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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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reden. Versteht aber nichts.
    Und sieht, im selben Augenblick, links von ihm durch einen Einlaß zwischen Gestänge und Kisten hintreten: einen riesigen Mann. Als habe er, Joseph, den Riesen durch Rufe geweckt.
    Und wütend dringt der Mann ein auf Joseph. Der aber weicht aus und klettert hin über die Kisten des Käfigs.
    Da sieht er ebenfalls aufgescheucht die, denen er nachgeschlüpft war.
    Denn mit dem Eindringen des Wächters waren aufgesprungen, wenig vor Joseph, die beiden, die ihn selbst für einen Wächter gehalten und die sich verborgen hatten vor ihm.
    Und hinter farbigen Masken, die sie aus einer der Kisten herausgeholt hatten, waren sie versteckt. Und stürmten nun auf, schneller als Joseph, gewandter als er, und sprangen hin über die Kisten und riefen sich zu.
    Da erkannte Joseph an den Stimmen der Rufer: Der Sohn ist es nicht.
    Joseph selbst aber, sobald er Gelegenheit sah, wich aus vor dem Wächter und zwängte nach links sich in einen kleineren Korridor, zwischen bemalten Gehängen hindurch.
    Und der Schatten des Wächters – vorbei an ihm, den Jüngeren hinterher.
    Die aber waren außer Reichweite schon. Und hatten, so hörte sich’s an, aus den Lattenkäfigen wieder herausgefunden. Denn Joseph hörte’s anschlagen von außen, als zöge jemand klappernden Stab über die Stangen des Käfigs, zu höhnen den Wächter, der sie zu fassen gesucht.
    Und die Masken, soweit Joseph die Stimmen verstand, hatten sie mitgehen lassen. Denn Joseph hörte den Wächter anderen, die vorbeizogen, zurufen:
    ›Aufhalten, die Räuber der Masken!‹
    Da wandte der Wächter sich um, und Joseph hörte ihn wieder näher kommen. Glaubte sich aber sicher, von den Gehängen verhüllt.
    Und durch die Ritzen des Holzbaus herab, weniger aber her durch die Stangen und Latten der angebauten Käfige selbst, fiel Licht hin aufs Gehänge aus Leinwand, dahinter Joseph sich sicher glaubte. Und waren bemalt, die Gehänge, die ihn umgaben.
    So daß Joseph im Lichtfall sah das Gemäuer gemalt einer Stadt mit steinernem Wachtturm. Der ragte hin über Josephs Versteck bis zum Lichtfleck hinauf.
    Durch ein Loch im gemalten Gehänge aber sah Joseph den Schatten des Wächters sich nähern. Der hielt immer wieder. Und unsicher schnaufend, schnaubend, sog an die Luft aus verschiedener Richtung des Käfigs, wo immer er hielt. Als geläng es ihm noch, aus dunklem Versteck Josephs Geruch zu erriechen.
    Und als der Wächter sich wandte, nicht an Josephs leinener Mauer vorbei, sondern ihr näher zu treten: da packte Joseph die Angst.
    Aus der Hocke heraus springt er hoch.
    Und wild drängt nach hinten. Vorm Herankommenden weicht er, fällt auf den Boden, staucht blind, unterdrückt einen Schrei.
    Los noch gerade zieht er sich aus dem Griff. Und dem Nachgriff des Riesen, der nachgreift nach ihm, entzieht er sich abermals.
    Da stieß Josephs Rücken einen Durchlaß auf – denn rückwärts drängend entkam er dem Griff.
    So daß er hinfiel – und wußte nicht wo – und vor den Füßen anderer zu liegen kam.
    Und sogleich erhob er sich wieder.
    Auch diese, sah Joseph, standen maskiert und – schien ihm – waren entsetzt, ihn zu sehen.
    Joseph aber ließ sich nicht halten, sondern stürzte hin durch sie und glaubte: ins Freie hinaus.
    Da erkennt er, daß er, kaum an ihnen vorbei, noch drängend, noch stolpernd, auf einer Bühne zu stehen kommt.
    Stillsteht dort jetzt.
    Und daß über ihm: Zuschauer sitzen auf Rängen im Rund, die seinen hastigen Auftritt mit Neugier bemerken.
    Daß einige deuten auf ihn.
    Und nur Schritte entfernt, zu seiner Linken, sieht Joseph: eine jüngere Frau.
    Die hilft einem Alten nieder auf gebrochenen Stein – oder steingrau gemalten Kasten.
    Und langsam nur, tastend wie ein Blinder und stützend sich mit dem Stab, läßt jener Alte sich setzen von ihr auf den Stein – oder steingrau gemalten Kasten. Und beide tragen sie Masken.
    Da fühlt Joseph die Unruhe größer werden unter den Zuschauern, die ihn bemerken. Die sehen, daß der maskenlos steht und sucht, als wisse er nicht, wohin mit dem nächsten Schritt.
    Die Frau aber, die dem Blinden half, hatte noch nichts bemerkt, sah Joseph noch nicht.
    Sondern fürsorglich sprach sie zum Alten.
    Und Joseph, der ihre Sprache nicht spricht, erkennt doch ›topos‹, das Wort, das er in Sepphoris beim Bauen gehört, als spräch diese Griechin vom ›Ort‹ hier.
    Und, gleich darauf, in der Antwort des Alten – der aber verwirrt kehrt die Maske zu Joseph – klingt’s herüber

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