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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zu sagen, doch ehe sie dazu kam, schlug ihre Mutter sie so heftig ins Gesicht, dass ihre Zähne in einer unfreiwilligen Grimasse entblößt wurden und ihr die Spucke aus dem Mundwinkel flog. Pammy starrte einen Moment lang geschockt und ungläubig zu ihr auf und brach dann in ein gellendes Plärren aus, das noch schmerzhafter an den Nerven zerrte als ihr Hüpf-Singsang.
    »Was wissen wir übers Lügen, Pamela?«, schrie Georgia Andreeson und packte das Kind am Oberarm. Ihre Finger sanken tief ins Fleisch ein.
    »Sie hat nicht gelogen!«, sagte Willa. »Wir sind von den Gleisen abgekommen und in die Schlucht gestürzt! Jetzt erinnere ich mich, und Sie sich auch, stimmt’s? Stimmt’s? Man sieht’s Ihnen an! Scheiße, man sieht’s Ihnen doch an!«
    Ohne in Willas Richtung zu sehen, zeigte Georgia Andreeson ihr den Stinkefinger. Mit der anderen Hand schüttelte sie Pammy hin und her. David sah das Kind in eine Richtung schlackern, einen verkohlten Leichnam in die andere. Was hatte Feuer gefangen? Er erinnerte sich jetzt an den Sturz in die Tiefe, aber was hatte Feuer gefangen? Daran erinnerte er sich nicht, vielleicht weil er sich nicht daran erinnern wollte.
    »Was wissen wir übers Lügen?«, keifte Georgia Andreeson.
    »Dass man’s nicht darf, Mama!«, heulte das Kind.
    Die Frau zerrte das Kind fort ins Dunkle, während es unablässig in schrillem Ton weiterplärrte.
    Ihrem Abgang folgte ein Moment des Schweigens – alle hörten zu, wie Pammy ins Exil verschleppt wurde -, und dann wandte Willa sich zu David um. »Reicht es dir?«
    »Ja«, sagte er. »Gehen wir.«
    »Pass auf, dass du nicht am Türknauf hängen bleibst, wo der liebe Gott dir einen Spalt gelassen hat!«, krähte Biggers überschwänglich, und Dudley jodelte vor Lachen.
    David ließ sich von Willa zum Ausgang führen, wo Phil noch immer mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen lehnte. Dann riss sich David von Willas Hand los und ging auf Helen Palmer zu, die in der Ecke saß und vor sich hin schaukelte. Sie blickte mit verstörten dunklen Augen zu ihm auf. »Es gibt Fisch zum Abendessen«, sagte sie mit brüchiger Wisperstimme.
    »Davon weiß ich nichts«, sagte er, »aber Sie haben Recht, was den Geruch hier betrifft. Alter muffiger Keks.« Er blickte sich um und sah im fahlen Mondschein, der durchaus Lampenlicht sein konnte, wenn man es sich verzweifelt genug ersehnte, die Übrigen zu ihm und Willa herstarren. »Es ist der Geruch, den Räume wohl annehmen, wenn sie lange zugesperrt sind«, sagte er.
    »Verdufte, Jungchen«, sagte Phil Palmer. »Keiner kauft dir deinen Quatsch hier ab.«
    »Das weiß ich nur zu gut«, sagte David und folgte Willa in die mondbeschienene Dunkelheit.
    Hinter ihm, wie ein wehmütiges Windesraunen, hörte er Helen Palmer murmeln: »Auch das noch.«
     
    Mit dem Weg zurück zum 26 war es für David in dieser Nacht eine Strecke von insgesamt neun Meilen gewesen, aber er war kein bisschen müde. Geister wurden wohl nicht müde, wie sie auch nicht hungrig oder durstig wurden. Außerdem war es eine andere Nacht. Der Mond war jetzt voll, glänzte wie ein Silberdollar hoch am Himmel, und der Parkplatz vor dem 26 war leer. Auf dem gekiesten Platz an der Seite standen ein paar stumme Lastwagen, und einer brummte schläfrig mit glimmenden Scheinwerfern. Auf der Markise stand jetzt: AM SAMSTAG SIND DIE NIGHTHAWKS IM HAUS FÜHRT EUREN SCHATZ MAL WIEDER AUS.
    »Das ist süß«, sagte Willa. »Führst du mich aus,Wolf Bezwinger? Bin ich nicht dein Schatz?«
    »Das bist du, und das werde ich«, sagte David. »Fragt sich nur, was wir jetzt machen. Das Lokal ist nämlich geschlossen.«
    »Wir gehen natürlich trotzdem rein.«
    »Es wird abgesperrt sein.«
    »Nicht, wenn wir es nicht wollen.Alles eine Frage der Wahrnehmung, erinnerst du dich? Wahrnehmung und Erwartung.«
    Er erinnerte sich, und als er den Knauf drehte, ging die Tür auf. Die Kneipengerüche waren noch da, nun mit der Beimischung von irgendeinem Putzmittel mit Kiefernnadelduft. Die Bühne war leer, und die Barhocker standen umgekehrt auf dem Tresen, aber die Neon-Silhouette der Wild River Range war noch an, entweder weil der Wirt es so gelassen hatte oder weil er und Willa es so wollten, was wahrscheinlicher war. Die leere Tanzfläche wirkte riesig, zumal sie durch die Spiegelwand verdoppelt wurde. Die Neonberge schimmerten kopfüber in ihrer gleißenden Tiefe.
    Willa atmete tief ein. »Ich rieche Bier und Parfüm«, sagte sie. »Geiler

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