Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
haltgemacht mitten im Chaos der Hilfesuchenden, der Rufe der Retter und eiligen Helfer, der blutigen Streu dem Brande Entkommener, die man, kaum aus dem Feuer Gezerrte, am Boden sich windend, zurücklassen muß, um wiederum anderen zu gehorchen, die nicht schreien: Herbei!, aber mundoffen wortlos noch brennen.
Denn am Boden krochen Mensch und Tier, ziellos, blind, lagen nah erstickt, nach Luft ringend, von Eilenden überrannt, die ins Feuer schrien, als solle wecken ihr Schreien die darin schliefen.
Und während sie aufgeteilt werden – einige von ihnen abgezogen, beim Löschen der Ställe zu helfen –, treibt man Joseph und andere weiter. An brennenden Scheunen vorbei und längs des Gesindehauses, das unversehrt schien, treibt man sie aufwärts den Hügel hinauf, wo – Joseph sieht es: in Flammen steht das weitläufige Haus, in Flammen der Garten dahinter.
Und der den Reitern befiehlt, der Hauptmann der Söldner, springt ab und eilt hinüber zum römischen Herrn.
Und Joseph sieht im Gras vor dem Haus, kaum außerhalb der aus dem Gebäude wirbelnden Feuerarme, einen Bewaffneten liegen, wimmernd mit rotbraun qualmender Kleidung, als hätten sie einen Fuchs aus dem Bau geschmäucht. Ein Kamerad, bei ihm kniend, schält ihm nur halb die Kleider vom Körper, schleift ihn davon, Abstand zu gewinnen von der Hitze des Brands.
Da stürzt eine dunkelhäutige Sklavin aus den Flammen hervor, bricht hin an der Stelle, wo der Söldner noch eben gelegen. Haar und Kleid stehen in Brand. Und in den Armen trägt sie etwas, das sieht aus wie rauchendes Tuch.
Kaum liegt sie am Boden, sind Mägde bei ihr, und – schreiend, klagend – wenden die Brennende auf den Rücken. Ersticken aber nicht das Feuer des Haars, sondern öffnen die Arme ihr mit Gewalt. Pressen sie auseinander, als suchten sie eines im rauchigen Tuch, das man den Armen entzieht.
Und die Mägde stürzen zurück – hin zum römischen Herrn. Schlagen ihm wehklagend auf das Tuch: daß es leer sei, leer.
Und Joseph tritt durch die umstehenden Reiter und wirft hin über den Kopf der Sklavin den Mantel. Und kniet und sucht zu ersticken das Feuer.
Da kommt eine Magd mit Wasser vorbei. Und Joseph greift nach ihr, tunkt seinen Mantel in ihren Trog. Und will das Gewand, noch triefend, erneut um den Kopf der Verwundeten legen.
Da greifen es sich die Hände der Verwundeten aus seinen Händen. Im rauhen Griff aber der Hände der Frau, die zugreifen um seine hastig herauf: erkennt Joseph die Ägypterin wieder. Die einst schwanger im Garten den Sklaven ihm auflud.
Und Joseph hört wirr reden die Frau. Sie redet aber von einem Kind, das sie glaubt in Armen zu halten.
Da zog Joseph zurück seine Hände.
Und im selben Augenblick zerrt ihn einer hinauf in den Stand und weg von der Sklavin, dem Oberen zu der Söldner. Denn der Hauptmann der Söldner stand beim römischen Herrn, hatte befohlen und auf Joseph gedeutet.
Und während Joseph hingezogen wird, stößt einer her an ihn – gedrängt von der Lanze des Söldners –, vorbei in die andere Richtung. So daß Joseph noch den Kopf wendet nach ihm zurück und sieht, daß der hingeführt wird ans brennende Haus. Sieht, daß man den mit Wasser begießt und ihn mit der Spitze des Schwerts – blutig ritzt sie zwischen die Schulternbucht – antreibt, ins brennende Haus einzufallen.
Joseph aber sieht den Mann im Aufschrei noch losrennen, zwischen die Flammen hinein, da hält an, der ihn hinüber zum Hauptmann zog, und stellt Joseph hin vor den römischen Herrn.
Und während der Hauptmann der Söldner ein Goldstück dem Joseph vor Augen hält, spricht der römische Herr, aufs Haus deutend:
›Rette meinen Sohn, und ich will es dir lohnen. Im Inneren des Hauses liegt er, ein Säugling.‹
Und der ihn herbeigezogen, gleich führt er ihn weiter, mit gezogenem Schwert, zu aufs brennende Haus.
Joseph aber blickt zur Seite und sieht schon den nächsten aus seiner Gruppe hervorgezogen. Vorbei an der Ägypterin treibt man ihn, die noch auf der Stelle liegt, wo sie zusammengebrochen war.
Eine Magd aber stand bei der Ägypterin und breitete gerade ein Tuch und strich’s hin über deren Leib, von dem man die schmauchenden Reste des Gewands entfernt hatte. Das Tuch aber, das die Magd breitete, war blau, so daß Joseph das Tuch sah Marias, als läge dort seine Frau.
Und in den Schritten aufs Flammenhaus zu, sprach er hinüberblickend im Innern zu ihr: ›Dich hab ich geliebt. Soll mich das Feuer jetzt trennen von dir, trennen vom
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