Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
einst, der Sproß Davids, ihrer Sippschaft entstammen.‹
Da ließ der Jüngere vom Strick unterm Lachen der anderen und hob vom Rücken der Eselin das gebundene Lamm.
Und wollte damit vorbei an ihnen, an Jesus und Joseph, es dem Anführer zu geben. Denn der hatte darauf gewiesen.
Und der Anführer, jener Ältere, den Joseph zu kennen glaubte, er wußte nicht mehr, woher, lachte und sprach zu Joseph:
›Heute wird nichts aus eurem Opfer.‹
Und hieß einen andern durchsuchen die an die Eselin gegürteten Taschen und Körbe und Schläuche. Und während der durchsuchte, was sie sonst auf das Tier gepackt, trug der Jüngere das Lamm an Jesus und Joseph vorbei zum Anführer.
Da sprang Jesus hinter ihm her und schrie, das Lamm sei für Gott, niemanden sonst.
Und Jesus entriß ihm das Lamm.
Und mehrere sprangen, als sie das sahen, vom Pferde.
Der Jüngere aber, dem es Jesus entrissen, der zog sein Messer und griff Jesus am Schopfe von hinten.
In die Knie zwang er Jesus, hinab in die Knie. Und setzte ihm, der noch immer nicht hergab das Lamm, sondern fest es umklammert hielt, auf die Kehle die Schneide des Messers. Als wollt er ihn schächten hier, auf der Stelle.
Da sah’s Joseph und fiel vor dem Anführer nieder. Und er schrie zum Berittenen hinauf:
›Halte ein, Herr! Verschone den Sohn, meinen Jesus, dein Knecht fleht zu dir! Halte ein, laß mich opfern!‹
Er hatte aber den Anführer ›Herr‹ genannt, als spräch er zu Gott. Und als er ihn ›Herr‹ nannte, nicht vorbeigesehen am Anführer der Räuber, sondern, als säße dort Gott, beritten zu Pferde, in der Gestalt des Führers der Bande.
Da schlugen sie Joseph nieder. Denn als das Pferd ihres Anführers scheute vorm Kniefall und Aufschrei Josephs, der retten wollte das Leben des Sohns, glaubten sie bedroht ihren Führer.
Und seitwärts, mit einem Schlag, schlugen sie ohnmächtig den Vater.
Daß der Kniende umfiel zu Boden.
Als Joseph erwachte, war die Sonne untergegangen, noch aber Lichts genug, um zu sehen.
Und Joseph erkannte den Sohn, der über ihn gebeugt herabsah auf ihn.
Da griff Joseph nach dem Sohn, griff nach seinem Gesicht, beidhändig griff er nach ihm, seinem Lieben.
Und tastete ängstlich ihm nach der Kehle.
Und zog Jesu Gesicht nach unten, nach unten zu sich. Und umfaßte die Schultern dem Sohn und drückte ihn an sich.
Denn Jesus, sah er, war unversehrt.
Nachdem sie nämlich Joseph hatten niedergeschlagen, befahl der Anführer allen aufzusitzen. Auch dem, der die Messerschneide auf Jesu Kehle gesetzt.
Aufsitzen! hieß er ihn.
Da stieß der Räuber mit einem Tritt Jesus von sich.
Ein anderer aber nahm sich das Lamm – das brach aus Jesu Umklammerung, als er fiel – und hob es auf und setzte es wieder aufs Lasttier und band das Lamm fest. Und sie stiegen auf ihre Pferde und zerrten am Strick hinter sich her das Lasttier und daran alles, was Jesus und Joseph herbeigetragen, und zogen davon.
Als Joseph aber erwacht war und sich versichert hatte, daß unversehrt war der Sohn, da wies Jesus hinüber zum Horizont.
Dort: noch ein Staubstreif war sichtbar der Zahl ziehender Räuber.
Joseph aber erhob sich, gebückt vom Schmerz des Schlags, den er erhalten.
Da sah er am Boden einen Brotfladen liegen. Der war herausgefallen, als man die Taschen des Lasttiers durchsuchte.
Und Joseph hockte sich hin und hob auf das Brot, es war ungebrochen.
Und beklopfte es vorsichtig und blies drüberhin, daß der Sand davon abfiele. Und blies an den Sand, als bliese er heiße Asche von Frischgebackenem.
Da fiel Joseph ein, woher er die Stimme kannte des Anführers. Woher sein Gesicht, woher auch das des Jüngeren, der sein Sohn gewesen sein mochte, ihm bekannt war – von lange her.
Denn der Anführer der Räuber war es, der – dreizehn Jahre her – Joseph und die anderen Arbeiter vom Weg nach Sepphoris hatte abgetrieben. Und war damals Hauptmann gewesen der Söldner des römischen Herrn. Vom Weg hatte der sie treiben lassen, hinübergepeitscht im Lauf. Bis hin zum brennenden Landhaus und Garten des Römers.
Und Joseph, erinnernd, erkannte die Stimme, die ihn und die andern – auch den Mann aus Gat-Hefer – ins Feuer befohlen hatte. Denn dieselbe Stimme war es gewesen, die ihn später hieß fällen im Garten den Baum.
Da hörte Joseph, als er noch saß in der Hocke, Jesus ihn fragen:
›Vater, wie werden wir opfern, da sie mir nicht ließen das Lamm?‹
Und es schwieg Joseph. Und er stand auf aus der Hocke.
Da kreuzten ihn Bilder,
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