Super Nova (German Edition)
half mir bei dem Verkauf, Mutter leistete geradeso ihre Unterschrift – sie unterschrieb mit einem ihrer Pinsel.
Das war nun schon wie der vier Jahre her. Seitdem leb en wir auf dem Grundstück der Schreibers. Der Bungalow, der an ein Cottage erinnert, wurde zu einem richtigen Zuhause für uns. Seltsamerweise kümmerte sich Babette seit Beginn um dieses Häuschen, zumindest was die Gestaltung betrifft. Sie schmückt, wann immer es geht. Sie pflanzt und zieht überall Blumen und Kräuter; im Sommer duftete es im und ums Haus traumhaft schön. Der Efeu klettert in den Sommermonaten an meinem Terrassenfenste r entlang und an der Südseite wä chs t der rote Wein inzwischen bis ans Dach.
Wir fühlten uns vom ersten Augenblick an richtig wohl in dem kleinen Bungalow, der im Angesicht der riesigen neu gebauten Villa der Schr eibers fast untergeht . Torben hatte schon immer ein Faible für ausgefallene Architektur, was sich in seinem großen, glasig en, gelben Palast widerspiegelt .
Und dennoch, wenn er abends von der Kanz lei ko m mt, klopft er zuerst an unsere Tür, um dort gemütlich seinen Kaffee zu trinken, und selbst Rania verbrachte in der Vergangenheit mehr Zeit bei mir als in einem ihrer drei Zimmer.
Inzwischen war ich gespannt, was sie für diesen Abend geplant hatte, denn Tommy war sich zu Recht sicher: Einen Valentinstag ohne Party würde es für Rania nicht geben.
Ich hoffte nur inständig, dass sie nicht wieder versuchen würde, mich zu verkuppeln, denn das war ihre zweite Lieblingsbeschäft i gung – mich irgendwie unter die Haube zu bringen. Für heute hatte ich wenigstens eine gute Ausrede. Mein Körper tat mir so weh, dass ich für nichts auf der Welt zu einer Party gehen wollte. Rania wusste von meinen gelegentlichen Verletzungen und diese Ausrede würde sie akzeptieren müssen. Als Beweis hatte ich Blutergüsse am ganzen Körper vorzuweisen.
Ich fuhr Tommy an diesem Nachmittag erst nach Hause, bevor ich endlich selbst daheim ankam. Ich parkte unter dem großen Carport vor Torbens Villa, verschwand schnell in unserem Cottage und ging in mein Zimmer. Tommys Pralinenschachtel, die noch immer halb voll war, legte ich auf meinen weißen Nachttisch. Dann warf ich mich aufs Bett; welch eine Wohltat. Am liebsten wollte ich gar nicht mehr aufstehen. Irgendwie musste ich sogar eingeschlafen sein, denn ein dumpfes Pochen riss mich aus meinem friedlichen Schlaf. »Hey, aufstehen! Wieso schläfst du schon? Komm, auf, auf!
Raus aus den Federn!«
Rania, natürlich! Kunterbunt wie immer stand sie vor meinem Bett und schüttelte an meine r Decke. Sie hatte ihre langen dunklen Haare zu Zöpfen gebunden und trug ein pinkfarbenes Outfit, das an die bezaubernde Jeannie erinnerte – oder an eine Bauchtänzerin aus dem Orient. Die seidige Pumphose war im Reiterhosenstil und ging nur bis unter die Knie. Um ihre Hüfte trug sie einen klirrenden goldenen Gürtel mit Münzapplikationen. Die pinkfarbene Bluse war am Bauch zusammengeknotet und gewährte einen tiefen Einblick. Zudem war Rania überall mit Schmuck behangen, noch mehr als üblich. »Weißt du, was heute für ein Tag ist?«
»Au, aua … Fasching?«, stöhnte ich im Hinblick auf ihr Outfit.
»Aua, Fasching? Nein, du Schlafmütze, Valentinstag!«, klärte sie mic h auf und ihr Blick blieb an der Pralinenschachtel hängen .
»Ah, du weißt es also doch. Darf ich raten, von wem das Herz ist? Nun, ich würde mal sagen … von Tommy?«
»Von wem sonst?« Gequält erhob ich mich und griff unbewusst an meine schmerzende Schulter.
»Mit dir stimmt doch was nicht, oder?«, erku ndigte sich Rania und kam näher. Sie sah mich voller Sorge an.
Ich brachte nur ein karges » Mhmm « heraus und musste erst mal versuchen, meine Gedanken zu ordnen. Instinktiv griff sie an meinen Wollpullover und zog ihn mir blitzschnell über den Kopf. Nur mit einem Bustier bekleidet, zeigte sich schnell die ganze Wahrheit
»OH – MEIN – GOTT!«, rief Rania und hielt sich die Hand vor den Mund. Auch ich blickte erschrocken an meinen bloßen Armen herab, die inzwischen mehr Blau und Dunkellila in sich trugen als den üblichen hellen Teint, den ich im Winter hatte. Ich war überall von Hämatomen gezeichnet. Beide Arme – von den Schultern abwärts bis zu den Handgelenken – waren übersät mit Blutergüssen. Heute Morgen unter der Dusche war es nicht annähernd so schlimm gewesen.
»Wann um alles in der Welt …«, begann Rania und sprach nicht weiter.
»Heute Nacht, wie
Weitere Kostenlose Bücher