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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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zurückgetreten war einen Schritt, vom Eingang des Grabes zurück.
    Und sich abgesetzt hatte auf der ausgehauenen Bank in der Vorkammer.
    Und ich blickte nicht weiter auf Joseph, denn was Gemas draußen beschrieb, verschloß mich, daß ich mich wandte zur Wand hin und sah auf die Lampe, die Dymas gelassen.
    Bis es auch unmöglich geworden war, auf die Lampe zu sehen.
    Denn ihre Flamme am Dochtende wand sich, und sie zitterte unter den Schlägen, die Gemas beschrieb.
    Und wurde größer in meinen Augen und nahm an die Gestalt eines Menschen. Als säh ich auf einen, der sich windet in Qual.
    Da fühlte ich plötzlich, hell stechend im Bauch, Schmerzen und sah weg von der Flamme, hinab auf mein Kleid. Und hielt hin meine Hände an den Hügel des Kleids und hielt meinen schwangeren Bauch umtastend mit Händen.
    Denn ich fühlte zum ersten Mal treten das Kind.
    Und erst als ich aufsah, bemerkte ich Joseph, der war von der Bank abgerutscht und zu Boden gefallen.
    Und die andere Lampe, die Gemas zu Boden gestellt hatte, brannte bei ihm, so daß ich sah sein Gesicht, das im Schmerz erstarrt war, die Augen fest zugepreßt, als hätten sie etwas gesehen.
    Und ich war bei ihm sogleich, da sprach Gemas noch, stehend bei Dymas, am Eingang. Und ich konnte nicht sehen, ob Joseph lebt. Und hörte Gemas – als hätte der sich bereits umgewandt und spräche über den Gekreuzigten nicht, sondern über Joseph die Worte:
    ›Lebt der noch?‹
    Und ich beugte mich hin und versuchte zu hören, ob er noch atme, Joseph.
    Und legte auf seine Brust mein Ohr.
    Da erst sah ich, daß seine Rechte verkrampft in den Fingern das Tuch hielt, als habe er’s im letzten noch vom Gesicht sich gezogen.
    Zwei Tage lang aber war ungewiß, ob Joseph leben würde. Denn wie tot lag er da. Und wir wußten kein Mittel.
    Gemas und Dymas aber dachten, er sei bereits tot. Denn er lag reglos.
    In der Nacht aber des dritten Tags war ich eingeschlafen in Gedanken, wie ich bände die Fäden des Grabtuchs, das ich meinem Herrn weben wollte. Denn die Kettfäden des Webstuhls waren gespannt und nach dem Regen getrocknet unter dem Baum, aber noch hatte ich nicht begonnen das Weben.
    Im Traum aber, der mir jener Nacht träumte, waren die Kettfäden wäßrig gewesen. Und wie Wasser flossen sie wasserfädig vor mir herab, als gösse man helles Wasser herab vom oberen Webebaum nach dem unteren hin. Und als könnten die Fingerspitzen – meine im Traum – berühren die Wasserfäden, die gossen vor mir herab.
    Da wußte ich nicht, wie ich binden sollte die Fäden.
    Denn wie sollten im Muster sich fadenverschlingen die Fäden, die gießenden vielen, mit dem Faden, dem einen, den ich gesponnen? Und wie schösse ich ihn zwischen sie ein?
    Ich aber im Traum gab nicht auf und brütete über dem gießenden Guß.
    Bis ich erkannte drei einzelne Kettfäden darin, sie fließen sah, gießend herab, den einen Faden beim andern.
    Und wie geronnen waren geworden die fließenden vor meinem Blick. Denn ich sah greifbar sie und sah sie doch sich noch drehend, sich wirbelnd ergießen vor mir herab.
    Da senkte ich ein in die fallende Bahn die Spitze des Fingers, ob erfühlbar seien die Fäden, ob greifbar.
    Und die Bahn Wassers schloß rund sich um die Spitze des Fingers, der tauchte ein.
    Da berührte der Finger geronnenen Faden.
    Und erfühlte den ersten der Fäden und strich ihn auf und ihn ab und dehnte ihn hin und ihn her. Und ging dann rechtshin durchs Fließende über zum zweiten.
    Und auch ihn, diesen zweiten, konnt ich greifen und vermocht ihn zu dehnen, und fand: herrlich fiel er und fest.
    Und ließ gleiten die Spitze des Fingers rechtshin, den dritten zu lesen. Und las ihn und umfing ihn gar, daß er einwärts fiel in die Falte des ersten Glieds meines Fingers. Und zog ihn an, als zöge ich an die Sehne des Bogens.
    Und zog kühn ihn dehnend heraus aus dem Guß glatthin fallenden Wassers.
    Da ließ ich ihn zurückschnellen hell, zurück in den fließenden Zettel, und ließ schweifen mein Auge rechtshin, zu suchen nach einem vierten.
    Denn vier wollte ich für das Ganze. Und hätte ich vier Fäden – so wußt ich im Traum –, dann hätte ich alle, hätte das Ganze, und webbar wäre im Ganzen das wasserfädene Tuch.
    Da sucht ich im gießenden Wasser den Faden, den vierten, und erkannte ihn nicht.
    Und ich brütete über den dreien, die mir waren geronnen im Blick – und da: sehe plötzlich den vierten. Seh ihn rinnend neben den anderen.
    Und als ich halte den Finger in die Seite

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