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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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er mit Augen, die er schließen will, offen. Und Josephs Lider schließen sich nicht über ihnen.
    Da ist dem Gelähmten, als habe ihn befallen die Starre, ihn eingeholt endlich, zu spät. Die Starre, die ihn befallen hätte, noch zeitig zur Rettung des Sohns vor dem Opfer. Die Starre, die ihm gelähmt hätte den Arm, noch zeitig zum Einhalt des Stichs, hätte Joseph Gott nur gehorcht.
    Denn Starre befiel einst Abrahams Arm und Abrahams Hand, als er IHM auf der Schlachtstatt hinmetzen wollte den Sohn, Isaak. Da, unterm Ruf Seines Boten, der Einhalt gebot Abraham, hatte befallen Starre den Arm und die Hand Abrahams, die das Metzmesser hielt.
    Und Joseph dachte: Hättest Du auch erstarren lassen mir meine Hand?
    Nun aber hielt Starre Joseph zurück, herauszuschreien nach ihnen. Hielt ihn zurück, aus dem Dunkel hervorzukommen, der Kluft zu entkriechen.
    Und Joseph war es, als hindere Gott ihn, zum Leben zu kehren, da Joseph es IHM zu geben verweigerte.
    Denn die Weigerung, mit der Joseph verweigerte, die war Starre. Und war nicht Starre herabbefohlen, sondern Starre, die IHM zuvorkam. Die aber hatte ein Mensch selbst sich befohlen, als er starr sich weigerte zu opfern den Sohn.
    Da dachte Joseph, sprechend zu Gott:
    ›Machst Du Dich über mich lustig und äffst mir nach die Starre, mit der ich zu geben mich weigerte, was ich nicht geben konnte?
    Denn er war doch nicht mein. Ich aber fürchtig Gottes. Denn aus Furcht, daß Du mit Starre zu spät mich befallen könntest, war ich nicht Abraham. Legte das Messer nicht an die Kehle dem Sohn.
    Sieh doch, Du bestätigst die Furcht mir. Denn jetzt: spät hast Du mich starr gemacht. Machst mich stumm.
    Nur anstarren soll ich die Folgen der Weigerung.
    So verstarre doch mir auch das Herz. Denn das läßt Du unerstarrt.
    Schick Deine Hand nach ihm aus, daß es starr werde. Oder willst Du, daß es langsam, über Zeit hin, an der Qual des Gesehnen versteinert?
    Erfreut Dich, daß ich hinsehe, ohne Macht, wegzurollen den Stein, der mich mit Starre begräbt?‹
    Da löste sich, an der Seite der Kluft, daran Joseph kniend vornübergebeugt lehnte:
    Ein Stein.
    Fiel nicht herab, aber gab nach ein Stück seitwärts. Daß die Last Joseph, die lehnte an ihm, hinabglitt zu Boden.
    Da fiel Joseph gänzlich nach vorn. Und seine Stirn fiel auf lehmigen Boden der Felsspalte.
    Und den starrgeöffneten Augen schloß der Boden der Höhle das Licht.
    Und ihm war, als spiele einer mit ihm. Als ließe ihn einer fallen in Kinderglauben hinab: Wer die Augen verschließt, anderen bleibt er verborgen.
    Joseph aber hört das Klageschreien Marias und die Stimmen der andern, die sich mühten um sie.
    Da auch erkennt er ein Tönen, das er Jahre nicht mehr vernommen. Das letzte Mal aber vernahm, als Joseph in Nazaret auf den Eingang seines Hauses war zugegangen. Denn einst beim Eingang fand er sein Kind, das saß da und weinte.
    So aber, viele Jahre nicht mehr gehört, war das Tönen jetzt, das zu ihm drang jetzt in die Kluft. Und das er jetzt wiedererkannte, der Vater.
    Da stach ihn ein Schmerz, als durchzittere Lanzenschaft sein Herz, es zu spalten.
    Und er fühlte ein Pochen und hörte schlagen ein zweites Herz, das schlug in der Stirn.
    Schlug ihm los in der Stirn, als hätt es nur immer gewartet, jetzt loszuschlagen.
    Und im Gegenschlag schlug es zum Herzen, das zu spalten drohte und das erzitterte unterm Gehörten.
    In der Stirn schlug es ihm, jenes Herz. Pochte los gegenschlägig. Denn zwischen die Schläge des alten Herzens fiel es und schlug anderen Takt, jenes neue.
    Da überkam Ohnmacht und nahm ihn.
    Kapitel 54. Der Getilgte
    Als Joseph in Starrnis erwachte, hört er welche sich nähern dem Felsspalt.
    Hört, daß sie tragend sich nähern, und sieht nicht, was sie tragen herbei.
    Jesus aber, Jakobus, Klopas und Maria, die gekommen waren, Joseph zu finden, hatten die Überreste des Leichnams, daran sie Joseph wiederzuerkennen und gefunden zu haben glaubten, in eine Hülle Tuchs gelegt und die Hülle mit Seil umwunden und näherten sich damit Josephs Versteck in der Kluft.
    Joseph nun hörte die Stimme des Klopas, der Anweisung gab Jakobus und Jesus beim Tragen.
    Da hört er nah Klopas, unmittelbar. Hört ihn knien am Einlaß der Kluft. Hört das Knirschen sandiger Felssplitter unter den Knien, die sich beugen mit Last. Hört das Atmen der Träger, die halten das vom Strick umwundene Tuch.
    Da rücken und schieben die Träger den Leichnam hinein in die Kluft. Helfen einander, zur Gänze hinein ihn

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