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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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Traufen der Fäden.
    Denn gespeist und getränkt war die Kammer neblig aus Abertausenden Rinnsalen sprühenden seilgesammelten Bluts.
    Das speiste und tränkte und begoß den, der da saß in der Kammer, einsaß im All rotkreisender Nebel, glutgesponnener Sternfäden, feurig rollender Sonnen und Räder.
    Und der trug eine Krone.
    Die Krone des Königs.
    Und der war der Grausamste der Grausamen, das Ungeheuer, das Joseph sah, als er sah über die Grenzen hinaus alles Gesehenen, über die Grenzen hinaus alles Sehens, und erkannte.
    Erkannte den, der saß in der Kammer.
    Und er sah:
    Der da sitzt, saugt auf und trinkt und schwitzt selbst das Blut und vergießt und trinkt es in Strömen.
    Und seine Füße ruhen in tiefster Tiefe der Kammer auf Wiege und Urne zugleich.
    Und Wiege und Urne sind der Kasten, sein Fußstuhl.
    Da aber, als fühle er Josephs Blick im Nacken, sah herauf, der saß in der Kammer und einsaß im All rotkreisender Nebel, glutgesponnener Sternfäden, feurig rollender Sonnen und Räder, der trug die Krone des Königs.
    Und es erhob das Ungeheuer sein Angesicht.
    Und im Heraufblick wendet’s den Nacken und wendet empor sein Angesicht Joseph zu und hebt auf die Augen im Blick heraufhin zu Joseph.
    Und der Blick des Angesichts trifft heraufhin durch die Öffnung im Boden des Nachens auf Joseph.
    Trifft auf Joseph, der sieht.
    Da, getroffen vom Blick, erkennt Joseph, jenseits der Grenzen alles Gesehenen, jenseits des Sehens, jenseits allmöglicher Sicht:
    SEIN Angesicht.
    Erkennt, daß es Gott ist, der sieht herauf, und Sein Sehen ist, das er sieht.
    Und sieht Gottes Angesicht und erkennt IHN: gebunden.
    Gefesselt an Strängen und Seilen und Fäden, die kreuzhin und querhin IHN binden.
    Als zerrissen IHN, die IHN tränkten und speisten und trauften das Blut durch den gläsernen Kasten.
    Da:
    Verzerrt war von Leid, von maßloser Qual, das Angesicht, das heraufsah zu Joseph.
    Und Joseph entsetzt sich vor IHM, der so leidet.
    Und es war Joseph unfaßbar dieses Gesicht, das er gesehen.
    Zu spät reißt er die Hände vor Augen, sich vor dem Gesicht des Angesichtes zu schützen, vor dem Heraufblick Gottes menschenherauf.
    Da hört Joseph die Worte:
    ›Heute habe ich dich gezeugt. Neuerschaffen hast du die Welt.‹
    Kapitel 87. Die Finsternis
    Da erwachte Joseph, das Entsetzen übers Gesehen-Gehörte noch im Gesicht, die Hände schützend vor Augen.
    Und er riecht den Geruch der Asche.
    Riecht verbrannt die Haut seines Körpers.
    Verbrannt vom Gesehen-Gehörten.
    Und Joseph nimmt die Hand von den Augen.
    Und öffnet die Augen, zu sehen.
    Und kann nichts erkennen.
    Dunkelheit nur.
    Joseph ruft.
    Niemand anwortet.
    Da reißt Joseph die Augen weit auf.
    Himmelwärts. Sonne zu sehen oder die Sterne.
    Und sieht nichts.
    Taumelnd erhebt er sich vom Boden.
    In völliger Dunkelheit.
    Und tappt mit der Hand tastend vorwärts in Finsternis.
    Da greift er in glühende Asche. Stürzt in niedergebrannte Scheite.
    Und rappelt sich auf.
    Und abermals stürzt querhin darüber. Kann nichts erkennen, nichts sehen.
    Und Joseph tappt blind. Fällt auf die Knie. Und kriecht weiter auf allen vieren.
    Und die rauchenden Aschereste hinter sich, kriecht er dem Fluß zu.
    Denn das Flüstern der Luft trug heran Wassergeruch.
    Kapitel 88. Der Blinde
    Joseph aber hatte noch nicht den Jordan erreicht, da stellt sich dem Kriechenden in den Weg einer.
    Und Joseph hält.
    Und erfühlt ihn mit Händen.
    Da beugte sich der hinab und ergriff Joseph unter der Schulter.
    Wo er Joseph aber auch faßte, schmerzte der Körper des Alten.
    Und Joseph wußte nicht, wer ihn aufrichtete.
    Und der ihm aufhalf, sah, daß Joseph kaum auf den Sohlen der Füße zu stehen vermochte, die das Feuer gefressen.
    Und der Joseph aufhalf, fragte:
    ›Siehst du mich nicht?‹
    Da erkannte Joseph die Stimme des Gemas. Und hörte Gemas sagen zu Dymas: ›Das Feuer hat blind geschlagen den Stummen.‹
    Und Joseph hörte Dymas, zur Rechten, der sprach:
    ›Hörst du uns denn?‹
    Da wandte Joseph sein Gesicht zu ihm hin und nickte.
    Und Josephs Gesicht zitterte.
    Als zittere er vor einem, den er nicht sehen konnte.
    Und Gemas, zur Linken, hörte er sagen:
    ›Er zittert vor Angst oder Fieber.‹
    Da setzten die beiden Joseph zu Boden am Ufer.
    Und sie dankten Joseph, daß er sie nicht verraten in ihrem Versteck.
    Und sie erzählten ihm, Jakobus und dessen Zug seien umgekehrt vor wenigen Stunden. Zurück in südliche Richtung.
    Dymas aber und Gemas hätten sich nicht aus dem

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