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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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heute sitzen«, sprach Neith.
    »Denn von Beerot war zwar noch nicht der tieferliegende Tempel, aber die drei mächtigen Türme waren zu sehen des Palasts des Herodes. Die drei Wachttürme aber stehen unweit südlich von Golgotha, dem Hügel im alten Steinbruch, in dessen Nähe ihr dies jetzt zu hören bekommt, und stehen also unweit der übrigen Nachthütte, in die ihr heute geführt worden seid, quer herauf durch die belagerte Stadt, die sie verheeren.
    So daß zwar nicht euch, aber bis zu euch hin gesehen hätten die Pilger, Joseph und die Seinen, wärt ihr damals schon hier gewesen, als er mit den Seinen von den Höhen aus spähte hierher, die drei Türme zu spähen, vorfreudig der Ankunft.
    Und von dort aus zogen sie weiter durch Mizpe, zogen vorbei an Rama, durch Gibea bis zum Späherberg selbst.
    Und vom Schauort hinab, gegen Abend, sahen sie und erblickten die Feuer der Stadt des Heiligtums, denn sie war voller Pilger.
    Und einige sangen den Aufstiegsgesang Davids, sangen ›Zu Seinem Haus wollen wir gehen!‹.
    Joseph aber, bevor er außerhalb der Umwallung der Stadt das Nachtlager aufschlug, zog mit den Seinen hinabhin, hinab zum Tor Ephraim.
    Und alsbald – denn noch sangen sie’s – blieben stehen Joseph, Maria, Jesus, ihre Füße in deinen Toren, Jerusalem.
    Kapitel 34. Der Verlorene
    Nach der Woche des Fests aber, auf der Rückreise hinab gen Nazaret, trafen sie am Abend des ersten Tags wieder bei Schilo ein.
    Und Joseph wollte beten zum Herrn an eben der Stelle, wo ihm geträumt von der Grube.
    Da läuft Maria herbei und klagt ihm, sie hätte gesucht und ihren Sohn nicht gefunden.
    Auf dem Weg hinab aber, den sie bis Abend gegangen, hatte Maria geglaubt, Jesus zöge hinter ihnen. Denn dort sah sie ihn, sooft sie sich wandte, unter anderen ziehen, mit anderen reden.
    Es war aber Jakobus gewesen, der Sohn Klopas’, den sie gesehen. Und sie wußte es nicht.
    Da ging Joseph und ging Maria und suchten erneut und fragten, ob ihn jemand gesehen habe.
    Und Joseph selbst sagte, der Sohn sei aufgebrochen mit ihnen und, sicherlich, als sie kamen durch Gibea, habe er ihn gesehen: wie er zog hinter ihnen bei anderen, mit denen er redete.
    Jakobus aber, der Sohn Klopas’, wußte nicht, wo er war, Josephs Sohn. Und hatte Jesus seit dem Aufbruch nicht mehr gesehen.
    Da war es Nacht schon, als sie wußten: Wir müssen zurück. Umkehren, ihn zu finden.
    Sie fürchteten aber, es könnte ihm etwas zugestoßen sein. Und Joseph graute der Traum, der ihm geträumt. Denn ihm graute das drohende Zeichen:
    Daß er gesucht hatte im Traum nach den Seinen und sie nicht mehr gefunden und sich gefangen gesehn in der Kreuzesgrube.
    Aber als sie gingen den Weg, nicht ohne Gefahr, zurück gen Jerusalem, mit erhobener Fackel hin durch die Nacht, da sprach Joseph der Frau nicht davon. Sondern behielt die empfundene Drohung des Traumes für sich. Immer wieder aber beschwor die Verlorenheit Josephs im Traum den verlorenen Sohn.
    Und im Gang zurück klagten die Eltern sich an, nicht achtsam gewesen zu sein. Nicht zu sich gezogen zu haben den Sohn. Nicht ihn – wie beim Hinaufstieg – im Gespräch gebunden zu haben, um sich sicher zu sein des Erstgeborenen.
    Und Joseph, der die Fackel hielt und vorausschritt Maria, wurde still. Denn er suchte, daß sie den Weg in der Nacht nicht verlören, und betete im Innern, daß sie Gott schütze und schütze den, den sie suchten.
    Aber immer wieder riß ab sein Gebet, daß er’s neu mußte beginnen. Denn der Weg war steinig, und doch liefen sie, so schnell sie nur konnten.
    Da erinnerte er etwas, das ihm die Mutter, als sie noch lebte und er Kind noch gewesen, öfter erzählt hatte: Wie nämlich Joseph selbst, sieben Tage nach seiner Geburt, den Eltern war abhanden gekommen. Damals aber lebte Jakob noch, Josephs Vater, und Josephs Eltern zogen am Ufer des Jordan entlang gen Jericho, hinaufzusteigen zum Pessach.
    Joseph aber war, nachdem er abhanden gekommen, für tot aufgegeben. Da beobachtete jemand im Dorf, acht Wochen später, eine Frau, die legte ein Bündel bei Nacht auf die Schwelle ans Haus seiner Eltern. Und hingeeilt sei man, ein brennendes Holz in der Hand, zu sehen, was da liege.
    Da erwachten die Eltern Josephs, als sie hörten die Staunenden draußen, und traten zur Tür und sahen das Kind, wie es lag auf der Schwelle, vom brennenden Holz Umstehender beschienen. Und die Umstehenden, die herbeigeeilt waren, staunten, aber bezweifelten, daß es sei den man für tot aufgegeben. Und

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