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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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schließt die trockenen Augen und öffnet sie wieder. Und nochmals schließt sie. Und reibt sich die Augen frei mit der Hand.
    Da sieht er einen Streifen Mondlicht. Der sinkt durch die Ritzen, wo die Platte schließt den Eingang der Kluft.
    Und wo er ausgespien hatte den Staub, sieht er einen Streif Lichts darauf glänzen. Nicht still aber sieht er es glänzen, sondern sieht’s zittern wie Perlen, fädig verbunden, sieht Bläschen sich senken und heben, die er dort ausgespien.
    Und er schickt hin die Hand, von Augen und Stirn her, die er eben, als er’s entdeckte, noch rieb. Schickt die Hand hinabhin zur Stelle, die sich senkt und sich hebt, als läg unterm Schleim atmend Lebendiges.
    Da wird ihm bewußt, kaum berührt er die Stelle aus Schleim und aus Sand, daß das Stirnherz aufgehört hatte zu pochen.
    Unter ihm lag’s, auf der Stelle, wo die Stirn hatte hingepreßt, als er starr lag.
    Denn unter den Fingern der Hand, die nun berührten die Stelle, pochte es weiter. Senkte und hob sich in Glanz, was unterm Ausgespienen verscharrt saß.
    Da rührte Joseph hin und fühlte die Weiche und ließ seitlich fahren hinab die Hand in den Sand und hob heraus in der Kuhle der Hand eine Kröte.
    Und pochend sah er Bewegung unterm Rücken der Kröte, die saß in der Kuhle der Hand.
    Und ihr Herz schlug, er fühlte’s, und sah tanzen die Punkte auf ihrem Rücken, lebendigen Glanz. Und fädig-naß stieg und sank Mondlicht in ihnen.
    Da sprang die Kröte nach vorn aus der Kuhle der Hand, sprang dem Ausgang zu.
    Und Joseph, beide Arme aufstützend, kroch ihr nach. Zog mühsam sich unterm Kadaver hervor, zur Felsplatte hin, die den Ausgang verschloß.
    Und Joseph stieß an den Stein und legte die Schulter dagegen. Und vermochte nichts, denn er war noch zu schwach. Und er lehnte sich an die Platte, erschöpft.
    Durch die Ritzen aber hört er den Nachtwind und fühlt dessen Kälte.
    Und der Nackte fror. Reckt aber doch den Hals nach den Ritzen, zu atmen davon.
    Stunden später – wieder ist er erwacht – versucht er nochmals, sich entgegenzustemmen dem Stein.
    Und diesmal legt er den Rücken gegen die Platte, stemmt an. Und sichert zur Stütze die Beine auf kantigem Vorsprung der Wände.
    Da fällt die Platte nach hinten im Stoß. Und im Lärm noch der gefallenen wendet sich Joseph und sieht sie gefallen. Und sieht um sie her aufwirbeln Staub, von mondhellem Nachtwind durchfahren. Joseph aber, auf Händen und Knien, kriecht heraus aus der Felskluft.
    Und am Felsen gestützt sucht er sich aufzurichten. Und stützt sich, die ersten Schritte von dort.
    Bricht aber zusammen, noch kraftlos.
    Sobald er’s aufs neue versucht, erkennt er: Ich weiß nicht, wohin.
    Da kriecht er, weil er nicht gehen kann, eine Weile lang durch den Sand. Kriecht, bis die Kräfte ihn wieder verlassen.
    Kapitel 56. Der Umhüllte
    Als er erwacht, liegt Joseph in sengender Sonne. Er schließt die Augen zu Schlitzen, richtet taumelnd sich auf aus den Knien.
    Da sieht er, kaum dreißig Schritte hinter der Stelle, zu der er noch kriechend gelangt war, den Eingang der Kluft.
    Und aus ihrer Schwärze hervor sieht Joseph tauchen den Wolf.
    Vorsichtig, stillstehend, lauscht das Tier. Beäugt den staubigen Platz vor der Kluft, den Halbring aus Felsen und Steinen.
    Auf Joseph hält nun sein Blick.
    Und Joseph steht still. Sieht auf ihn zurück. Und erkennt:
    Zwischen den Kiefern des Mauls trägt der Wolf Knochen. Die er nun vor sich legt und an denen er nagt.
    Da läßt er von ihnen. Lauscht nochmals, stellt die Ohren.
    Und nimmt die ausgescharrten wieder ins Maul und zieht sich ins Dunkel der Kluft zurück.
    Kaum hatte Joseph sich abgewandt, sich gesetzt in den Schatten der Felsen, die lagen der Höhlenkluft gegenüber, da hört er Pferdegetrappel.
    Aus der Ebene vor dem Berg hört er’s kommen.
    Und er verkroch sich in die Schatten, hielt das Ohr auf den Boden und lauschte, ob näher kämen die Reiter.
    Und wartete.
    Bis er nichts mehr vernahm.
    Da war’s abermals Nacht, als Joseph erwachte zwischen Felsen, über ihm Sterne und Mond. Und ein mächtiger Wind zog über den Rücken des Bergs und fuhr über die Felsen hin, daß Joseph fror.
    Und Joseph querte die Lichtung und trat hin bis vor die Kluft und las kleinere Steine dort auf. Und er warf welche hinein in die Höhlung.
    Und wartete draußen im Wind.
    Da kniete er hin und reckte sich vor, hinein in die Kluft, und tastete nach der Hülle, in die sie den Toten hatten geschnürt. Und als er fand die erste Windung

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