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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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befreiten den Sklaven. Und mit diesen soll er entkommen sein. Und dieselben Aufständischen – ob mit ihm oder nicht – waren es, die uns, ein Jahr darauf, Feuer warfen aufs Dach und entzündeten Feuer umher und brannten nieder das Gut unseres Herrn.
    Deine Ägypterin aber, ich sehe sie noch: Wie sie drang ins Feuer, sich anderen entriß, um dich aus den Flammen zu retten. Und fand dich nicht.
    Du aber lagst im brennenden Haus, daraus dich andere endlich trugen.
    Da reichte man dich, Säugling noch, in ihre Arme zurück. Und sie liebkoste dich sprechend mit deinem Namen. Denn sie gab ihn dir, Neith, den Namen und sprach ihn lange dir vor, als hülle sie dich in sein silbenes Tuch.
    So verwundet aber war sie vom Feuer, daß sie in jener Brandnacht – obschon immer wieder eine von uns Mägden nach ihr sah – doch verstarb.
    Und als ich erkannte, daß sie tot lag, da zog ich dich her – aus ihren Armen hervor, die dich nicht lassen wollten –, und hob dich zu mir herauf.
    Du aber schliefst. Und nichts weckte dich.
    Da ließ ich dich ungeweckt. Denn wären nicht meine Arme wie die deiner Mutter? So gut ich vermochte, sollten sie’s sein.
    Und so hielt ich’s, behielt dich bis jetzt.‹
    Da standen wir aber beim Abschied, Sedula und ich, und wenig noch blieb uns.
    Und hielten fest einander, bis einbrach der, der mich gerufen. Der fluchte uns Frauen und trennte uns, die nicht loslassen wollten einander. Und zog mich davon.«
    Da sprach Balthazar:
    »All das aber – «
    Und Neith unterbrach ihn:
    »Nichts wußte ich schon, Balthazar.
    Wußte nicht, was die leiseste Ahnung mir wollte, als Joseph erzählend am Anfang stand und vom Garten des Landguts, vom Tragen des Sklaven und seiner Rettung berichtete.
    Sondern begann erst von neuem, zurückzudenken dorthin, als ich mich wiedererkannt hatte:
    Als die nämlich, von der Gemas ihm sprach am Jordan: die Joseph gelöscht hatte das brennende Haar.
    Und wiedererkannte die mit Phylakos Zuflucht gesucht im Felsen der Höhle.
    Da erst erneut stieg herauf Erinnerung einer Ahnung, die aufgekommen war anfangs, in den ersten Tagen der Arbeit am Tuch, als mir Joseph begann zu erzählen. Denn da lag er noch unterm Baum, wo ich webte.
    Joseph aber wußte ja nicht, daß er von mir sprach. So saßen zwei beieinander, die wußten nicht, daß der eine vom anderen hörte und sagte, sprach und vernahm und sie eingesponnen waren einer im andern, längst eingewoben das eine im Schicksal des anderen.
    So aber, als hätte das Schiff, das ich sandte hin durch die Gehobenen und die Gesenkten, ans eine Ufer geholt, woran es am jeweils anderen mangelte. Denn Hunderte, Tausende Male hatte mein Schiff hergeholt, hatte hingetragen, stets im Versuch, das eine zusammenzubringen mit jenem anderen, zu verbinden am Faden die gegenstehenden Seiten.
    Und einmal, ich erinnere mich, verglich Joseph, da er innehielt beim Erzählen, mein Weberschiff mit dem Nachen.
    Denn an den Nachen erinnere es ihn. Der sei leck gewesen und versank doch nicht im Meer der roten Fäden und Seile.
    Und er, Joseph, habe hinabgesehen, durch das Leck des Nachens in die Tiefe des Meeres, hinab bis auf Gott.
    Ich aber bände den Faden im Tuch und mein Nachen zöge ihn her und herauf und ich bände darin das eine Ufer ans andere, bändigend die Entfernung der Fernen.
    Denn gebunden habe er Gott gesehen, in unvorstellbarer Qual.
    ›Dein Tuch aber‹, sprach Joseph damals, ›gibt Richtung den Fäden. Und die Bindung, die du ihm gibst, entbindet. Und die Kreuzung der Fäden, löst ein das Kreuz, darin ER gebunden. Denn das Zeichen, damit du bindest, erhebt es: Da siehst du das Muster.
    Denn in IHN hüllst du, dem du webst dieses Tuch. ER, den ich sah durch dein Schiff, ist es doch, dem du webst. Ist derselbe, dem ich’s lebend erzähle.‹
    Da fragten wir uns beide, beide einander, fragend zurück zum Moment meiner Ahnung. Und suchten auf die Orte und Stellen seines Berichts, von denen ich ahnte, sie könnten gehören zu mir.
    Denn wie Zerbrochen-Zerschlagenes, gefunden, gesammelt, so fügte sich’s, und wir fügten’s zusammen.«
    Kapitel 108. Das Einfache
    Und auf Neiths Worte über das, was ihr offenbart war durch Josephs Bericht, sprach Monoimos:
    »Ihr fügtet also zusammen, daß …«
    Und Monoimos hielt inne. Er blieb still eine Weile, recht zu fassen die Frage. Dann aber sprach er:
    »Sagst du denn: ›Joseph war’s, der schnitt meinen Vater aus den Fesseln des Baums?‹ Und sagst du: ›Meinen Vater trug Joseph davon,

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