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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gefiel.
    Grunwald dagegen sah darin ideales Bauland für eine Wohnanlage oder vielleicht sogar zwei. (Curtis bezeichnete sie in Gedanken als die »Arschloch-Zwillingstürme«). Curtis hatte schon öfter miterlebt, was das bedeutete: In Florida schossen Wohnanlagen aus der Erde wie Löwenzahn auf einem ungepflegten Rasen. Und er wusste, was für Leute das Arschloch damit anlocken würde: Idioten, die ihre hohe Rente mit einem Schlüssel zum himmlischen Königreich verwechselten. Nach einer Bauzeit von vier Jahren würde es hier nur so von alten Männern auf Fahrrädern wimmeln, allesamt mit Pissbeuteln an den knochigen Oberschenkeln. Und von alten Frauen mit Sonnenhüten, die Benson & Hedges rauchten und die Kötel nicht aufhoben, wenn ihre Designerhunde an den Strand schissen. Ganz zu schweigen von den mit Eiskrem beschmierten Enkelbälgern mit Namen wie Lindsay und Jayson. Curtis wusste, wenn er das nicht verhinderte, würde er mit ihrem lautstarken Gejammer in den Ohren sterben – »Ihr habt uns aber versprochen, dass wir nach Disney World fahren!«
    Das würde er nicht zulassen. Und wie sich herausgestellt hatte, würde es wohl auch nicht dazu kommen. Die Begleitumstände waren nicht unbedingt angenehm, weil das Grundstück nicht ihm gehörte, ihm vielleicht sogar nie gehören würde, aber wenigstens gehörte es auch nicht Grunwald. Es gehörte nicht einmal den Verwandten, die – wie Kakerlaken im Müllcontainer, wenn plötzlich das Licht anging – aus allen Löchern gekrochen kamen und die Unterschriften der Zeugen auf beiden Übereignungsverträgen anfochten. Das Grundstück gehörte nämlich den Anwälten und den Gerichten.
    Ebenso gut könnte man sagen, dass es niemandem gehörte.
    Mit niemandem konnte Curt leben.
    Das Gezerre dauerte jetzt schon zwei Jahre an, und Curtis’ Anwaltskosten näherten sich der Viertelmillion. Er bemühte sich, dieses Geld als Spende an eine besonders nette Umweltschutzvereinigung zu betrachten – Johnsonpeace statt Greenpeace; von der Steuer absetzen konnte er sie natürlich nicht. Und von Grunwald hatte er die Schnauze voll. Grunwald nahm die ganze Sache persönlich. Einerseits, weil er ein schlechter Verlierer war (wie Curtis auch, zumindest damals; inzwischen nicht mehr so sehr). Andererseits hatte er private Probleme.
    Privates Problem Nummer eins: Grunwalds Frau hatte sich von ihm scheiden lassen, war also nicht mehr Frau Arschloch. Privates Problem Nummer zwei: Grunwald hatte sich operieren lassen müssen. Curtis wusste nicht mit Sicherheit, ob es Krebs war, er wusste nur, dass das Arschloch zehn, fünfzehn Kilo weniger gewogen hatte, als er das Sarasota Memorial im Rollstuhl verließ. Den Rollstuhl war er irgendwann losgeworden, aber es war ihm nicht gelungen, wieder an Gewicht zuzulegen.Von seinem ehemals festen Hals hingen ihm Hautlappen herab.
    Auch seine einstmals erschreckend gesunde Firma steckte in Schwierigkeiten. Curtis hatte die Stätte von Grunwalds derzeitigem Feldzug wider die Natur mit eigenen Augen gesehen. Durkin Grove Village lag auf dem Festland zwanzig Meilen östlich von Turtle Island, eine halbfertige Geisterstadt. Curtis hatte auf einer Hügelkuppe angehalten und auf die stille Aufschwämmung hinabgeblickt wie ein General, der die Ruinen feindlicher Stellungen inspizierte. Manchmal konnte das Leben einfach wunderschön sein.
    Betsy hatte alles verändert. Sie war ein Löwchen gewesen, nicht mehr ganz jung, aber noch immer flink.Wenn Curtis mit ihr am Strand spazieren ging, trug sie immer ihren kleinen roten Gummiknochen im Maul. Brauchte Curtis die Fernbedienung für die Glotze, sagte er einfach: »Betsy, hol das Idiotenstöckchen.« Und schon schnappte sie danach und trottete zu ihm herüber. Darauf war sie ausgesprochen stolz. Und er natürlich auch. Siebzehn Jahre lang war sie seine beste Freundin gewesen. Hunde dieser Rasse wurden normalerweise nicht älter als fünfzehn.
    Dann hatte Grunwald zwischen seinem Grundstück und dem von Curtis einen elektrischen Zaun errichtet.
    Dieses Arschloch.
    Er stünde nicht unter Hochspannung, hatte Grunwald gesagt, das könne er beweisen. Aber die Spannung war stark genug gewesen, um einen leicht übergewichtigen Hund mit einem angegriffenen Herzen umzubringen. Und was sollte überhaupt ein elektrischer Zaun? Das Arschloch hatte einen Haufen Scheiß geredet, von wegen er hätte Angst vor Einbrechern – die natürlich nichts Besseres zu tun hatten, als sich über Curtis’ Grundstück zur violett verputzten

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