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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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Mächtigsein über Orte und Staben, wenn ihr erfahren wollt, wohin sie weisen.«
    Da gaben sie nach – Neith sah’s –, ohne aufgeben zu wollen.
    Und Neith fuhr fort:
    »Mein Herr dankte dem Händler, der ihm all das berichtet. Der Händler aber wollte sich nicht belohnen lassen für seinen Bericht und nahm nichts an.
    Erst vor dem Tor nahm er an, was mein Herr mir für ihn gegeben hatte. Ich aber wiederholte, worum schon mein Herr ihn gebeten: schweigsam solle er sein gegen andere und von der wiedergefundenen Esther niemanden wissen lassen.
    Und ich dachte, als ich, von draußen zurückgekehrt, meinen Herrn in Aufregung fand: Er will hinabreisen, Jericho zu.
    Denn entsprechend gab er Anweisungen: ›Aufbrechen sogleich!‹
    Denn so nah war sie ihm gerückt, Esther, so lebendig vorgestellt, daß er nicht warten wollte bis morgen.
    Da bat ich ihn, mit ihm reisen zu dürfen hinab.
    Er aber wies mich zurück. Nur einer der Diener rüstete sich, ihn zu begleiten.
    Vielleicht sah er auch, daß mein Verlangen, mit ihm zu reisen nach Jericho, nicht galt der Herrin, nicht Esther, sie etwa wiederzusehen. Denn ich saß ja dabei, als der Händler erzählte. Und mein Herr hatte gesehen, wie’s mir erging, als sich bewegte das Tote.
    Damals aber wußte mein Herr noch nicht, daß ich schwanger war.
    Seine Abreise verzögerte sich aber. Und er brach nicht auf in Hast mit dem Diener. Und brach auch nicht auf, als es Morgen wurde. Und stieg nicht hinab zu ihr, auf Jericho zu, ich war verwundert darüber.
    Sondern rief einen Diener, Phylakos, dem er vertraute und in meiner Gegenwart übergab mehreres von Wert. Der solle heimlich-verschwiegen suchen die Herrin in Jericho. Er solle ihr dies und das überbringen. Und solle legen in ihre Hände den Brief. Mit dem Geld solle die Herrin verfahren nach Gutdünken. Er bitte sie nur, ihn wissen zu lassen durch diesen, den Phylakos oder andere Boten, wann immer sie bedürfe der Hilfe.
    Ich weiß also nicht, was meinen Herrn zurückhielt, sie aufzusuchen.
    Ich weiß nur, daß in den folgenden Monaten mehrere Male Boten hingingen und hergesandt waren.
    Denn Esther gab meinem Herrn Antwort. Und sie bat ihn wohl auch um das eine und andere. Still ließ er’s ihr zukommen.
    Was die Briefe aber enthielten, davon sprach er mir nicht. Ich fand ihn nur öfter beim Lesen und Wiederlesen der Botschaft. Denn er trug sie bei sich und bewahrte sie später gesondert, ich wußte nicht wo.
    In jenen Tagen aber war’s, daß erkrankte mein Herr.
    Und er sandte mich außer Haus, heimlich zu führen ins Haus einen Arzt, den er mir nannte. Denn er wollte nicht, daß geredet würde, er könne sich nicht erheben vom Lager.
    Der Arzt aber, den ich herbeiholte, meinte, Ursache der Erkrankung seien die Speisen, die mein Herr zu sich nahm. Und er wies an, was ihm statt dessen gereicht werden solle, wie oft und wann.
    Als sich aber nach Tagen keine Besserung einstellte, glaubte ich, es sei die Not um das Fernsein der Esther, es sei das Leid an der Trennung, das Wissen, sie verloren zu haben, sie nie mehr ins Haus treten zu sehen, das ihn kränkte und ließ erkranken.
    Denn oft dachte ich, wo ist sein Zorn, daß die Herrin ausblieb ohne ein Wort und ohne Erklärung? Und wo seine Wut, daß sie, endlich wiedergefunden, sich nicht einfand bei ihm? Sondern fern sich hielt, an einen anderen gebunden, nur redend durch Boten mit ihm, der doch ihr Herr war gewesen.
    Denn darüber , fühlt ich, war krank geworden mein Herr und begann er zu leiden.
    Zu seiner Schwäche aber, die ihn nicht mehr aufstehen ließ vom Lager, trat ein Fieber.
    So daß er rief in der Nacht. Aber niemand vermochte zu sagen, nach wem er gerufen, und niemand zu unterscheiden, ob er rief nach den Boten, den Dienern, ins wirkliche Zimmer herbeizueilen, oder gerufen hatte nach ihnen im Traum, das andere Zimmer dort zu betreten. Denn die Worte im Fieber kamen – gleich, ob er träumte oder wach lag – in Stößen und waren hinter geschlossener Tür kaum zu verstehen.
    Mein Herr aber hatte verboten, daß sich jemand im Zimmer aufhält, es sei denn, er hätte ihn zu sich gerufen. Und drohte einmal, mich deswegen zu strafen. Denn ich war eingedrungen, nach ihm zu sehen, als ich glaubte, er rufe in Not.
    Und auch ein zweites Mal war ich herbeigerannt, war an sein Bett getreten und hatte zu spät erkannt, daß er träumte und daß er reckte den Arm, unsichtbare Boten zu entsenden der Esther. Da war er erwacht. Und erzürnt über mein Zuwiderhandeln befahl er,

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