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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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griff in den Stoff meines Kleids und herauffuhr die Falten. Da läßt er nun gehen die Schwangere, sendet mich aus dem Haus.
    Mein Herr aber sprach zu mir:
    ›Bis alles getan ist, was ich dir auftrage, soll niemand wissen, wo du dich aufhältst. Dann aber: Kehr mir zurück!‹
    Und es war seltsam gesagt, sein ›Kehr mir zurück‹.
    Da spricht er weiter: Ich solle hinaus, er werde mir Geld anvertrauen, genügend, sechs Tagelöhner zu dingen auf dem Markt in Jerusalem. Daselbst auch zu kaufen, was vonnöten zur Arbeit.
    Denn ich solle dingen die Tagelöhner und sie unterbringen in einem Zelt vor den Mauern der Stadt, mit Essen versorgen und jedem der Arbeiter auszahlen täglich vor Sonnenuntergang einen Denar als Lohn für den Tag, nichts darüber.
    Da wies er mir den Ort jenseits des Gennattors, dahin ich führen solle die gedungenen Tagelöhner, die beladen hintrügen das Nötige.
    Denn dort, unweit der Stadtmauer im Westen, lagen hinter der Richtstatt noch Gräber im alten Steinbruch.
    Und er sagte, zur Rechten aber des Grabs Eleazars, seines Freundes, das man vor einem Jahr dort hatte angelegt, solle ich ausschachten lassen ein weiteres, sein eigenes. Und das Grab solle ausgehauen werden aus dem Felsen, neben dem Grab seines Freundes.
    Als ich aber still blieb, erstarrt, fragte er mich:
    ›Kannst du’s ausführen, Neith, mir erfüllen den Auftrag?‹
    Kapitel 94. Der Ort
    Ich aber konnte nicht antworten meinem Herrn. Da fragte er nochmals:
    ›Du kennst doch den Ort?‹
    Er hatte aber bezeichnet den Ort zur Rechten des Felsengrabs Eleazars, eines verstorbenen Freunds und Verwandten meines Herrn. Mein Herr und Eleazar hatten den Ort vor vielen Jahren gemeinsam erworben, aber nicht anlegen lassen die Gräber.
    Da ließ Eleazar, der Freund meines Herrn, anlegen ein Grab für seine Familie. Denn die Schwiegereltern Eleazars, die im Hause lebten, waren betagt.
    Kaum aber war’s ausgeschachtet, sie meißelten noch am Rollstein, verstarb Eleazar, der’s in Auftrag gegeben.
    Und hinter meinem Herrn ging ich her, Beigaben tragend, der ging hinterher der Familie Eleazars. Darunter auch waren die Eltern der Frau, von Dienern gestützt, den Freund meines Herrn, den Ehemann, ihren Sohn, zu Grabe zu tragen.
    Da faßte ich mich und antwortete meinem Herrn: ›Den Ort kenne ich.‹
    Und ich versprach ihm, ich würde tun, wie er mir aufgetragen.
    Er ging aber jede Einzelheit mit mir durch seines Auftrags. Auch wie es beschaffen sein solle, das Grab. Und ich sah, daß er’s anlegen ließ wie einst sein Freund Eleazar, den er zu Grabe getragen.
    Mein Herr aber blieb in den Einzelheiten, als wollte er mich darüber vergessen machen, daß all das solle getan sein für seinen Tod, mit dem enden werde, woran er leide.
    Und so sagte er auch, er werde mir schicken, zu Beginn jeder Woche, den Diener, der mich am längsten kannte, den Phylakos. Denn gemeinsam mit Phylakos war ich damals zum Gesinde des Hauses gekommen.
    Phylakos, sprach er, werde mich am Teich der Drei Türme erwarten. Und werde mir wöchentlich geben den Lohn für die Arbeiter. Von Phylakos aber erwarte er Bericht vom Fortschritt der Arbeit und daß er ihm sage, ob sie auch zügig voranschreite. Und er bat mich, Phylakos wissen zu lassen, falls sonst etwas nötig sei, er werde’s beschaffen.
    Da gab mein Herr mir das Geld für den Anfang. Und sandte mich aus. Und sprach:
    ›Morgen früh, mit dem Aufgang der Sonne, geh ans Werk. Und sprich niemandem davon außer dem, den ich dir sende.‹
    Kapitel 95. Das Begräbnis
    Als ich aber am nächsten Morgen nochmals zu ihm gehen wollte, ihn zu sehen bei Tage, ob es ihm nicht schon bessergehe, er vielleicht befände: ›Den Traum habe ich nicht verstanden, bleib hier. Laß uns vielmehr überlegen, was er bedeutet.‹ Oder ob er zu mir spräche, vom Schlaf kaum erwacht: ›Wisse, nachdem ich mich elend gesorgt und in Angst gelegen bis Morgengrauen, nochmals überkam mich der Schlaf, und ein anderer Traum widerrief jenen ersten. Bleib also hier!‹ Und: ›Nicht send ich dich fort. Denn nicht ist die Krankheit zum Tode.‹ Sondern: ›Komm, lies mir vor, wie du’s gewohnt, daß ich schneller genese.‹
    Aber so hörte ich nicht reden meinen Herrn. Und bekam ihn nicht zu Gesicht.
    Denn er ließ mich nicht zu sich, nicht in das Zimmer, als ich ihn sehen wollte bei Tage.
    Sondern Phylakos, der Diener, der mich kannte am längsten, der trat heraus aus dem Zimmer und sprach in seinem Namen:
    ›Du hast deinen Auftrag und weißt,

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