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Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst

Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst

Titel: Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nymphenburger Verlag
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leidenden Patienten von dieser wieder zu befreien, erzielt kein Medikament vergleichbar große Erfolge.
    Ähnlich wie bei den entmutigten Kindern scheint bei Schlaganfallpatienten alles von der Rückkopplung abzuhängen. Früher haben diese Patienten vor allem im Rollstuhl gesessen, erhielten ihre medizinische Versorgung und haben sich ansonsten, für sie gleichbedeutend mit dem Wegdes geringsten Widerstands, behelfsmäßig mit den Funktionen derjenigen Seite des Körpers beholfen, die durch den Schlaganfall unbeschadet geblieben war. Im Unterschied dazu schlägt man in der Rehabilitation heutzutage aktiv den Weg des größten Widerstands ein. Ist beispielsweise die linke Hand einer Patientin gelähmt, wird der Therapeut sie veranlassen, ausschließlich mit dieser Hand eine Tasse Kaffee zum Mund zu führen oder sich ihr Haar zu kämmen.
    Solche Herausforderungen zu bewältigen ist auf der physischen Ebene anfangs ein Ding der Unmöglichkeit. Eine gelähmte Hand auch nur ein winzig kleines Stück weit zu heben verursacht Schmerz und Frustration. Entwickelt der Patient aber ein ums andere Mal die Absicht, von der kranken Hand Gebrauch zu machen, entstehen neue Rückkopplungsschleifen. Das Gehirn passt sich an. Nach und nach ist eine neue Funktion vorhanden.
    Heutzutage erleben wir bemerkenswerte Genesungsgeschichten. Dank intensiver Rehabilitation können Patienten wieder gehen, sprechen und ihre Gliedmaßen normal gebrauchen. Noch vor 20Jahren wären diese Funktionen verkümmert oder hätten nur geringe Verbesserungen gezeigt.
    Und wir haben bislang nichts weiter getan, als den Bedeutungsgehalt zweier Worte zu ergründen.
    Das Superhirn-Credo schlägt die Brücke zwischen zwei Welten: der Welt der Biologie und unserer subjektiven Erfahrungswelt. Physische Abläufe kann die Biologie hervorragend erklären. Als völlig ungeeignet erweist sie sich hingegen, sobald es darum geht, die Bedeutung oder Sinnhaftigkeit unserer subjektiven Erfahrung zu erklären. Wie fühlt man sich als entmutigtes Kind? Was ist es für ein Gefühl, nach einem Schlaganfall gelähmt zu sein? Solch eine Frage steht am Ausgangspunkt der ganzen Geschichte. Die Biologie folgt erst an zweiter Stelle. Um uns selbst verstehen zu können, sind wir auf beide Welten angewiesen. Andernfalls unterliegen wir jenem biologischen Trugschluss, der besagt, der Mensch werde durch das Gehirn gesteuert.
    Wenn wir all die Debatten zwischen den diversen Theorien über Geist und Gehirn beiseitelassen, ist jedenfalls klar, worin unser Ziel besteht: Wir wollen von unserem Gehirn Gebrauch machen und wollen nicht, dass das Gehirn von uns Gebrauch macht.
    Auf die oben angeführten zehn Prinzipien werden wir an anderen Stellen im Buch noch eingehend zu sprechen kommen. Wichtige Durchbrüche in der Neurowissenschaft weisen jedenfalls alle in dieselbe Richtung: Das menschliche Gehirn vermag weit mehr, als man je für möglich gehalten hätte. Bei seinen Beschränkungen handelt es sich, anders als überholte Vorstellungen uns glauben machen wollen, um selbst auferlegte Beschränkungen und keineswegs um Auswirkungen seiner physischen Unzulänglichkeiten.
    Die Beschaffenheit des Gedächtnisses beispielsweise stellte zu der Zeit, als wir beide unsere medizinische und naturwissenschaftliche Ausbildung erhalten haben, noch ein komplettes Rätsel dar. Damals kursierte ein weiterer Spruch: » Über das Gedächtnis wissen wir in etwa so viel, als wäre das Gehirn mit Sägemehl gefüllt. « Glücklicherweise war bereits absehbar, dass in naher Zukunft eine Darstellung des Gehirns mit bildgebenden Verfahren möglich sein würde. Und heutzutage können Forscher sich in Echtzeit ansehen, welche Hirnareale aktiv sind und neuronale Impulse aussenden, während die untersuchte Person sich an etwas Bestimmtes erinnert.
    Auf die Kölnarena übertragen, um dieses Bild aufzugreifen, hieße das, sie verfüge heute über ein gläsernes Dach.
    Erinnerung bleibt jedoch flüchtig. In den Gehirnzellen hinterlässt sie keine physischen Spuren. Und niemand weiß wirklich, wie unsere Erinnerungen gespeichert werden. Das ist indes kein Grund, dem Erinnerungsvermögen unseres Gehirns irgendwelche Begrenzungen aufzuerlegen. Ein junges indisches Mathematik-Wunderkind wurde bei einer Demonstration seiner Fähigkeiten aufgefordert, im Kopf zwei 32-stellige Zahlen miteinander zu multiplizieren. Sekunden später, kaum waren dem Mädchen die beiden Zahlen mitgeteilt worden, nannte es, ohne ein Blatt Papier zu

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