus bemerkte. Denn sie fürchteten seinen Zorn. Vom Versteck aus aber glaubten wir, du liegst tot.‹
    Und Gemas sagte, sie wollten hier nicht bleiben. Sondern das Nachtlager drüben suchen, jenseits des Jordan. Und dafür am Ufer des Jabbok entlang, solange das Licht noch reiche.
    Da saß Joseph still und wußte nicht, warum sie’s ihm sagten.
    Und er saß still und hörte sie nicht, hörte kaum ihren Atem und kaum, daß sie waren noch um ihn, die beiden.
    Denn Joseph saß still, zu hören, warum Gott ihn nicht ließ.
    Sondern Sich gezeigt hatte ihm, Joseph, aus der Tiefe von unten.
    Und warum Er ihn blind warf zurück aus dem Feuerhaufen zur Erde.
    Und doch ließ leben.
    Was will ER mit mir?
    Als es aber still blieb, dachte Joseph: So sind sie davon schon. Was wird nun aus mir?
    Da dürstete Joseph.
    Und er neigte sich vor, um weiterzukriechen zum Wasser.
    Da hört er den Dymas:
    ›Steh auf, was willst du schon wieder da unten? Tragen kann ich dich nicht. Denn mein Arm ist zu schwach von der Wunde. Aber Gemas wird tragen.‹
    Da stiegen sie in den Fluß mit ihm.
    Und Gemas trug auf dem Rücken den Joseph.
    Joseph aber, den Kopf bei der Schulter des Gemas, hörte beim Queren die Nähe des strömenden Wassers.
    Und neigte herab den Kopf und öffnete seinen Mund.
    Und trank ein das Fließende.
    So setzten sie über. Und erreichten das andere Ufer zu dritt.

Sechstes Buch. Das Grab
    Kapitel 89. Der Verhüllte
    Hier aber riss das Schreckliche, das Joseph gesehen hatte, hier riss das Ungeheuerliche, das er gehört, von innen riß es an ihm. Riß – hin über Tage, Wochen, Monate, Jahre –, riß ein in sein Antlitz.
    Denn jeden Tag riß es ein tiefere Spur. Bis es ausgeprägt war nach Jahren, Prägung war des Gesichts Seines Angesichts.
    Und wie ein Gefäß nicht halten kann das Schreckliche, mit dem man es bis zum Glühen gefüllt, sondern zu bersten droht rißentlang, so erschien Joseph den Menschen. Und Furcht überkam jeden, der nur ansah Joseph oder dessen Auge gestreift wurde vom Herblicken Josephs.
    Denn Josephs Entsetzen sprang über auf sie, die sahen sein Gesicht. Als spiegelten die weitaufgerissenen Augen, was der Blinde als letztes gesehn: Heraufblick des Qualgebundenen.
    Denn zu spät schränkte Joseph die Augen im Traum und entkam nicht Seinem Heraufblick.
    Der aber bohrte sich reißend tiefer und tiefer. Und nachtüber, tagüber drang hinter Joseph Sein Auge her.
    Und streifte Sein Augstrahl jeden Splitter des Tages, jeden Splitter der Nacht Josephs.
    Und der Augstrahl Seines Heraufblicks, der eindrang in Joseph, als er hinabsah und IHN sah, mit Furcht schliff Er jede Scherbe des Menschen.
    Erschliff mit Furcht sich erschaffend den Scherbenmenschen.
    Dymas und Gemas aber behielten bei sich den Joseph.
    Als seien die beiden festgehalten von etwas, das andere immer nur abstieß und ausweichen ließ, wenn sie auf dem Wege begegneten und erblickten Josephs Gesicht.
    Es gab aber auch solche, die trieb es, nach dem ersten Schrecken, zurück zu ihnen und Joseph. Und im Abstand riefen solche den Wanderern zu, sie mögen doch halten am Wegrand.
    Da ließ man Dymas, Gemas und Joseph Trank und Nahrung, und stellte’s an den Wegrand. Zog aber davon, sobald die drei sich den Gaben näherten.
    Und Gemas und Dymas hoben auf, was ihnen gelassen war, und teilten es mit dem Blinden. Und sie verweilten nie länger am selben Ort.
    Wohin sie aber damals vom anderen Ufer des Jordan aus zogen und wer sie späterhin sah in den sechzehn Jahren, die folgten, und was ihnen widerfuhr auf der Wanderung, darüber weiß ich nur wenig. Und nichts davon weiß ich genau.
    Manche aber sagen, die drei seien – auf einen Traum Josephs hin – bis

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