Super Sad True Love Story

paar Arme, die im Süden von diesem Wapachung-Krisendings angeheuert wurden, für das auch Lenny arbeitet, und denen ist egal, wen sie töten. Er und seine Freunde nennen sich Aziz’ Armee, wegen des Busfahrers, der im Central Park erschossen wurde, das ist der, den ich mit Lenny zusammen gesehen hab. Ichhab David gesagt, ich möchte nicht politisch werden, aber dann hat er mir aufgeschrieben, was sie an Vorräten brauchen, z.   B. Thunfischdosen und Bohnen und Feuchttücher für Babys und so Zeugs, und ich frage mich, ob ich sie ihm nicht besorgen soll, obwohl mein AlliedWaste-Konto total am Limit ist. Vielleicht sollte ich Lenny um Hilfe bitten, aber aus irgendeinem Grund möchte ich nicht, dass er von David erfährt, auch wenn wir bloß ganz normal befreundet sind.
    Wie sie das da jedenfalls auf die Beine gestellt haben, ist echt erstaunlich. Es ist ein winzig kleiner Park, aber irgendwie wird jede Ecke genutzt. Auf der ehemaligen Hundewiese spielen jetzt lauter NIEDLICHE  und ERSTAUNLICH SAUBER AUSSEHENDE Kinder mit einem alten Basketball Fußball. Vielleicht sollte ich ihnen mal einen richtigen Fußball bei Paragon besorgen. Das Essen wird aus Nahrungsresten in Mülleimern recycelt, was zwar ein bisschen eklig ist, aber im Grunde schmeißen Leute wie Lenny so viel weg, dass David sagte, man könne von dem, was ein Kredittyp aus dem East Village von seinem Abendessen wegwirft, zehn Mahlzeiten zubereiten. Die sind so gut organisiert, es erinnert mich an meine Familie, als ich klein war. Jeder, egal wie alt oder jung, hat eine Aufgabe, jeder muss seinen Beitrag leisten, auch die versnobten Kredit- und Medientypen, die ihre Jobs verloren haben und jetzt im Park leben. Und wenn nicht – Pech gehabt, dann fliegt man raus.
    Irgendwie dachte ich dabei ganz nostalgisch an diese Unterkunft für verschleppte Albanerinnen, in der ich in Rom gearbeitet habe. Lenny sagt, er ist deswegen stolz auf mich, aber dann redet er immer von ALGERIERINNEN  oder AFRIKANERINNEN anstatt von Albanerinnen, als ob das cooler klingt. David jedoch wusste gleich, wovon ich rede. Interessant: Leute, die eine Menge durchgemacht haben, haben immer so einen kindlichen Gesichtsausdruck.
    Jedenfalls hat David gemeint, ich bräuchte keine weiteren Selbstsicherheits-Seminare belegen, wie ich es eigentlich an der Columbia vorhatte, sondern sollte lieber im Park helfen. Ich habe ja gesagt, aber irgendwie will ich da nicht meine Schwester treffen, ich weiß auch nicht, wieso. Vielleicht weil «Die Heilige spielen» eher IHR Revier ist, in mir soll sie lieber die Beschützerin der Familie sehen.
    Aber es gibt so viel zu tun, mir wird ganz schwindlig. Die Nagetiere sind sie fast gänzlich losgeworden, aber Gesundheit ist immer noch das Hauptproblem, deshalb stehen in verschiedenen Ecken des Parks so Zelte mit Stoffschildern, « DIPHTHERIE » . (TOTAL ansteckend), « TYPHUS » . (rote Flecken auf der Brust, igitt), « PELLAGRA » . (Selbsterinnerung: muss mir von Lenny Vitamin B 3 holen), « ASTHMA » . (werde Lennys alte Inhalatoren nehmen, in manchen ist noch was drin), « DEHYDRATION » . (so schnell wie möglich weitere Wasserflaschen), « KLEIDERWÄSCHE UND HYGIENE » . (da werde ich nächste Woche aushelfen), « UNTERERNÄHRUNG ». Die Unterernährung kommt vor allem von Straucherbsen und Reis, das ist beides nämlich billig, und hier sind so viele Leute aus der Karibik, aber als Spende können sie natürlich alles gebrauchen. Sie haben sogar einen GlobalTeens-Account unter «aziz armee», falls du ein paar ¥ spenden willst.
    Vielleicht sollte ich meinen Vater herschleppen, damit er ihnen ein bisschen helfen kann, weil er doch Mediziner ist? Als ich noch zur Schule ging, wollte ich mal in seiner Praxis aushelfen, aber er fand, ich würde nichts taugen, obwohl ich mich doch so angestrengt und alle seine Krankenakten in den Computer eingegeben hatte, niemand kann nämlich seine Handschrift lesen, und ich hatte sogar das Praxis-WC von oben bis unten geputzt, weil meine Mutter manchmal so fahrig ist und irgendwelche Winkel übersieht.
    Weißt du, Lenny ist so nett zu mir, dass ich manchmalnicht mehr wachsam bin und mit ihm rede wie mit einem Freund, aber du bist immer noch meine allereinzigste beste und treuste Freundin, Pony. Aber trotzdem liebe ich ihn so. Argh. Jetzt habe ich es gesagt. Manchmal bringe ich es fertig, ihn morgens, wenn er schläft, eine halbe Stunde anzuschauen, und lege den Arm um ihn und ziehe ihn ganz dicht an mich ran, und er