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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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warum nicht im Dorf? Und wie lange schon nicht? Und weil’s niemand wußte und sie uns drohten, trat ich vor und sagte, Josephs Haus sei es, du seist mein Verlobter, noch in Sepphoris auf längere Zeit, mit dem Bau eines Brautgemachs dort beschäftigt. Da lachten sie, daß ich errötete, als ich’s aussprach. „Und hier baut er noch nichts?“ fragten sie frech, daß selbst einige aus dem Dorf mitlachten, weil sie sahen, ich war in Verlegenheit. Die Söldner aber argwöhnten nicht, denn sie lachten ja über uns, glaubten zu wissen, um wen es sich handelt. So waren sie ganz meiner Absicht gefolgt.‹
    ›Und sahen nicht, wußten nicht – wie ich nicht gewußt –, womit du dich trägst.‹
    ›Schon bald darauf hatten sie die Durchsuchung der Häuser beendet. Da zwang mich einer von ihnen – denn sie teilten sich auf …‹
    ›Zwang dich wozu …?‹
    ›Sie wollten nun die Zisternen und Kornspeicher sehen in der Gegend, auch die Brunnen. Und wir sollten sie hinführen.‹
    ›Du?‹
    ›Ich mit dem einen gehen. Er bestand darauf. Denn meine Mutter stellte sich vor mich. Da griff er um sie herum nach mir.‹
    ›Griff nach dir!‹
    ›Zerrte mich her, an der Mutter vorbei vor sich hin, mich wegzuführen, daß ich …– ‹
    ›Jetzt sag es schon! Sag mir doch, daß ich’s versteh!‹
    ›Du verstehst es nicht. Denn er hat mir nichts getan. Obschon ich’s fürchtete. Ich sollte führen, vorangehen. Und zeigte ihm erst die Speicherhöhlen fürs Getreide und Öl hinterm Haus, auch einige der anderen. Aber er wollte nach außen, wollte die Speicher am Dorfrand sehen und darüber hinaus.‹
    ›Allein wollt er dich haben, ohne daß jemand zusähe! Gewalt dir zu tun. Sag mir nur, sag mir, daß du geschrien hast. Geschrien hast um Hilfe der andern, und daß er zu weit war gegangen mit dir, zu weit war vom Dorf, so daß niemand dein Schreien gehört.‹
    ›Was willst du von mir?‹
    ›Ich will es verstehen . Und bin … Wenn dir Gewalt angetan wurde, will ich’s verstehen …‹
    ›Nicht aber von ihm, jenem Söldner. Nein, er sagte, die Spuren endeten schon weit vor dem Dorf. Und schimpfte auf den gestrigen Regen. Nun müsse man überall suchen. Und er bat mich um Hilfe, versprach mir Belohnung. Ob ich ihm nicht nennen könnte mögliche Verstecke. Oder einen, der wüßte, wo man ihn hingetan, diesen Sklaven. Denn sie hätten’s nicht leicht, sagte er, bei dem römischen Herrn, dem sie dienten. Auch nach anderen Dörfern habe ihr Herr Söldner gesandt, nach Ruma und Gat-Hefer und nach Jafia. Und werde’s denen lohnen, die fündig würden. Der Sklave habe nämlich, bevor man ihm half zu fliehen, einigen Schaden angerichtet im Haus und sei ein Wolf, ein unberechenbarer, gefährlicher Bursche. „Also auch eine Gefahr für eine junge Frau“, meinte er, „deren Mann der Herrschaft das Brautgemach baut, statt zu achten darauf, wer zu Hause ums eigne Bett schleicht.“ So und ähnlich sprach er zu mir, als er mich mitzog hinauf und sich führen ließ. Da war’s um die sechste Stunde, und alles stand still in der Hitze. Niemand auf unserem Weg. Und glaube mir, ich befürchtete, wie du jetzt befürchtest, und gab mich schon auf, als er loszog mit mir und mich anstieß, herzugehen vor ihm. Wir kamen aber in die Nähe des Streifens, den du kennst. Die Zisterne lag noch in einiger Entfernung. Und gingen nicht in die Richtung der Zisterne, sondern daran vorbei, streiften das Gebiet also nur. Und doch … – da wurde mir plötzlich schwindlig, weil mir Erinnerung kam an den Vortag. Und ich fiel hin bewußtlos. Wurde aber sogleich vom Söldner geweckt, der nun glaubte, ich wisse vom Versteck und es sei in der Nähe. Und er herrschte mich an aufzustehen. Da sahen wir plötzlich weiter oben beim morschen Baum den zweiten Söldner, der zwei Männer aus dem Dorf bei sich hatte und sie vorantrieb, ihm die Verstecke, Höhlen und Schlüfte zu zeigen. Und ich, im Aufstehen noch, sah sie über die Wiese dort oben beim morschen Baum ziehen. Da muß einer etwas entdeckt haben. Ich aber führte den Söldner, der bei mir war, nicht dort hin. Sondern der andere Söldner blieb dort oben stehen, unterm Baum, die Männer bei sich, die ihn führten. Die wußten von der Zisterne, hatten sich darin als Kinder versteckt. Und dieser zweite Söldner rief nun den meinen, winkte ihn sich herbei. Und meiner zwang mich, ihm nochmals vorauszugehen, hinauf auf die Stelle zu des Verstecks. Und wird bemerkt haben, wie ich’s zu tun bekam mit der

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