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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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mir herüberkam –, da raffte er’s auf und sagte mir, wo wir stehengeblieben waren. Oder wenn er’s vergessen hatte – was selten geschah –, fand ich selbst immer den Anschluß.
    Denn ich sagte euch doch: es war, als hätte ich eingewoben jedes Wort, ins Tuch jede Silbe, die er gesprochen.«
    Da sprach Balthazar:
    »Fragwürdig bleibt aber, wonach ich dich fragte. Und beantwortet hast du mir’s nicht.
    Denn woher willst du wissen, ob er dir die Wahrheit gesagt über sein Leben, ja, ob er selbst – in seinem Alter noch und nachdem er, wie du selbst erzähltest, zusammengebrochen war, als er sah, in Seilen gebunden, den sie kreuzigten dort im Regen, ihn sah, den nämlich Gemas dem Blinden beschrieb … –, woher also willst du wissen, ob Joseph der Wahrheit nach erzählte?
    Denn das, meine ich, weißt du nicht. Selbst wenn Joseph gewissenhaft hätte erzählen wollen , nachdem er erwacht war und begonnen hatte, dir zu erzählen, so weißt du doch nicht, was wirklich wahr ist an seiner Geschichte.
    Denn vielleicht hat er über dieses und jenes gelogen oder nicht eigentlich lügen wollen , aber dies und jenes hinzuerfunden, um geschmeidig zu machen, was er erzählte dir. Denn er erzählte von einem Leben, das – wie du gut weißt – keiner kannte.
    Denn keiner wußte bisher, was du hast an Unerhörtem berichtet.
    Und doch behauptest du eben davon – nicht daß ich dich, Neith, anzweifeln wollte –, behauptest du, so habe er’s dir, genau so erzählt, dieser Joseph.
    Wie aber willst du prüfen, was wahr daran ist?
    Wie wäre die Probe zu machen im Dunkeln?
    Denn es weiß wahrhaft doch niemand, was er gemacht hat, der Totgeglaubte.
    Und niemand kann sagen, Joseph habe wahrhaftig gesprochen. Sondern nur, daß er’s glaubt. Wie du eben glaubst, Joseph habe dir wahr erzählt und nicht etwa Lügen.«
    Da sprach Neith zu ihnen:
    »Die Probe, ihr sagt es.
    Wie hätte ich Ahnung, auch nur die geringste, daß er mir wahr sprach und wahr bleibt, was er mir erzählte?
    Wie könnte ich’s prüfen?
    Oder fragt ihr nicht so: Wie prüfte ich denn, was er sagte?
    Ich aber sagte euch doch, daß ich selbst Joseph unterbrach, kaum hatte er mir erzählt, wie er querte, blind getragen und stumm, auf Gemas’ Rücken, den Jordan, und sie ankamen drüben. Das war aber, nachdem Jakobus hatte verbrennen lassen die Leiche seines Bruders, des Jesus. Und hatte noch zuschichten lassen Scheite durch Joseph. Denn Jakobus hatte ihn im Verdacht. Trug Joseph doch Kleid und Schwert jenes Jesus, des Bruders Jakobus’.
    Und Jakobus riß ihm die Kleider vom Leibe, ihr erinnert euch. So daß Joseph, wie er mir erzählte, nackt hinaufklettern mußte mehrmals ins Feuer, auf Geheiß des Jakobus, der trachtete danach, daß Joseph umkomme darin.
    Und das geschah, nachdem ihn einer doch freigesprochen hatte, ein Diener nämlich, der Joseph hatte gebunden gesehen in der Höhle und ihn daher erkannte als den Gefangenen jener Räuber, der in der Höhle hatte gebunden gelegen.
    Und dieser Diener war, wie Joseph mir erzählte, mit dem Späher gemeinsam hervorgetreten. Und das im Augenblick, als Jakobus töten wollte im Zorn den Joseph. Da trat der Diener, vom Späher gerufen, an Jakobus heran und sprach für Joseph, daß der ein Gefangener gewesen sei der Bande des Dymas.
    Denn der Diener, der vortrat, der wußte nicht, daß Joseph getötet hatte den Jesus, den Sohn Dymas’, den Bruder Jakobus’, vor dem der Diener Aussage machte.«
    Da unterbrach Balthazar Neiths Rede:
    »Willst du sagen, das sei schon Beweis? Daß nämlich einer – wie Joseph es tat, als er dir vom Schwertstreich wider Jesus erzählte – sich selbst bezichtigt des Mordes? Daß er also – wenn auch in Wut und in Zorn – einen Räuber erschlagen habe?
    Denn Probe wäre das nicht, solche Selbstanklage, kein Beweis! Sondern geradezu rühmen könnte sich einer, erschlagen zu haben den Räuber. Und gerade so könnte Joseph unwahr reden, nämlich erfunden haben dieses und jenes, dessen er sich rühmte.«
    Da sprach Neith:
    »Du unterbrichst mich zu früh, Balthazar. Laß mich dir geben, wonach du fragst, Probe, Beweis, Prüfung der Worte, die Joseph gesprochen.
    Denn einmal traten mir, da Joseph sprach, Tränen in die Augen.
    Und auch Joseph hatte bemerkt die Tränen.
    Aber er wußte nicht, was ich gerade erfahren, durch seine Worte hatte erfahren:
    Daß Joseph nämlich soeben gesprochen von mir.
    Daß ich erzählt vor ihm stand, ich, Neith selbst!
    Joseph aber wußte es nicht. Wußte

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