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Super Sad True Love Story

Super Sad True Love Story

Titel: Super Sad True Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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hübsche, wenn auch ein wenig rundliche, breithüftige Frau, die sich vorm Kirchenportal bekreuzigte und ihre Faust küsste; ihre Bonität blinkte auf dem nächsten Kreditmast auf: abgrundtiefe 670.   Ich wollte sie ansprechen, ihr die Narrheit ihrer Religion vor Augen führen, ihre Ernährungsweise ändern, ihr helfen, weniger für Make-up und andere Nebensächlichkeiten auszugeben, sie dazu bringen, statt einer schlimm durchlöcherten Gottheit jeden biologischen Augenblick zu ehren, der ihr vergönnt war. Außerdem wollte ich sie aus irgendeinem Grund küssen, das Leben spüren, das durch diese vollen katholischen Lippen pulsierte, mich an den Primat des Animalischen erinnern, an meine Zeit in Rom.
    Ich musste meinen Stresspegel herunterfahren, bevor ich meine Freunde traf. Auf dem Weg zur Fähre skandierteich Punkt 4 vor mich hin, sich um Freunde kümmern, sich um Freunde kümmern, denn ich brauchte sie an meiner Seite, wenn der Rettungswagen der «Amerikanischen Medezinischen [sic] Versorgung» irgendwann meinetwegen vor der Grand Street 575 halten würde. Im Widerspruch zu meiner Überzeugung, dass jedes Leben, das mit dem Tod endet, im Grunde sinnlos ist, war es mir ein Anliegen, dass meine Freunde den Plastiksack öffneten und einen letzten Blick auf mich warfen. Irgendjemand musste sich an mich erinnern, und waren es im riesigen Wartesaal der Zeit auch nur ein paar weitere Minuten.
    Mein Äppärät machte
ping
.
     
    CrisisNet: DOLLAR VERLIERT AN DER LONDONER BÖRSE ÜBER 3   % UND SCHLIESST AUF HISTORISCHEM TIEFSTWERT VON $   8,64   PRO EURO VOR US-BESUCH DES CHINESISCHEN ZENTRALBANKCHEFS; LIBOR-SATZ FÄLLT UM 57   BASISPUNKTE; DOLLAR GEGENÜBER YUAN UM 2,3   % ABGEWERTET AUF 1 ¥ = $   4,90
     
    Ich musste wirklich mal herauskriegen, was dieses LIBO R-Dings war und wieso es um 57   Basispunkte fiel. Aber mal ehrlich: wie wenig mich diese komplizierten ökonomischen Details interessierten! Wie gern ich mich anstelle dieser Fakten einem stinkigen alten Buch oder dem Schoß eines hübschen jungen Mädchens widmen würde! Warum war ich nicht in eine bessere Welt hineingeboren worden?
    Die Nationalgarde war in großer Stärke am Fährterminal der Staten Island Ferry aufmarschiert. Eine Horde armer Sachbearbeiterinnen in weißen Turnschuhen, die knackenden Knöchel von durchsichtigen Strumpfhosen bedeckt, wartete geduldig vor den Sandsäcken eines Checkpointsam Einstieg zur Fähre. Ein Schild der Amerikanischen Restaurationsregierung warnte uns, es sei «VERBOTEN, DIE EXISTENZ DIESES CHECKPOINTS (DES «OBJEKTS») ZUR KENNTNIS ZU NEHMEN. INDEM SIE DIESES SCHILD LESEN, LEUGNEN SIE DIE EXISTENZ DES OBJEKTS UND STIMMEN DIESER VEREINBARUNG ZU.» Gelegentlich wurde jemand von uns an die Seite gezerrt, und ich machte mir Sorgen wegen des Otters, der mich in Rom kaltgestellt hatte, wegen des Arschlochs, von dem ich im Flugzeug gefilmt worden war, wegen des Sternchens, das sich weiterhin zeigte, wenn auf den Kreditmasten meine stattliche Bonität aufleuchtete, wegen der immer noch verschwundenen Nettie Fine (keine Antwort auf meine täglichen Nachrichten, und wenn sie meine amerikanische Mama drankriegen konnten, wie viel eher dann noch meine
wirklichen
Eltern?). Männer in Zivil scannten unsere Körper und unsere Äppäräte mit einem Gerät, das wie ein kleiner Schlauchfortsatz eines altmodischen Electrolux-Staubsaugers aussah, und forderten uns auf, ihr Tun gleichzeitig zu leugnen und ihm zuzustimmen. Die Passagiere nahmen das offenbar ganz selbstverständlich hin, besonders still und folgsam die coolen Kids aus Staten Island, die in ihren Kapuzenpullovern ein wenig bibberten. Ich hörte, wie einige junge Farbige einander zuflüsterten: «Leugnen, Mann, und zustimmen», aber die älteren Frauen brachten sie rasch zum Schweigen, indem sie «Restau’tions’gierung!» und «Gibt gleich was aufs Maul, Junge» zischten.
    Vielleicht hatte Howard Shu es hingebogen, jedenfalls wurde ich am Checkpoint nicht angehalten.
    Nachdem ich auf der anderen Seite von Bord gegangen war, holte ich tief Luft für den Fußmarsch über Staten Island. Die Hauptstraße, der Victory Boulevard, steigt steil an wie die Straßen von San Francisco. Diese Teile von StatenIsland   – St.   George und Tompkinsville – waren mal total abgemeldet gewesen. Hier wurden bloß arme Immigranten angespült, aus Polen, Thailand, Sri Lanka und vor allem Mexiko. Sie arbeiteten in den Restaurants der jeweiligen Landesküche und betrieben außerdem

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