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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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›Ihre Herrin vielleicht.‹
    Da war nun mein Herr, als er’s hörte, in große Aufregung geraten.
    Kurz darauf aber schon in Zweifel, ob er den Worten des Händlers könne vertrauen. Denn mein Herr dachte wohl: Verkauft der nicht immerzu? Und: Was verkauft er mir da – und zu welchem Preis?
    Der Händler aber fuhr fort und erzählte, er sei sogleich hinterher der Menge und habe gefragt, die er packen konnte:
    ›Was gibt’s denn bei euch?‹
    Da hörte der Händler, es sei ein Prophet, dem nachzieht die Menge, hin zum Haus der Versammlung.
    Da sei auch er gelaufen mit ihnen. Und der Händler versicherte meinem Herrn:
    ›Nicht aber, den Propheten zu hören. Vielmehr mich zu versichern, ob ich zuvor etwa die Vermißte, deine Frau Esther, die totgeglaubte – oder sonst ihr Gespenst – gesehen.‹
    Und der Händler fuhr fort und sprach:
    ›Die Menge hielt aber auf der Gasse vor einem Haus, so daß ich nicht weiterkonnte. Und manche drängten zurück, denn die dem Propheten voraus waren, der Synagoge zu, sahen, daß er nicht folgte.
    Und sie hielten und selbst drängten zurück, um den Propheten denen zu nehmen, die ihn aufhielten dort.
    Da trat aus der Tür der Herr jenes Hauses, davor sie hielten und sich drängten. Und der war wütend über den Auflauf. Denn es schien, als wollten sie stürmen sein Haus.
    Und ich hörte seine Stimme, die rief zu der Menge: „Was wollt ihr hier? Weg mit euch, zieht schon weiter!“
    Aber es ging nicht weiter.
    Da sah ich seinen Zorn größer werden noch. Denn er hatte eine aus seinem Gesinde gesehen, die befand sich unter der Menge. Und er deutete auf sie mit ausgestreckter Hand und hieß sie ins Haus zurückgehn. Und rief, er werde bestrafen, die ohne Erlaubnis ihre Arbeit verließ.
    Da schien es, als trete auseinander die Menge, Raum zu machen für jene, die Magd, die geheißen war zurück an die Arbeit. Denn sie rückten auseinander, und ich wurde zurückgedrängt, die Gasse nach oben.
    Als ich aber hinabsah, erkannte ich, daß mit der gerufenen Magd aus der Menge hervortrat jener, von dem es hieß, er sei ein Prophet.
    Und der ging her vor der Magd und sprach mit dem Herrn jenes Hauses. Und kurz darauf öffnete der Hausherr beiden die Tür.
    Sofort schloß die Menge auf, als wollten alle hinterher dem Propheten. Und als sie ihm nachdrängten, stieg eine Frau, in Kleidern noch staubig vom Weg, zum Einlaß des Hauses und rief der Menge, ruhig zu bleiben, und riet ihnen, vorauszugehen ins Haus der Versammlung.
    Deren Stimme aber erkannt ich, die so gesprochen zur Menge.
    Und ich drängte hinab, sie genauer zu sehen. Wurde aber zur Seite gepreßt, hin an den Rand jenes Hauses, vor dessen Einlaß sie stand. So daß ich sie nicht sah von vorn.
    Da rief ich ihren Namen – rief deinethalben, um sicher zu sein und dir zu berichten – rief, wie es nur ein Verwandter getan hätte sonst, ihren Namen, rief laut heraus und ihr zu:
    „Esther!“
    Sofort blickt sie her zur Seite. Denn ich war auf die Seite, ganz an den Rand jenes Hauses gedrängt.
    Und die nachkommende Menge, die schob und stieß, war dabei, mich in den Spalt zwischen diesem und dem angrenzenden Haus zu pressen, da sah ich sie hersehen. Sah sie suchen mit Augen an der Seite des Hauses entlang, suchen nach dem, der soeben gerufen.
    Und da ist’s: deine Frau.
    Mich aber, der sie „Esther!“ gerufen, erkannte sie nicht in der Menge.
    Sondern über die Stelle hinaus, von wo ich gerufen, als man mich an den Rand des Hauses gedrängt, sah sie besorgt.
    Da trat ein anderer ihr zur Seite beim Eingang des Hauses und sprach ebenfalls zur Menge.
    Die ließ sich nicht beruhigen, nahm keinen Rat an, keine Weisung, sondern lärmte um Einlaß ins Haus.
    Und ich wollte heben den Arm, anzuzeigen deiner Frau, wer ihren Namen gerufen. Und konnte nicht heben den Arm, so dicht standen sie an mir.
    Da zwängten Nachdrückende mich und einige andere in die Enge zwischen die Häuser. So daß wir, abgedrängt, übereinander hinfielen im Dunkeln.
    Und einige richteten sich schnell wieder auf und preßten eilends die Enge hinabwärts, als hätten sie Ahnung, man habe das Haus nun von hinten geöffnet.
    Der aber über mir lag, ein Alter, den ich am Boden noch stützen mußte – er wäre sonst wieder zurückgefallen auf mich –, der fluchte auf die Menge, die den Spalt zur Gasse hin schloß. Und verfluchte die Enge, die ihn umgab. Und stach, als drängten die Häuser selbst auf ihn ein, mit der Spitze der Krücke, an der er sonst ging,

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