Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
hervorzutreten. Und sah sich selbst so im Traum:
Wie er hervortritt aus dem Eingang des Grabs. Und sah sich nicht tragen die Rückentrage voll Schutt, sondern in Händen halten Hammer und Meißel, als habe er ausgehauen im Grab.
Und eine Stimme sprach zu Joseph im Traum und sagte:
Hier ist der Berg, den mir gewiesen dein Opfer. Am Ziel bist du.
Da fragte ich Joseph, ob er verstehe den Sinn dieser Stimme. Und welches Opfer gemeint sei, mit dem er gewiesen der Stimme den Berg. Denn die Stimme sagte:
›Hier ist der Berg, den mir gewiesen dein Opfer.‹
Denn während ich webte, fand ich rätselhaft nicht nur, was die Stimme, die Joseph im Traum gehört, ihm zugesprochen. Sondern was unsere beiden Träume verband, was sie verknüpfte.
Denn auch in meinem Traum war ja Joseph erschienen, und hatte mir – mit der Spitze des Fingers – gewiesen den Faden, der ungreifbar war, ihn mir zugeschoben hin durch den Guß.
Und in Josephs Traum, sagte da nicht die Stimme, er sei’s gewesen, Joseph, der ihr wies den Berg?
Und war’s nicht dieselbe Stimme, die ihm wies das Muster? Ihm wies, was er selbst mir gewiesen im Traum: nämlich das Muster, als sein Finger erschien und mir wies jenen Faden, mir zuschob den vierten?
Da sprach ich zu Joseph, während ich einschoß den Faden:
›Sag mir, wie kann eine Stimme, wie kann irgendwer sagen zum andern: „Am Ziel bist du?“
Doch nur, wenn der, der’s so behauptet, auch erkennt das Muster des Ganzen, es übersieht und sieht: Hier endigt es sich, das Ganze, hier schießt es durchs Ziel, es vollendend, hier ist sein Faden verschlungen zum Letzten, jetzt ist er am Ziel.‹
Da war’s – da unterm Baum, da im Schatten, zur Seite des Kettbaums, da, als ich webte das Tuch –, daß mir zu erzählen begann Joseph. Zu berichten begann, was auch ich euch von ihm bisher berichtet.
Denn so berichtend – hin über Wochen und Tage – brachte mir Joseph näher, was die Stimme meinte mit Ziel , mit Berg und mit Opfer .
Kapitel 106. Die Probe
Und auch Joseph, als er mir zu berichten begann, verstand nur von ungefähr, was sie meinte, die Stimme, die zu ihm gesprochen im Traum.
Denn sie sprach nicht: ›Geh opfern, und ich werde dir weisen den Berg zum Opfer!‹
Sprach so nicht mehr.
Sondern, als sei das Opfer bereits geschehen.
Sei von Joseph schon ausgeführt.
Und als sei doch gemeint das Opfer – das alte, sein Schicksal bestimmende Opfer –, das vor vielen Jahren im Traum war von Gott ihm befohlen.
Und als spreche die Stimme: Nicht Gott, sondern Joseph habe gewiesen den Berg – Joseph, das ist aber ›das Opfer‹.
Wozu aber spräche die Stimme im Traum noch vom Berg? Denn zum Berg habe sie gewiesen Josephs Opfer, das aber ist Joseph.
Welcher Berg war gemeint, der neu war gewiesen der Stimme im Traum? Und wie hätte Josephs Opfer gewiesen die Richtung zum Berg, so daß die Stimme ihn fand, diesen Berg, diesen neuen, den ihr gewiesen sein Opfer?
Denn Joseph wußte nicht, von welchem Berg die Stimme gesprochen hatte im Traum. Denn so sagte doch die Stimme zu ihm, bevor er unter dem Baum erwachte, zur Seite dem Webstuhl, dahin Dymas und Gemas den Ohnmächtigen mir gelegt, so sprach sie:
›Hier ist der Berg, den mir gewiesen dein Opfer. Am Ziel bist du.‹
Joseph aber, als er mir zu berichten begann, sprach auch vom Berg, wie ihr wißt. Von der Stimme, die, viele Jahre zuvor, ihm gewiesen hatte das Opfer. Nämlich das Opfer des Sohnes – das er verweigerte Gott.
Und er sprach mir von allem, wovon ich euch bis zur Stunde berichtet.
Joseph aber sprach beginnend, als er begann seinen Bericht, wo es begann mit ihm.
Und mir war, als er sprechend begann, als ginge ich mit ihm. Als käm ich daher auf der Straße – von Sepphoris her nämlich, der Stadt –, sei auf dem Wege heim von der Arbeit, auf dem Weg zurück in mein Dorf Nazaret.
Da überschattet’s mich, wie er spricht, als es ihn überschattete:
Und ihn überflogen die Flügel prächtigen Vogels, die Augenpracht, der folgten die Augen Josephs.
Denn sie zu sehen, sie nochmals zu sehen, die Augenpracht, nein: angesehen zu werden von ihr, stieg Joseph hinauf, die Mauer hinauf, die umgab jenes römische Landgut.
Ihr erinnert euch doch?«
Und Balthazar antwortete als erster:
»Ich erinnere mich, wie es anfing dort, als Joseph hinsah über die Mauer des Gutes und nicht sah den Vogel und seine Augenpracht, aber den ägyptischen Sklaven, der hing am Baum.«
Und Monoimos sprach:
»Und den schnitt er dann los und
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