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Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst

Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst

Titel: Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nymphenburger Verlag
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Gehirnebenen durch Entscheidung und freien Willen zu meistern. Eine als » Positive Psychologie « bezeichnete neu entstandene Fachrichtung vermittelt uns Einsichten, wie wir unseren freien Willen bestmöglich zum Tragen bringen können, um Glückserfahrungen den Weg zu ebnen und Negativität zu überwinden.
    Gut zu wissen, dass diese fünf Mythen widerlegt wurden. Der überholten Auffassung zufolge schien das Gehirn ein starres und mechanisches Gebilde zu sein, das unaufhaltsam dem Verfall entgegengeht. Das aber, so hat sich herausgestellt, entspricht keineswegs den Tatsachen. Genau jetzt in diesem Augenblick erschaffen Sie Ihre Wirklichkeit, und wenn dieser Prozess seine Lebendigkeit und Dynamik behält, wird Ihr Gehirn mit ihm Schritt halten können, Jahr für Jahr.
    Wie können Sie also Schluss machen mit diesen Mythen und zugleich den Auswirkungen, die sie auf Ihre persönlichen Erfahrungen und Ihre Erwartungen haben? Dieser Frage wollen wir nun im Einzelnen nachgehen.
    Erster Mythos: Ein geschädigtes Gehirn kann sich nicht regenerieren .
    Kommt das Gehirn, beispielsweise infolge eines bei einem Autounfall erlittenen Traumas oder infolge eines Stromschlags, zu Schaden, hat das einen Verlust an Nervenzellen und den zwischen ihnen bestehenden Verknüpfungen (Synapsen) zur Folge. Lange Zeit war man der Überzeugung, sobald das Gehirn Schaden genommen hat, müsse der davon betroffene Mensch sich unweigerlich damit abfinden, fortan nur noch die unbeschadet gebliebenen Hirnfunktionen nutzen zu können. In den letzten beiden Jahrzehnten hat uns die Forschung allerdings zu einer ganz entscheidenden neuen Einsicht verholfen, die anschließend in unzähligen Studien ihre Bestätigung fand: Bei einem verletzungsbedingten Verlust von Neuronen und Synapsen gleichen die benachbarten Neuronen den Verlust aus und sind bestrebt, die fehlenden Verknüpfungen wiederherzustellen. Tatsächlich wird das neuronale Netzwerk so neu aufgebaut.
    Die benachbarten Neuronen gehen aber noch einen Schritt weiter. Die wichtigsten Ausläufer der Nervenzelle (ihr primärer Ausläufer, das röhrenförmige Axon, und die zahlreichen feinen Verästelungen, die Dendriten ) durchlaufen eine » kompensatorische Regeneration « . Durch dieses Neuarrangement werden die im komplexen neuronalen Netz– jede Gehirnzelle ist Bestandteil eines solchen Netzwerks– verloren gegangenen Verknüpfungen wettgemacht.
    Im Rückblick fanden wir es seltsam, dass die Wissenschaft einst den Gehirnzellen eine Fähigkeit absprach, die für andere Nerven als selbstverständlich galt. Seit dem ausgehenden 18.Jahrhundert war Wissenschaftlern bekannt, dass Neuronen im peripheren Nervensystem (so werden diejenigen Nerven bezeichnet, die außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks den Körper durchziehen) sich regenerieren konnten. 1776 entnahm William Cumberland Cruikshank, ein Anatom schottischer Herkunft, aus dem Nackenbereich eines Hundes einen circa 1,2Zentimeter langen Abschnitt des Vagus, des » herumschweifenden Nervs « . Der Vagusnerv verläuft im Hals entlang der Halsschlagader zum Gehirn, er ist an der Regulation einiger wichtiger Funktionen wie etwa des Herzschlags, der Schweißbildung und der Muskelbewegung beim Sprechen beteiligt. Nicht zuletzt hält er beim Atmen den Kehlkopf geöffnet. Werden beide Leitungsbahnen des Nervs durchtrennt, führt das zum Tod. Cruikshank durchtrennte freilich nur die eine Bahn und stellte fest, dass die so entstandene Lücke bald durch neues Nervengewebe geschlossen wurde. Als er seine daraufhin verfasste Abhandlung der Royal Society vorlegte, wurde diese mit Skepsis zur Kenntnis genommen und jahrzehntelang nicht veröffentlicht.
    Bis zum Zeitpunkt ihrer tatsächlichen Veröffentlichung war dann durch weitere Belege untermauert worden, dass periphere Nerven wie der Vagus heilen können, wenn sie durchtrennt worden sind. (Das gleiche Phänomen können Sie an sich selbst beobachten, wenn infolge einer tiefen Schnittwunde Ihr Finger taub wird und nach einer Weile das Empfinden zurückkehrt.) Nichtsdestoweniger haben die Menschen jahrhundertelang geglaubt, den Nerven im zentralen Nervensystem (dem Gehirn und dem Rückenmark) mangele es an einer derartigen Fähigkeit.
    Zwar ist es durchaus richtig, dass das zentrale Nervensystem sich nicht mit derselben Robustheit und Schnelligkeit regenerieren kann wie das periphere Nervensystem, jedoch kann das Gehirn nach einer Verletzung seine Verknüpfungen aufgrund von » Neuroplastizität «

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