Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
zitterte, ihm gegenüber am Feuer. Als sähe der Vater etwas, das ihn aufs furchtbarste hatte ergriffen.
Und Jesus wußte nicht, was Joseph gesehen hatte. Denn als er ihn fragte, blieb Joseph stumm.
Und Angst ergriff Jesus, stumm ihn packend am Schopf. Als entblöße sie ihm die Kehle. Wie nur Stunden zuvor jener Räuber, der zuzustoßen schon angesetzt hatte sein Messer und Jesus in Todesangst hielt.
Da sagte Jesus: ›Vater, ich habe Angst. Mir ist, als stünd er über mir noch mit dem Messer.‹
Joseph aber wandte sich ab, hielt ins Feuer den Blick. Und Jesus schien es, als sei der Vater noch in Gedanken übers zuvor Gesagte.
Da legte sich Jesus abermals hin auf die Seite. Und er rückte zum Feuer, daß es ihn wärme. Denn fast niedergebrannt war inzwischen das Holz.
Und er sprach: ›Ich wünschte mir, Vater, daß wir ausmachten miteinander ein Zeichen. Denn, sieh doch, die Kehle hätt er mir aufgetrennt, hättest du nicht gerufen und den Anführer um mein Leben gefleht.‹
Und Jesus glaubte, er sähe Joseph zunicken dem Wort. Und redete weiter zu ihm:
›Da kam mir der Wunsch – öfter schon dacht ich daran, nur hab ich’s dir nie gesagt, auch nicht der Mutter –, auszumachen ein Zeichen. Denn wenn einer stürbe von uns, also stirbt vor dem andern – ich oder du, denn wer weiß das –, so wünschte ich mir, daß dem Überlebenden – dir oder mir, denn wer weiß das – würde gegeben ein Zeichen. Und das Zeichen, das zwischen uns zu Lebzeiten vereinbart, würde hinausreichen noch über den Tod des anderen – dich oder mich, denn wer weiß das. Das Zeichen aber – wenn’s einträfe – soll dem Überlebenden bedeuten vom Toten: als stünd er selbst da, spräche: „Sei getrost, denn ich bin noch … Bin dir über den Tod … komme im … –“‹
So sprach Jesus, müder werdend, den Abstand schläfrig vergrößernd der Worte, der letzten des Sohns, bevor er einschlief.
Da war’s, als warte der Sohn noch auf Antwort des Vaters, der einspringen sollte zu schließen:
›… im Zeichen des Jona.‹
Ob Joseph aber, der jenseits des Feuers saß, ihm gegenüber, hörte, was der Sohn sich so wünschte für beide – das Zeichen, Zeichen des Jona –, wissen wir nicht.
Da lag Jesus, als habe er sich durchs Reden vom Zeichen die Angst vertrieben. Und Joseph damit das Zeichen gegeben.
Hingestreckt lag der Sohn und schlief.
Joseph aber erhob sich.
Kapitel 45. Der Gebundene
Und zum Sohn hinab sprach Joseph, als säße der Sohn wach noch am Feuer und schliefe nicht:
›Ich höre Schreie wilder Tiere. Bald wird das Feuer ausgehen, das sie abhält näher zu kommen.‹
Da nahm Joseph einen brennenden Ast und entfernte sich vom Feuer und lauschte hinaus in die Nacht.
Und Joseph glaubte, Geräusch wilder Tiere zu hören, streunender Berglöwen und Wölfe, die auf dem Rücken des Berges jagten.
Und er ging hinauf ein Stück Wegs, zur Stelle vor dem Altar, wo er vergraben hatte das Opfergerät.
Und aus dem Versteck nahm er Scheite Holz, die er dort aufbewahrt hatte. Und bedeckte den Rest wieder mit Tierhaut und streute Erde darüberhin.
Und als er zurückkehrte zum Feuer, sieht er, daß Jesus schläft.
Da weckt Joseph den Sohn und sagt: ›Wache mit mir, daß nicht ausgehe das Feuer. Noch jagt draußen wildes Getier.‹
Und Joseph legte Holz nach ins Feuer, von den neuen Scheiten, die waren gespalten.
Und der schläfrige Sohn fragt ihn nicht, als er Joseph nachlegen sieht: ›Mit welchem Beil hast du gespalten das Holz, da uns die Räuber doch alles genommen?‹
Da erhob sich Joseph abermals und nahm einen brennenden Ast und entfernte sich damit vom Feuer.
Und er ging hinauf ein Stück Wegs zur Stelle vor dem Altar, wo er vergraben hatte das Opfergerät.
Und aus dem Versteck nimmt er das Seil, das bereitgelegt war, und hebt es heraus. Und bedeckte den Rest mit Tierhaut und streute Erde darüberhin.
Und er fühlte das Seil, das er hielt in der Hand, und dachte: ›Wen soll es noch halten? Ich werde zerrissen.‹
Da lauschte Joseph hinaus in die Nacht. Und hörte umgehen Getier.
Joseph aber betete zu Gott, der ihm gesandt hatte den Traum und die Träume, die Joseph geführt hatten bis hierher.
Das Seil vor den Knien, betete Joseph zu Gott:
›Laß es nicht kommen. Verschone uns doch!‹
Da fiel Joseph auf sein Angesicht und sprach:
›Herr, ich bitte Dich: Nicht in den Riß stelle mich und den Sohn!‹
Und Joseph wartete auf Antwort.
Und als er schweißnasser Hand griff nach dem
Weitere Kostenlose Bücher