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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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solcher Fische im Guß noch des Tuches vor mir und als zögen die Fische, die ich wöbe, den einen beim anderen, vom unteren Webbaum herauf, das heißt: vor meinem Auge herauf und empor, dem oberen zu, und zur Quelle des Gusses zurück.
    Und da ich es so beschlossen hatte, laut zu mir redend, aber als spräche ich’s auch zu dem, der starr bei mir lag, Joseph, suchte ich beim Reden mein Schiff.
    Und da ich vor mir sah das mir eingegebene Muster, die Spur des Fisches, dem nachschösse mein Schiff, nachschießend Faden um Faden im Schuß – im Schuß, der vom Webschwert Faden um Faden würde festgeschlagen im Schlag –, da suchte ich immer noch beim Reden mein Schiff.
    Und da ich mir sagte und zu ihm – Joseph, der da starr bei mir lag – sprach: ›Zwölf Ellen lang soll es werden und drei Ellen breit, das fertiggewobene Tuch‹, da suchte ich schon eine Zeitlang beim Reden mein Schiff.
    Denn ich hatte es verlegt und konnt es nicht finden. Sah her um meinen Sitz und stand auf, hinter den Kettbaum zu sehen.
    Und sah’s dort nicht liegen. Auch nicht hinter mir hatte ich’s abgelegt, ich sah nach.
    Und wandte mich nochmals um, sprach dabei immer noch vor mich hin.
    Da hörte ich eine fremde Stimme, die kam zu mir, spricht:
    ›Dort ist dein Nachen.‹
    Da wandt ich mich stehend zur Linken, woher die Stimme gekommen, sah Joseph.
    Der aber hatte aufgeschlagen die Augen und streckte den Arm hinab und wies gegen das Fußende des wollenen Tuchs, darunter er lag.
    Und ich sah ihn: Er spricht.
    Und ich sah ihn bewegen die Lippen: Höre sie sprechen, die fremde Stimme. Die spricht her zu mir, spricht nochmals:
    ›Unten liegt, den du suchst.‹
    Und ich sah hin.
    Und sah stehend, daß in Falten lag unten das wollene Tuch, wo es der Wind angehoben und an Stellen gekräuselt und in Falten und Schluften gelegt hatte. Das Tuch, darunter er ruhte, Joseph.
    Und sah hinab zwischen die Kämme der Falten und sah, wo versteckt lag mein Schiff, mein Nachen, wie Joseph es nannte.
    Und ich wußte im selben Moment, daß er sieht – auch mich, die da stand, wirklich sieht.
    Und Joseph sah mich an, während er noch deutete hinabwärts auf das, was ich suchte. Denn sein Arm reichte nicht hinab, und er konnte mit Händen nicht greifen das Schiff, nicht es betasten, zu sagen: ›Dort ist dein Nachen‹, oder: ›Dort liegt, wonach du gesucht.‹
    Sondern er sah.
    Und sein Mund und seine Zunge wurden aufgetan, und er redete, als ich mich hinbückte, aufzuheben das Schiff, und es heraufhob, und sprach zu mir:
    ›Siehst du nun?‹
    Auch war die Starre aufgehoben der Glieder des Alten. Denn auf Gemas und Dymas, die ich sogleich herbeirief, deutete er mit erhobenem Arm, und auf Gemas zuerst.
    Und sprach die Namen der Männer, die ihn lange begleitet und denen fremd-vertraut erschien seine Stimme, mit der er zu ihnen sprach. Vertraut aber, weil er die Worte sprach, wie sie aussprechen die Galiläer. Und fremd, weil er, seit er auf Dymas und Gemas gestoßen, kein Wort hatte gesprochen.
    Da er mir aber noch zu schwach schien, sich zu erheben, ließ ich Gemas bringen von den Zelten herab Wasser und Speise. Und Joseph aß, aber nicht viel, während wir zusahen und ihn bedienten.
    Da ließ ich den Krug nah bei ihm absetzen, und verwahrte, was übrigblieb, ihm später davon zu geben, daß er wieder zu Kräften komme.
    Ich aber begann zu weben das Tuch und sprach dabei. Und immer wieder sah ich links hinab mir zur Seite, wo er lag, Joseph.
    Und ich fragte ihn, ob er mich denn gehört, als ich zu ihm gesprochen – denn wie tot hatte er dagelegen.
    Und Joseph sprach, daß er gehört, was ich im Traum gesehen, und hatte mich sprechen hören vom Guß und den Fäden und wie ich sie bände, und wer mir den vierten zugeschoben mit der Spitze des Fingers, her von der anderen Seite des Gusses.
    Da, beim Erwachen, als er zuhörte meiner Stimme und was sie beschrieb, habe sich auch ihm in Erinnerung gehoben, daß er zuvor aus einem Traum war erwacht. Und daß das Ende des Traums sein Erwachen war, der Beginn meiner Stimme.
    Und was für ein Traum es gewesen war, auch daran erinnerte er sich. Und erinnerte’s in eben dem Moment, als ich sprach, daß mir zuschob der andere Finger das vierte, hin durch den Guß, daß ich’s hielte und zum ersten Mal greifen konnte den Faden.
    Denn da sei in Erinnerung gehoben worden der Traum, der ihm träumte und aus dem Joseph erwacht war, als er mich sprechen hörte.
    Im Traum aber war er dabei, aus dem Felsengrab

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