Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten
Weil Luc vielleicht gerade erst hierhergezogen ist? Weil Kulle vielleicht längst nicht mehr zur Schule geht? Und weil wir vielleicht keinen Bock auf Mädchen in unserer Tonkuhle haben?«
Gut gekontert, Tarik, freue ich mich innerlich.
Leider ist diese Nicola mit ihren halblangen roten Haaren unter der Mütze und den unschuldigen blauen Augen extrem begabt im Zurückkontern. »In eurer Tonkuhle? Wo steht das? Auf deinem Arsch?!«
Alter Falter!
Im nächsten Moment hat Tarik die Jeans runtergezogen und streckt ihr sein blankes Hinterteil entgegen. »Komm näher, wenn du dich traust, dann kannst du es lesen.«
Boah! Was geht hier denn ab?
Buddy kichert peinlich berührt und auch Justus springen fast die Pupillen aus den Augen. Nur Kulle scheint das Ganze hier köstlich zu amüsieren.
Als Nicola gleich darauf ganz nah an Tariks Hintern herantritt und so tut, als ob sie davon ablesen würde »Ich gehöre einer Clique von möchtegerncoolen Typen an!«, klatscht Kulle begeistert in die Hände und ruft: »Das Mädchen gefällt mir!«
Tarik zieht mit einem Ruck die Hose wieder hoch und springt zu Nicola herum. »Haha«, knurrt er, »wenn du es so draufhast, traust du dich bestimmt, eine Runde durch die Tonkuhle zu drehen!«
Nicola nickt. »Eine meiner leichtesten Übungen. Leider hab ich kein Rad dabei.«
»Du kannst meins nehmen«, grinst er falsch.
Kurz zögert Nicola, und ich bin mir sicher, dass sie den Schwanz einklemmt. Doch dann strafft sie die Schultern. »Wer von euch leiht mir seinen Helm?«
Buddy will ihr sofort seinen reichen, doch der ist eindeutig zu groß. Justus scheint wenig begeistert von ihrem Vorhaben zu sein und Kulle sagt ehrlich: »Nicola, du, dein Mut in allen Ehren, ich ziehe echt den Hut vor dir. Aber so völlig ungeübt durch die Tonkuhle zu fahren, ist kein guter Plan.«
Nicola lächelt ihn engelsgleich an. »Wer sagt denn, dass ich ungeübt bin?«
»Bist du nicht?«, frage ich.
Sie zieht die linke Schulter hoch. »Wenn ich keinen Helm bekomme, dann werdet ihr es nie erfahren.«
»Nimm meinen!«, sagt Justus. »Der ist wenigstens von allerbester Qualität – falls du stürzen solltest.«
Nicola zerrt sich die Mütze vom Kopf und lässt sie in ihrer Hosentasche verschwinden. Dann stülpt sie sich den Helm über, tippt sich an den Schirm und erklärt siegessicher: »Keine Angst, ich stürze nicht!«
Im selben Augenblick ist sie schon den ersten kleineren Berg hochgeradelt und schmeißt sich kurz darauf wie beim Speedway* vornüber ins Tal. Es folgt eine rasante Berg-und-Tal-Fahrt. Nicola lässt sich über eine kleinere Hügelgruppe tragen, fängt die Unebenheiten sicher mit den Armen ab. Da geht Tariks Bike auf einmal in Schräglage. Eine messerscharfe Kurve! Sie bremst leicht ab, verliert an Tempo, eiert herum.
»Gleich macht sie böse die Flatter«, krächzt Justus.
»Ihr hättet sie nicht fahren lassen dürfen«, plärrt Buddy. Mann, den muss es echt total erwischt haben, so wie der sich hier aufführt. »Wenn Nicola etwas passiert … Nee, echt, wir hätten das nicht zulassen dürfen.«
Der löst sich gleich in Tränen auf. Hundertprozentig!
»Dann soll sie nicht so ’ne große Lippe riskieren«, pfeift Tarik ihn an. »Keiner hat sie gezwungen.« Doch ganz so überzeugt hört er sich jetzt nicht mehr an.
Kulle sagt gar nichts. Dafür spricht sein Gesicht Bände. Bestimmt macht er sich tierische Vorwürfe – schließlich ist er der einzige Erwachsene hier und hätte Nicola die waghalsige Tour ausreden müssen.
Und ich, tja, ich gaffe wie blöd auf das schmale Mädchen, das Tariks Future-Bike nun wieder in den Griff bekommen hat – in wirklich allerletzter Sekunde. Ich sehe ihr staunend dabei zu, wie sie den nächsten Hügel ansteuert, steil geht es hinauf, so richtig, denn er ist der höchste von allen. Ich habe mich noch nicht getraut, ihn auch nur ins Visier zu nehmen. Doch Nicola strampelt die Steigung empor, als ob sie die Kräfte eines Zehnkämpfers in den Beinen hätte. Ganz oben stoppt sie und schaut zu uns hinunter.
Mach es nicht!, möchte ich ihr zurufen. Aber ich bringe vor Anspannung keinen Ton heraus.
»Scheiße«, keucht Tarik neben mir. »Das geht nicht gut …«
Buddy fängt an, auf der Stelle herumzuhüpfen. Dabei wedelt er wie bekloppt mit den Armen. »Nicola! Nicola! Fahr da bloß nicht runter! Hörst du? Bleib stehen!«
»Das bringt sie nicht«, sagt Justus, »sie blufft. Hundertpro lässt sie sich gleich auf der flachen Seite runterrollen
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