Sunshine Ranch 04 - Myriams letzte Chance
erklärte Sarah, bevor sie die Pferde in den Stall führten, um abzuzäumen. „Hätte gar nicht erwartet, dass wir heute schon so weit kommen. Morgen lernt ihr zuerst, wie man ein eigenes Pattern zusammenstellt. Ein paar von euch haben damit schon Erfahrung gesammelt, aber für die meisten dürfte das Neuland sein. Und am Nachmittag müsst ihr selbst ran. Ihr entwickelt entweder allein oder zusammen mit einem Partner ein Reining-Pattern, das ihr dann umsetzt.“
„Und am Sonntag?“, fragte Sina.
„Am Sonntag ist die große Abschlusspräsentation. Da führt ihr vor, was ihr gelernt habt.“
„Dann sind wir für heute fertig?“ Juliana blickte auf ihre Uhr.
„Nicht ganz. Bevor ihr abhaut, hab ich noch eine Hausaufgabe für euch.“
Ungläubiges Kichern. Hausaufgaben? In den Sommerferien? Das war ja wohl ein Witz. Sie warteten darauf, dass Sarah ebenfalls lachte, aber sie verzog keine Miene.
„Was sollen wir denn machen?“, fragte Tori.
„Um ein Freestyle-Pattern zu entwickeln, braucht ihr ein geeignetes Musikstück. Ich möchte, dass jeder von euch morgen ein paar CD s oder MP 3-Dateien mitbringt, aus denen wir die Stücke auswählen können.“
„Was denn für Musik?“, fragte Ayla.
„Was euch gefällt, Pop, Rock, Klassik …“
„… Heavy Metal“, ergänzte Tori.
„Auch das.“ Sarah grinste. „Ich bin gespannt, was mich erwartet.“
Myriam hörte nun schon zum dreizehnten Mal hintereinander „Te amo“ von Rihanna. Auf dem Papier passten das Stück und das Pattern, das sie sich ausgedacht hatte, perfekt zusammen. Aber wenn sie mit Camilla in den Roundpen ging, um ihre Ideen umzusetzen, musste sie feststellen, dass einzelne Sequenzen viel zu lang und andere zu kurz waren. Den Sliding Stop, den sie immer noch nicht richtig beherrschte, brachte sie gar nicht unter.
„Bist du unzufrieden?“, fragte Sarah lächelnd, als Myriam nach ihrer Übungszeit wieder aus dem Sattel sprang.
„Ich krieg es einfach nicht hin“, jammerte Myriam.
„Kann ich das Lied mal hören, das du dir ausgesucht hast?“
Myriam reichte ihr den MP 3-Player und das Blatt, auf dem sie ihr Pattern notiert hatte. Sarah lauschte konzentriert und studierte gleichzeitig Myriams Entwurf.
„Das Stück ist gut“, meinte sie danach. „Rhythmisch, aber nicht zu schnell.“
Sie zog einen Bleistift aus der Hosentasche und nahm ein paar Änderungen an Myriams Parcours vor. „Nur ein Vorschlag“, sagte sie, als sie ihr das Blatt wieder zurückgab.
Myriam prägte sich die Änderungen ein und versuchte es noch einmal.
Diesmal harmonierten Musik und Pattern perfekt miteinander.
„Sie ist wirklich genial“, erklärte sie Tori, als sie abends ihre Pferde trocken rieben.
„Genial ist vielleicht etwas übertrieben“, meinte Tori. „Aber ich muss auch zugeben …“
„… du musst zugeben, dass sie dich vom Sockel haut“, vervollständigte Sina ihren Satz. „Komm, Tori. Sei ehrlich.“
„Tori ist immer noch sauer, dass Sarah sie in die Anfängergruppe gesteckt hat“, spottete Ayla.
„Pah, inzwischen weiß sie selbst, dass sie sich da vertan hat“, tönte Tori. „Gerade eben hat sie im Roundpen zu mir gesagt, dass ich super reite.“
Myriam verdrehte die Augen. Tori war echt nicht kleinzukriegen.
„Habt ihr euch schon Gedanken gemacht, was ihr morgen anzieht?“, fragte Juliana.
„Yes, of course!“ , erklärte April. „Mein Outfit steht. It’s really simple .“
Aber als die anderen sie bestürmten, mehr zu verraten, schüttelte sie nur lächelnd den Kopf.
„ I won’t tell you. Es muss eine Überraschung sein. Sonst ist der Auftritt nur halb so gut.“
„Ich hab noch keine Ahnung“, stöhnte Ayla.
„Ich geh nachher bei meiner Tante Silvia vorbei“, erklärte Juliana. „Die hat einen ganzen Schrank voller Karnevalskostüme. Vielleicht entdeck ich ja was. Sonst bin ich auch ratlos.“
„Du hast’s gut“, seufzte Myriam. „Meine Eltern hassen Karneval. Bei uns zu Hause finde ich bestimmt nichts.“
„Ich weiß, was du anziehen kannst“, bot April an.
„Echt? Was denn?“
„Doch nicht hier! Sonst ist es keine Überraschung mehr.“
Myriam hatte sich noch nie gerne verkleidet. Sie hasste Halloweenpartys genauso wie Karnevalsfeten oder Theaterspiele. Sie fühlte sich total bescheuert, wenn sie nur einen bunten Hut aufsetzen oder ein Kopftuch tragen sollte. Und heute musste sie sogar verkleidet auf ein Pferd steigen, um sich vor allen lächerlich zu machen!
Myriam wusste immer noch
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