Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten
Vorschlag etwas entgegensetzen können.
Also erhebt sich Nicola schwerfällig vom Sofa und trabt mit gesenktem Kopf hinter mir zur Haustür hinaus.
Draußen versuche ich zu retten, was noch zu retten ist. Zumal mir inzwischen eingefallen ist, woher ich sie kenne. Sie ist das Mädchen mit der coolen Mütze und dem verdammt frechen Mundwerk, das mich erst angerempelt und dann angepflaumt hat.
Nicht auszudenken, wie die anderen mich angaffen werden, wenn ich mit ihr an der Tonkuhle aufkreuze. Never ever!
»Wir machen es so«, schlage ich lässig vor. »Du triffst dich mit irgendeiner Freundin, damit ihr tun könnt, was Mädchen eben so tun, und ich fahre zu meinen Kumpels. Um halb sechs treffen wir uns dann wieder vor der Gärtnerei und gehen zusammen ins Haus.«
Anstatt dass diese Nicola meinem genialen Plan begeistert zustimmt, verzieht sie spöttisch den Mund, greift in ihre Hosentasche, zerrt die graue Mütze raus und setzt sie sich auf. »Was tun Mädchen denn deiner Meinung nach so?«
HÄ?
Ich hebe die Hände. »Was weiß ich denn? Mit Barbiepuppen spielen? Sich schminken? Mädchenkram halt.«
»Soso«, sie funkelt mich an. »Bin ich geschminkt wie eine von Germany’s next Topmodel? Schleppe ich einen rosa Barbiepuppenkoffer mit mir herum?«
Hat die ’nen Knall?!
Ich schüttele den Kopf. »Nö.«
»Warum laberst du dann so einen Scheiß, hä?!«
Ja, die hat eindeutig ’nen Riesenknall!
»Pass auf, mir ist echt egal, was du so lange machst. Sei einfach um halb sechs vor der Gärtnerei und damit ist doch alles paletti.« Ich schwinge mich auf den Sattel meines BMX.
»Und wenn ich nicht will?!«, ruft sie, bevor ich abdüsen kann. »Deine Mutter wird nicht gerade begeistert sein, wenn du mich hier einfach stehen lässt.«
Ey, jetzt mal ehrlich, die hat nicht nur einen Riesenknall, die ist lückenlos bescheuert!!
»Spinnst du?«, fahre ich sie an.
Ungerührt zuckt sie mit den Schultern. »Nicht, dass ich wüsste … Was ich aber weiß, ist, dass ich keinen Bock habe, hier bis halb sechs herumzuhocken. Also gehe ich eben mit dir mit.« Und nach einer kleinen Pause, in der ich sie nur entgeistert anstarren kann, fügt sie mit vor Ironie triefender Stimme hinzu: »Ich wollte schon immer mal wissen, was richtige Jungs so tun.«
»Vergiss es!«, knurre ich sie an.
»Dann eben nicht.« Sie legt den Zeigefinger auf unseren Klingelknopf und lässt mich dabei nicht aus den Augen. »Muss ich wohl hierbleiben und mich ganz schrecklich langweilen …«
Ich zähle innerlich bis zehn, hole tief Luft und fauche sie an: »Hölle! Komm halt mit.«
Du saublöde Zimtschnepfe!, füge ich in Gedanken hinzu.
Die Jungs begrüßen mich mit lautstarkem Hallo. Ganz besonders Buddy. Als ob wir Zwillinge wären, die bei der Geburt voneinander getrennt wurden und sich nun nach über zwölf Jahren endlich wiedergefunden hätten.
»Gut, dass du da bist, Luc. Mir geht der Allerwerteste nämlich so was von auf Grundeis. Boah, Kulle meint echt, ich soll mit dem alten Holländer ’ne Runde drehen. Du musst mir unbedingt das feuchte Händchen … ähm … die Donuttüte halten.«
Buddy ist so neben der Spur, dass er Nicola gar nicht wahrnimmt, die hinter mir auf der Bildfläche erschienen ist und sich mit gerümpfter Nase umschaut.
»Ach, ihr trefft euch hier zum Fahrradfahren . Wie spannend!« Ihr Grinsen ist dermaßen spöttisch, dass ich kurz mit dem Gedanken spiele, sie auf mein BMX zu setzen und durch die Tonkuhlenhölle zu schicken.
»Nicola? Was willst du denn hier?« Justus hat sie natürlich sofort bemerkt. Und nun glotzen auch Tarik und Kulle zu uns herüber.
»Oh, hast du eine Freundin mitgebracht?«, smilt Kulle mich augenzwinkernd an.
»Bestimmt nicht!«, schnauze ich zurück.
»Wollte mal sehen, was echte Jungs in ihrer Freizeit so tun«, faucht Nicola in Justus’ Richtung.
Justus runzelt die Augenbrauen, während Buddy sichtlich begeistert von Nicolas Auftauchen ist. Er strahlt sie an, dass man meinen könnte, er sei verknallt in sie. »Hi, Nicola. Ich wusste gar nicht, dass du dich fürs Biken interessierst!«
»Ihr kennt euch alle?«, frage ich erstaunt.
Nicola schaut mich an, als ob ich ein entlaufener Irrer bin. »Hallo? Wir gehen zum selben Gymnasium. Wir wohnen in derselben Stadt. Wir sind im selben Alter. Wie soll man sich da bitte schön nicht kennen?!«
Während ich merke, wie mir die Röte den Hals hochkriecht, pampt Tarik zurück: »Weil ich vielleicht nicht auf euer Angebergymnasium gehe?
Weitere Kostenlose Bücher