Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
heute nicht gehen gelassen, sondern solle bleiben, das Umschließen zu feiern mit einem, der zugriff und umschloß, ohne müde zu werden, auf immer haltend, wer sich ihm nicht willens entzog.
Joseph aber erinnerte, beim Aufgang der Sonne, als die Stadt in Sicht kam, wie Maria ihm vor Tagen das Kind übergab und er es entgegennahm an den Hüften, bevor er’s stützte am Kopf und dann an sich zog, ganz an sich heran.
Denn im Moment der Übergabe, als er in Händen hielt den Säugling, dessen Hüftknochen fühlte, da war’s augenblicks: als stünde Joseph im Sturm auf dem See, hielte den Sohn, der ihm wird ausgeschlagen. Da schritt Joseph breit aus, als gält es standhalten kommender Wucht. Maria aber sah, daß Joseph ruhig wurde erst, als der Sohn an ihm ruhte, und als Joseph – unter der Hand, die er schützend um ihn geschlossen – die Wärme des Kopfes des Kleinen fühlte.
Nun aber, nur mehr eine halbe Wegstunde von Sepphoris entfernt, überholte einer den Joseph. Denn Joseph, in Gedanken, war langsam gegangen.
Da rief der Vorübergehende Joseph nach hinten zu: ›Wie geht’s dem Sohn des Zimmermanns?‹
Joseph hob die Augen vom Weg und freudig erkannte einen aus Gat-Hefer. Als er ihm aber Antwort zurückrufen will, sieht er die anderen, die bisher vor ihm gelaufen.
Die halten an.
Und einige, kaum sehen sie die Staubwolke aus dem Dunkel auftauchen, weichen vom Weg. Suchen sich im Gestrüpp zu verstecken.
Auch der aus Gat-Hefer, der Joseph zugerufen hatte, weicht rückwärts, zieht wortlos hinter Joseph zurück, bis hinter den Baum, an dem sie vorbeigekommen waren.
Die anderen aber, Tagelöhner, Arbeiter, Bauern, halten ihr Auge auf die Staubwolke gerichtet. Bis sie dringt an den Lichtkranz der Sonne im Aufgang und gerötet aus ihr Reiter stechen hervor.
Denn ein Trupp berittener Söldner sprengte von Westen her auf sie zu.
Die ersten aber, die auf die Gehenden trafen, waren ruß-geschwärzt und schlugen auf sie herab mit der Peitsche, als triebe man Vieh, das sich verlaufen, ungeduldig zusammen, dränge es eilends zurück.
Und der sie befehligte, rief den Verängstigten zu: ›Los, ihr kommt mit! Es gibt Arbeit!‹ Und Joseph hörte ihn rufen, der am Zaum riß sein Pferd: ›Fleißige werden bezahlt.‹
Worin aber die Arbeit bestand, ließ der Hauptmann der Söldner sie nicht wissen, sondern trieb die Tagelöhner, Arbeiter und Bauern vom Weg.
Und die Söldner umgaben sie reitend, preßten drohend mit Lanze, Schwert, Peitsche, so daß sich der zusammengetriebene Haufen, wohl an die dreißig Mann, zu bewegen, ja schließlich, bepeitscht, zu rennen begann voran, in die Richtung, aus der die Söldner gekommen.
Joseph aber, da er nun rannte im Haufen, sah sich um nach dem Mann, der ihm zugerufen hatte noch auf dem Weg. Und hinter sich blickend, sieht er zu den Reitern zwei weitere stoßen. Die hetzten den Rest hinterher, verschreckte Gesichter, die sie aus den Verstecken am Weg, hinter Baum und Strauch hervorgescheucht hatten.
Aber auch als diese, doppelt bepeitscht, gleichzogen und Joseph hinübersah, erkannte er nicht unter ihnen den Mann, der ihm zugerufen.
Da sahen die ersten die Rauchwolken der Feuersbrunst, auf die man sie zutrieb.
Und Joseph wußte, noch aus der Ferne: Es ist das Landhaus des Römers, sind Garten und Gehöft, wo ich den Sklaven befreite, den Aufseher niederschlug. Dorthin bin ich zurückgetrieben.
Und ihn ergriff große Furcht, erkannt zu werden von Mägden, die ihn damals gesehen.
Da rückten die Reiter dichter an sie und trieben den Haufen stärker an, daß niemand ausweiche.
Als aber der Wind auf sie zuhielt und, von den brennenden Gebäuden her, Tiere ihnen entgegenrannten, die man zu spät befreit hatte, waren’s lebendige Fackeln im Morgenlicht.
Die setzten hinirrend in Brand, was immer sie jaulend und jammernd streiften, Feld, Baum und Strauch, auch das in Scheunen Gehäufte, auch das aus Wein- und Ölpressen Gesammelte. Und der Wind trieb ihnen hinterher und fachte die Funken und schürte die Lohe, daß das Brüllen der Tiere den Lärm des Feuers noch überstieg.
Da, über die Äcker gehetzt, als er weiß, es ist kein Entkommen, wir werden zum Brand getrieben, stolpert Joseph.
Und angepeitscht von einem der Reiter, steht er auf aus dem Dreck. Und rennt weiter voran. Und hastig reibt er, was er mit Händen vom Acker geklaubt, ins Gesicht und verklebend bestreicht sich die Haare.
Und Hunde jagen herbei, treiben her neben ihnen, den Haufen bekläffend.
Da wird
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