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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dem schönsten Ausblick auf den Golf. Und das einzige, auf dem noch kein Haus stand. Dort wuchsen nur dürres Gras, Strandhafer, verkümmerte Palmen und ein paar Kasuarinen.
    Und das Schönste an diesen morgendlichen Fahrten, das Allerschönste? Er hatte kein Telefon dabei. Er war offiziell nicht erreichbar. Wenn er erst einmal wieder zu Hause war, legte er das Telefon nur selten aus der Hand, besonders wenn die Börse geöffnet war. Er war ein athletischer Mann. Er ging mit großen Schritten durch das Haus, das schnurlose Telefon am Ohr, und kehrte nur hin und wieder in sein Arbeitszimmer zurück, wo die Zahlen über den Computerbildschirm flimmerten. Manchmal verließ er das Haus und lief die Straße entlang, und dann nahm er das Handy mit. Für gewöhnlich wandte er sich nach rechts zum kurzen Ende des Gulf Boulevard. Wo das Arschloch wohnte.Aber er ging nie so weit, dass Grunwald ihn hätte sehen können; diese Genugtuung wollte er ihm nicht gönnen. Er ging nur weit genug, um einen Blick auf das Vinton-Grundstück werfen zu können und sich zu vergewissern, dass Grunwald ihn nicht übers Ohr haute. Natürlich konnte das Arschloch unmöglich irgendwelche schweren Baumaschinen an ihm vorbeischmuggeln, nicht einmal nachts – seit Betsy nicht mehr neben ihm lag, schlief Curtis nicht mehr so gut. Aber er schaute trotzdem nach. An der Straße spendeten zwei Dutzend Palmen Schatten, und meist stand er hinter der letzten. Nur um sicherzugehen. Denn leere Grundstücke zu zerstören, sie unter Tonnen von Beton zu begraben, das war Grunwalds gottverdammtes Geschäft .
    Und das Arschloch war schlau.
    Bisher war jedoch alles im Lot. Falls Grunwald tatsächlich versuchen sollte, ihn übers Ohr zu hauen, dann würde Curtis aus allen Rohren feuern – jedenfalls vor Gericht. Aber erst würde Grunwald für Betsy büßen müssen, und wie! Auch wenn Curtis weitgehend die Lust an der Auseinandersetzung verloren hatte (er wollte es nicht wahrhaben, wusste aber, dass es stimmte), würde er dafür sorgen, dass Grunwald dafür büßte. Das Arschloch würde schon noch merken, dass Curtis Johnson Kiefer aus Stahl hatte … aus verchromtem Stahl sogar … und wenn er erst einmal etwas zu fassen bekam, ließ er es nicht mehr los.
    Als er an jenem Dienstagmorgen nach Hause kam, blieben ihm noch zehn Minuten, bevor an der Wall Street der Startschuss fiel. Wie immer schaute er nach, ob jemand auf seiner Mailbox eine Nachricht hinterlassen hatte. Heute waren es zwei. Eine stammte von Circuit City – wahrscheinlich ein Verkäufer, der wissen wollte, ob er mit dem neuen Flachbildschirm zufrieden war, der seit letzten Monat an seiner Wand hing, um ihm gleich noch etwas anderes aufzuschwatzen.
    Als er zur nächsten Nachricht weiterscrollte, stand dort: 383-0910 DA.
    Das Arschloch. Selbst sein Nokia wusste, wer Grunwald war, denn Curtis hatte es ihm beigebracht. Stellte sich die Frage, was das Arschloch an einem Dienstagmorgen im Juni von ihm wollte?
    Vielleicht wollte er eine Einigung erzielen – zu Curtis’ Bedingungen.
    Bei der Vorstellung erlaubte er sich ein leises Lachen und hörte dann die Nachricht ab. Zu seinem Erstaunen wollte Grunwald genau das – jedenfalls hatte es den Anschein. Curtis vermutete, dass es vielleicht nur ein Trick war, aber ihm war nicht klar, was sich Grunwald davon versprach. Und dann sein Tonfall: dumpf, bedächtig, geradezu schwermütig.Wahrscheinlich war es kein Kummer, obwohl es eindeutig danach klang. In letzter Zeit, während Curtis sich bemühte, wieder Tritt zu fassen, klang er am Telefon oft selbst so.
    »Johnson … Curtis«, sagte Grunwald mit seiner schwermütigen Stimme. Die Pause auf dem Band war recht lange gewesen, so als hätte er sich gefragt, ob er Curtis beim Vornamen ansprechen solle. Dann fuhr er auf dieselbe leblose, lichtlose Weise fort. »Ich kann keinen Krieg an zwei Fronten führen. Bringen wir es zu Ende. Ich habe die Lust an der ganzen Sache verloren. Ich stecke ziemlich in der Klemme, Nachbar.«
    Grunwald seufzte.
    »Ich bin bereit, dir das Grundstück zu überlassen, und zwar ohne jede Vergütung. Außerdem möchte ich dich für … für Betsy entschädigen. Wenn du interessiert bist, findest du mich im Durkin Grove Village. Ich bin praktisch den ganzen Tag dort.« Eine lange Pause. »Im Moment bin ich oft dort draußen. Einerseits kann ich noch immer nicht ganz glauben, dass die Finanzierung weggebrochen ist, andererseits überrascht es mich in keiner Weise.« Eine weitere lange

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