Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
Schwelle.
Sie aber dachte noch: Warum sieht er uns zu und kommt nicht heraus?
Da trat aus dem Haus Joseph. Und nahm mit sich Jesus, den Sohn, den er liebte. Und führte ihn hinaus, ihn zu opfern.
Kapitel 42. Der Berg
Nachdem Sohn und Vater aber verlassen hatten Nazaret, ging Joseph voraus.
Denn er hatte dem Sohn nicht gesagt, wo der Berg liegt. Nur, daß der Berg von Gott ihm gewiesen werde.
Und wenn Jesus dem Vater gleichziehen wollte, zu seiner Rechten am Wegrand ihm beizukommen, beschleunigte Joseph den Schritt, wich ihm aus. Und Jesus sah, daß Josephs Seele betrübt war.
Als sie hielten, zu trinken vom Wasser, fragt Jesus: ›Vater, was bedrückt dich?‹
Da wandte sich Joseph ab und zog weiter, ohne getrunken zu haben.
Und Joseph zog voraus ein Stück Wegs und wartete nicht auf ihn, der hinterherkam. Joseph aber weinte. Und der Sohn sah es nicht, hörte es nicht, denn er kam hinterher.
Joseph aber ging voraus, sprach zu Gott:
»Herr, laß mich rechten mit Dir, wie Abraham mit Dir rechtete um die Städte, die Du wolltest vernichten.
Nicht aber die Städte zu retten, rechtete Abraham mit Dir. Sondern zu retten die Menschen in ihnen. Zu retten die wenigen darin, Lot und die Seinen, die du ihm übrigließest.
Denn Abraham sprach zu Dir, ohne sich abzuwenden. Offen zugewandt Dir.
Sieh doch, Herr, so spreche ich zu Dir. Zu rechten mit Dir.
Denn nicht wie Abraham um die Städte, nicht um einige in ihren Mauern, sondern um einen nur, einen einzigen, bitte ich Dich. Der Gerechtigkeit halber, die Dein ist. Meinen Sohn doch bewahre! Verschone ihn noch, in dem aufbewahrt sind: Städte und Menschen und eingeboren die Welt.«
So sprach Joseph zu Gott. Und ging voraus, daß es nicht höre der Sohn.
Und als sie noch vor Abend erreichten die Gegend und der Berg schon in Sicht kam – Joseph aber sah, daß Jesus erkannte ihr Ziel –, da schritt Joseph voraus und umging den Berg.
Umging ihn, als liege das Ziel noch vor ihnen.
Und zur Nacht lagerten sie fern des Bergs, der lag fern hinter ihnen im Rücken. Als führe Josephs Weg nicht dorthin, sondern in andere Richtung.
Und als Jesus schlief, ging Joseph hinaus in die Ebene und kniete hin und beugte sich unter Gott.
Denn er wußte, daß er IHM ausgewichen war.
Und im Dunkel vor Anbruch des Tages kniete Joseph immer noch dort, abseits. Und beugte sich unter Gott. Und doch abermals begann er sein Reden zu Gott, sprach:
›Wäre ich nicht ausgewichen vorhin, sondern hinaufgegangen, zu nachtlagern mit dem Sohn am vorgesehenen Ort auf dem Rücken des Berges – sage mir, Herr –, wäre ich dann, jetzt und zu dieser Stunde, beim Opfern schon?
Wären mir blutig die Hände schon, jetzt und zu dieser Stunde?
Wären uneingehalten von Dir meine Hände, die ich aufhalte Dir, jetzt und zu dieser Stunde?
Wärest gesättigt Du schon vom aufsteigenden Rauch meines Opfers, des geschlachteten Sohns, den ich opferte Dir, jetzt und zu dieser Stunde?
Bliebe ungetilgt Dir also mein Name im Buch, wie der Abrahams Dir auf Weltzeit?
Und was wäre – stünd ich zu dieser Stunde am Altar vor der Flamme Dir –, was wäre im Namen noch? Was enthielte sie noch, die Namenskapsel Opferer Joseph ? Was bliebe darin aufzubewahren, wert Dir auf Weltzeit, wenn ich geopfert hätte den Sohn jetzt und zu dieser Stunde?
Wären’s die Triefefinger, die?
Wären sie aufzubewahren und wert Dir, die blutigen? Denn die Zeit wird sie trocknen.
Wäre’s das Hartherz des Opferers Joseph?
Aufzubewahren wär’s wert? Denn erfroren ist es, das Herz, vor Deinem Befehl. Läg es nun aufbewahrt in der Kapsel, in Verwesung verstockt, beispielhaft aber im Gehorsam?
Blieben Triefefinger und Hartherz Dir übrig, aufbewahrt in der Kapsel des Namens, wert Dir auf immer, auf Weltzeit ungetilgt in Deinem Buch?‹
So sprach Joseph zu Gott, kniend vor Anbruch des Tages.
Da brach an der Morgen des zweiten Tags ihrer Reise zum Opferberg.
Joseph aber schritt Jesus voraus in andere Richtung. Denn er umkreiste den Berg in so weitem Bogen, daß der Berg außer Sicht blieb Morgen und Mittag hindurch.
Und nochmals, bei sich sprach er, dem Sohn vorausgehend, mit Jahwe:
›Warum hast Du mir Dich gezeigt im Traum? Warum nicht ihr, nicht Maria?
Und warum nicht gefordert von Maria, Dir darzubringen das Opfer, den Sohn? Glaubst Du, die Mutter ginge heute an meiner Statt hier?
Ich aber glaube, Du hast nicht zu ihr gesprochen, denn sie weiß nichts von Deinem Geheiß, und Du hast ihr die Augen verschlossen. Denn
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