Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
in seiner Verzweiflung über das Tageswerk, das hinter ihm lag, nahm es als Hoffnungszeichen, daß der Ort so unsichtbar lag.
Darauf kehrte Joseph zurück nach Nazaret am Ende des dritten Tages.
Und sie wunderten sich und fragten ihn, wo er gewesen.
Er aber blieb für sich und antwortete ihnen nicht. Auch nicht der Frau, auch nicht dem Sohn.
Sondern lauschte für sie und für sich im Innersten auf das neue Gebot, das widerriefe den Traum. Und bat Gott um Einhalt.
Und noch Tage ging er so, wartend mit jedem Schritt, jedem Blick, auf ein Zeichen von IHM.
Da fühlte Joseph: Es schnürt sich alles zur Stille hin. Denn auf mich zu kommt kein Wort, kommt kein Zeichen, kein Traum mehr erscheint.
Und es war ihm, als werde’s still und stiller geschnürt. Als werde alles stillegewürgt, damit Stille sei endlich.
Auf daß ER Joseph handeln sehe, ihn ausführen sehe das Gebotene.
Kapitel 41. Der Abschied
Da rüstete sich Joseph, fortzuziehen mit Jesus zum Opfer.
Und die im Dorfe atmeten auf, denn man sprach: ›Wir hören, er will hinaus, zu opfern ein Sühneopfer. Versöhnt soll Joseph zurückkehren, vom bösen Dämon erlöst.‹
Daß Joseph aber Jesus mitnahm, ließ sie vermuten, die Qual des Vaters, den Sohn in Jerusalem schon verloren zu glauben, habe mit dem bevorstehenden Opfer zu tun. Denn einige wußten: ›Schon den Sohn seiner ersten Frau hat er verloren, der ihm ertrank.‹
Und Joseph nahm mit sich die Eselin. Und hieß Jesus aufladen aufs Tier, was sie bräuchten.
Und da es noch früh war am Morgen ging Joseph hin, Schritt für Schritt, und trat zu den Tieren und beugte sich über sie.
Da, mitten aus ihnen, griff er nach dem Lamm einer Ziege, das er sich wählte. Und er trug es hinaus.
Joseph aber band das Lamm an, bevor er’s auflud dem Tragtier. Und als er den Strick zog um den Hals des Lamms, sich dabei in die Hocke setzte, festzubinden am Pflock das Lamm, da bemerkt er: Es leckt den Strick, an den ich’s gebunden. Und fühlt darauf: Jetzt leckt es meine Hand.
Und da alles bereit war, wehte ein leichter Wind Joseph entgegen, und es roch nach Brot.
Denn Maria hatte hinausgetragen zur Reise und verstaut in die Taschen am Lasttier frischgebackene Fladen. Es waren aber Fladen von besonderem Korn, daraus Joseph sie backen geheißen die Fladen. Denn sie waren fürs Opfer bestimmt, wußte Maria, das Joseph bereiten will Gott. Auch hatte sie aufgefüllt Schläuche mit Wasser, das sie vom Brunnen herbeigetragen.
Joseph aber ging nochmals ins Haus, als fehle ihm eines. Und er stand im Haus, ohne die anderen, die warteten draußen.
Und Joseph sah sich um, wie er sich umgesehen vor Tagen, als er zurückgekehrt war aus Jerusalem und unversehrt hatte alles wiedergefunden. Mit dem Rücken zum Eingang stand er und übersah’s.
Und Maria, besorgt, daß ihnen noch etwas fehle, kam ihm nach. Und eintretend ins Haus sprach sie hinter ihm:
›Was fehlt dir?‹
Da wandte Joseph sich um.
Aber Joseph sprach nicht, sah sie nur länger an. Denn er wünschte sich, daß sie ansehe ihm, was bevorstand. Daß sie’s lese in seinen Augen.
Sie aber, die schon Wochen ihn so bedrückt gesehen und sich vom Opfer erhoffte Erlösung für Joseph von seiner Qual, über die er mit niemandem sprach, ahnte nicht, warum er, der hielt länger den Blick, hinsah auf sie.
Daher auch aus ihren Augen: kein Zeichen des Einhalts.
Da gab Joseph vor, er habe gefunden, was ihm gefehlt. Und griff mit der Hand an die Hüfte:
›Hab ich’s doch bei mir.‹
Und sie trat hinzu und fragt: ›Was denn?‹
Da spricht er: ›Du weißt’s doch …‹, greift ins Gewand querhin bis zur Hüfte und zieht hervor den Zipfel des Tuchstreifs, der lag überm linken Höcker der Hüfte. Denn mit dem Zeichen hatte Maria ihn einst zu sich zurückgerufen.
Da sieht Joseph in die Augen der Frau, die lachen ihn an. Noch näher trat sie. Denn sie hatte gewußt, was er bei sich hielt an der Hüfte.
Aber Gott ließ nicht sehen Maria, nicht ahnen, wer vor ihr stand und was ihrem Mann, ihrem Sohn bevorstünde. Sondern froh ließ ER sie hintreten vor Joseph, ließ auf die Zehenspitzen sie stehen, ihn umfangen. Und sie küßte Joseph, umarmend den Mann.
Und dann wandte sich um und trat, ihm voraus, aus dem Einlaß des Hauses. Und draußen umarmte zum Abschied den Sohn.
Und als sie den Sohn hatte geküßt, sah sie sich um. Denn Joseph war nicht herausgekommen zu ihnen.
Da sah sie ihn stehen im Dunkel des Hauses. Wie wartend, nur Schritte hinter der
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